Kapitel 20

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Zwei Wochen später

Die letzten zwei Wochen waren ziemlich öde. Emily unternahm nur noch was mit Nico. Mich beachtete sie dabei kaum. Ich weiß auch nicht, wann ich mich das letzte Mal richtig mit ihr unterhalten habe. Klar könnte man jetzt denken, dass ich nur übertreibe und eifersüchtig bin und vielleicht bin ich auch ein bisschen eifersüchtig aber es wäre ja auch schon nett von ihr, wenn sie wenigstens zwischendurch in den Pausen noch mit mir reden und nicht nur an Nicos Lippen hängen würde.
Dan war in letzter Zeit auch oft bei seinen anderen Kumpels. Er sagt mir zwar fast jedes Mal, wenn er etwas mit ihnen unternimmt, dass ich mitkommen kann aber jedes Mal, wenn ich mitkomme, fühle ich mich wie das fünfte Rad am Wagen. Ich konnte fast nie bei ihren Gesprächen mit reden, da sie über so typische Jungs-Themen, wie Autos oder Fußball redeten. Aus diesem Grund war ich auch nur selten bei ihren Treffen dabei.
Immer wieder hatte ich Langeweile, denn selbst in der Schule bekamen wir kaum noch Hausaufgaben auf oder mussten für Klausuren lernen. Meine einzige Beschäftigung im Moment war, mich um Lia zu kümmern, da Mum arbeiten war und Taylor das nicht machen würde, essen zu kochen, zu putzen und Netflix zu suchten...ich weiß, ich habe wirklich ein spannendes Leben.

Müde, wie auch in den letzten Tagen, verabschiedete ich mich von meinen gemütlich, warmen Bett, bis ich es heute Abend wieder sehen würde. Immer öfter wurde ich mittlerweile von Albträumen heim gesucht, sodass ich schon wirklich Angst habe, schlafen zu gehen.
Nachdem ich meine langen braunen Haare glatt gebürstet und mir eine schwarze Hose und einen schwarzen Pulli übergezogen habe, ging ich nach unten und setzte mich still zu Mum und Taylor an den Frühstückstisch.

„Lia geht heute nach dem Kindergarten mit zu Joleen. Kann einer von euch sie heute Abend wieder abholen? Mike und ich wollten heute Abend noch essen gehen und anschließend ins Kino.", während sie das sagte, schaute sie vor allem mich an. War ja auch klar, dass Taylor diese Aufgabe nicht übernehmen wird, wenn ich auch noch da bin und das machen könnte. Also nickte ich nur und machte mich anschließend auf den Weg zur Schule.

Als ich in der Schule ankam, lief es auch nicht anders ab als die Tage davor. Vor Schulbeginn stellte ich mich zu den Freunden von Dan, wo auch er selbst und Em standen.

„Naa Süße, wie geht's.", begrüßte mich Dan.

„Gut.", log ich emotionslos. Ich spürte zwar den skeptischen Blick von meinem besten Freund, ignorierte ihn aber.

Emily hatte heute noch nicht einmal bemerkt, dass ich gekommen bin und machte lieber weiter mit Nico rum.

Ding. Dang. Dong.

Die Schulglocke. Das hieß dann wohl, dass ich mich zu unseren Klassenraum begeben sollte.
Ausgerechnet heute bekamen wir auch noch den Englischtest wieder, den wir vor einer Woche geschrieben haben. Natürlich habe ich ihn ziemlich schlecht geschrieben. Aber was war auch anderes zu erwarten? Ich kann mich in der Schule kaum noch konzentrieren, da ich kaum noch schlief.

Der Rest des Schultages verlief auch nicht besser. In den Pausen saß ich zwar bei meinen Freunden aber Emily war wieder mit Nico beschäftigt und von Daniels Freunden wurde ich auch nicht weiter beachtet. Nur Dan redete zwischendurch mal mit mir.
Selbst während des Unterrichts konnte ich mich nicht mehr richtig mit Em unterhalten, da sie wirklich durchgängig von Nico schwärmte.

Als die Schulglocke erneut zu hören war und uns endlich für den Rest des Tages frei gab, machte ich mich langsam auf den Weg nach Hause. Doch gerade als ich los gelaufen bin sah ich wie ein junger Mann gerade auf der anderen Seite der Straße versuchte ein kleines Mädchen, das etwa drei Jahre alt war und weinte, zu beruhigen. Schließlich hob der Mann das Mädchen hoch und setzte es auf seine Schultern. Kurz darauf war das Mädchen wieder glücklich und lachte.
Augenblicklich schossen mir Tränen in die Augen. Ich konnte es nicht verhindern, denn diese Situation erinnerte mich an meinen Dad. Jedes Mal wenn ich damals geweint habe, hat er versucht mich wieder auf zu heitern und hat sich immer neue Sachen ausgedacht, wie er mich wieder glücklich machen konnte. Manchmal hat er mir ein Eis gekauft und ein anderes Mal hat er mir einfach einen Witz erzählt oder mich in den Arm genommen.

Ich vermisse ihn einfach.

Ich achtete kaum auf meine Umgebung, während ich in der Vergangenheit schwelgte, bis ein Auto neben mir anhielt.

„Hey Rose, alles in Ordnung? Was ist denn los?", fragte mich plötzlich jemand.

Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es Josh war. Na toll, der hat mir gerade noch gefehlt. Schnell wischte ich mir ein paar von meinen Tränen weg und antwortete: „Jaja, alles bestens."

Damit es etwas glaubwürdiger rüber kam, setzte ich mein bestes Fake-Lächeln auf.

„Bist du dir sicher, dass alles okay ist? Soll ich dich vielleicht mit nehmen? Ich wollte mich sowieso noch mit Taylor treffen."

„Nein, nein brauchst du wirklich nicht. Mir geht es gut."

Ich konnte erkennen, dass Josh mir nicht glaubte aber mal ehrlich wer würde auch einen Mädchen glauben, dass weinend durch die Straßen rennt und behauptet, dass es ihr gut gehe?

„Okay, wenn du meinst....aber Rose wenn irgendwas ist kannst du jeder Zeit zu mir kommen und mit mir reden, okay?"

Als Antwort nickte ich nur. Josh wollte gerade weiter fahren als ich ihm noch hinterher rief: „Warte noch kurz..", sofort schaute Josh mich wieder an, „kannst du mir versprechen, dass du Taylor nichts davon erzählst?"

Ich wollte einfach nicht, dass mein Bruder erfuhr wie scheiße es mir ging. Er würde sich nur wieder Sorgen machen und das wollte ich nicht. Genauso wie ich, hatte er in den letzten Monaten schon genug mit Dads Tod zu kämpfen.

„Versprochen."



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