Kapitel 29

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Wir gingen nun schon eine Weile nebeneinander her und Sprachen kaum ein Wort. Es war aber keine erdrückende Stille, vielmehr genoss ich es. Wir waren in einem kleinen Park, sodass nun auch keinerlei Autos mehr zu hören waren. Das einzige was ich hörte war der Wind und ein paar Tiere, die sich hier herum trieben. Ich habe keine Ahnung wie lange wir schon herum liefen aber meine Beine wurden mittlerweile etwas müde und ich wurde immer langsamer.

Josh schien das zu bemerken und drehte sich zu mir: " Da vorne ist eine Bank. Wollen wir uns da vielleicht kurz hinsetzen?". Immer noch still, nickte ich.

Seitdem Josh mich vorhin gefragt hatte, warum ich nie Auto fahren will, fühle ich mich irgendwie leer. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Es ist eher als...als würde ich gar nichts mehr fühlen.

Als wir die Bank erreicht hatten, setzten wir uns.

"Rose, du zitterst ja total. Ist dir kalt? Hier, nimm meine Jacke.", stellte Josh fest und legte mir seine Jacke um die Schultern und sofort nahm ich seinen angenehm süßlichen Duft wahr.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich zitterte und mir wirklich kalt war. Erst als Josh es aussprach, spürte ich wie sich die Kälte in meinem Körper breit machte.

Ich drehte mich zu Josh um und schaute ihm ein weiteres Mal diesen Abend in seine blauen Augen.

"Ich habe Angst.", flüsterte ich leise und meine Worte waren trotz der Stille kaum zu verstehen. Doch Josh schien sie verstanden zu haben.

"Wovor hast du Angst?", fragte er ruhig und obwohl ich weiß, dass er wirklich neugierig war, fühlte ich mich von seiner frage nicht bedrängt.

Sollte ich es ihm wirklich erzählen? Konnte ich ihm schon so weit vertrauen? Doch nach einen weiteren Blick in seine wunderschönen Augen, die nichts als Ehrlichkeit und Besorgnis ausstrahlten, fühlte ich mich bestärkt. "Ich habe Angst, Auto zu fahren....Ich meine, es war nicht immer so....aaber nachdem...", ich konnte nicht weiter sprechen. Mir fiel es noch immer schwer, das Vergangene zu verarbeiten und es auch noch laut auszusprechen war noch viel schwerer. Immer mehr Tränen fanden ihren Weg auf meine Wangen. Josh versuchte vorsichtig einige meiner Tränen wegzuwischen und doch durch seine Berührung wurde mir etwas wärmer und ich spürte kurz ein kleines Kribbeln in meinem Bauch, doch es war nutzlos, denn es kamen immer wieder neue.

"Schon gut, Rose. Du musst es mir nicht sagen."

"Ich will aber.", nach ein paar weiteren Schluchzern, versuchte ich mich wieder zu fangen und meine Geschichte erneut zu erzählen: " Mein Dad ist vor ein ein halb Jahren bei einem Autounfall gestorben. Unsere Familie wollte an diesen Abend Pizza machen. Doch als wir schon dabei waren die Pizza zu belegen fiel uns auf, dass wir keine Salami mehr hatten. Salamipizza war die Lieblingspizza von Dad und mir und deshalb beschlossen wir, zum Supermarkt zu fahren und noch welche zu kaufen. Auf den Rückweg hat uns irgend so ein Idiot die Vorfahrt genommen. Er ist viel zu schnell gefahren... Ich...ich verstehe es immer noch nicht...warum musste Dad sterben? Warum durfte er nicht weiter leben? Ich fühle mich so schuldig, ich erlitt bei den Unfall nur einen gebrochen Arm und eine Kopfverletzung, sodass ich ein paar Tage im Koma lag aber das ist nichts zu dem, was mein Dad erleiden musste." Während ich das erzählte, schaute ich Josh die ganze Zeit in seine blauen Augen. Ich weiß nicht warum aber ich glaube durch die Sorge, die sich in seinen Augen widerspiegelte, fand ich den Mut, ihm davon zu erzählen.

Ich hatte noch nie jemanden davon erzählt. Diejenigen, die davon wussten, haben es von anderen erfahren. Es war unglaublich schwer von den Unfall zu erzählen aber es tat auch gut.

Ich spürte, dass Josh nicht so recht wusste, was er machen sollte aber schließlich sprach er: "Rose, hör mir zu. Ich weiß, dass das, was dir widerfahren ist schrecklich ist und ich denke ich kann nicht einmal annähernd wissen, wie du dich dabei fühlst aber denk daran, dass es nicht deine Schuld war. Ich kann verstehen, dass du dich fragst, warum du und nicht er weiterleben durfte. Doch ich denke es ist dein Schicksal, dass du überlebt hast. Es ist eine zweite Chance, die du ergreifen musst. Nutz diese Chance und lebe dein Leben so, wie du es dir vorstellst. Es bringt niemanden etwas, wenn du dir dein ganzes Leben nur Vorwürfe für etwas machst, wo du überhaupt nichts für kannst. Denk daran, was dein Dad wollen würde. Er würde bestimmt nicht wollen, dass du hier sitzt und dir weiterhin die Schuld an seinen Tod gibst."

Ich konnte in diesen Moment nichts sagen, denn ich war einfach viel zu überwältigt von seinen Worten. Mir fiel schließlich nichts anderes ein, als ihn zu umarmen. Er war angenehm warm und als er schließlich auch zögerlich seine Arme um mich legte, fühlte ich mich so gleich geborgen.

Wir saßen noch eine weile auf der Parkbank und schwiegen einfach. Josh hatte mich während der ganzen Zeit kein einziges Mal los gelassen und ich war froh darüber, denn einerseits war es einfach wärmer und so war mir nicht ganz so kalt aber andererseits spendete mir seine Umarmung auch Mut und Trost.

Nach einiger Zeit sagte Josh, dass wir lieber nach Hause gehen sollten, da es schon ziemlich spät sei und so machten wir uns auf den Rückweg. Zuhause verabschiedete ich mich schließlich von Josh mit einer Umarmung und bedankte mich noch einmal bei ihm.

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