3. Kapitel

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Etwas über einen Monat später klingelt er schlechtgelaunt und verschwitzt an der Haustür eines eleganten, relativ großen Altbaus, der ein Stückchen außerhalb der Stadt liegt. Die Straßen sind hier breiter, die Luft frischer, die Menschen älter.

Er war lang nicht mehr hier.

Bruce sitzt vor ihm und spitzt die Ohren, als man es hinter der Haustür rumpeln hört. Auch Clifford reißt den Kopf zum Geräusch herum und hört auf, mit dem Schweif zu wedeln, um sich auf die Laute zu konzentrieren.

Wenige Momente später wird die Tür geöffnet und eine schlanke, braun gebrannte Frau begrüßt sie mit einem strahlenden Lächeln. „Heyy!"

Beide Hunde springen vor Aufregung sofort auf und stürzen zu ihr, sodass sie sich hinunterbeugt und versucht, beide gleichzeitig mit der gleichen Menge an Aufmerksamkeit zu versorgen.

„Hallo, meine Jungs! Hallo!", gurrt sie in einer höheren Tonlage und presst die Lippen zusammen, als Clifford die Zunge nach ihrem Gesicht ausstreckt. „Hallo!"

Louis muss automatisch auch lächeln, zieht aber Cliff an der Leine zurück. „Nicht so eilig, Großer. Du hast noch genug Zeit, später über sie herzufallen."

Die Frau lacht und rubbelt erneut über beide Hundeköpfe. „Das stimmt, meine Babys. Wir haben das ganze Wochenende." Sie bückt sich erneut zu Bruce hinunter und krault seine Ohren ausgiebig. „Es ist so schön, dich wieder hier zu haben, mein Baby Boy."

Der Goldendoodle hatte einmal ihr gehört, aber durch ein Jahr im Ausland hat sie Bruce bei Louis abgegeben. Danach ist sie wegen des Modelns oft durch die Welt gereist, gerade zu Beginn ihrer Karriere konnte sie es sich nicht leisten, Jobs abzusagen, weil sie auf ihren Hund aufpassen musste.

So hat Louis angeboten, den Racker bei sich aufzunehmen, bis bei ihr etwas Ruhe eingekehrt war.

Das endete allerdings darin, dass Clifford, den Louis im Dezember 2015 zu sich geholt hatte, und Bruce überhaupt nicht mehr getrennt werden konnten. Beide haben das Futter verweigert und sich den ganzen Tag lang in ihren Körbchen verkrochen.

Also entschieden sie schlussendlich, Bruce bei Louis einziehen zu lassen, Louis die Hunde aber regelmäßig bei ihr vorbeibringen würde.

Das hat fünf Monate lang einwandfrei funktioniert.

Sie waren zu dritt oder viert mindestens ein Mal in der Woche hier, Louis war glücklich, sie war glücklich, Bruce und Cliff waren glücklich.

Dann ist Louis plötzlich nicht zum wöchentlichen Treffen gekommen, hat ihr nicht mehr geantwortet und mitten in der Woche um 1 Uhr morgens beide Hunde bei ihr abgeliefert. Louis rechnet es seiner alten Freundin hoch an, dass sie keine Fragen gestellt hat, wieso sein Gesicht so geschwollen war oder wieso er bei strömendem Regen im T-Shirt ohne Auto vor ihr steht.

Sie hat die Hunde einfach angenommen und ihn gefragt, ob er auf einen Tee reinkommen möchte.

Er hat nicht geantwortet, sich umgedreht und ist wieder nach Hause gelaufen. Gelaufen, ja. Es war ein langer Weg.

Drei Wochen lang hat er sich überhaupt nicht gemeldet. Dann stand er auf einmal vor ihrer Tür hat gefragt, wann er die Hunde wieder mitnehmen dürfte, und sich für sein plötzliches Auftauchen damals entschuldigt.

Seitdem sieht sie ihren Bruce seltener.

Louis kann menschliche Nähe nicht ertragen und allein der Gedanke, eine Konversation führen zu müssen, hat ihm Bauchschmerzen bereitet.

Also holt das Model die Hunde ein Mal im Monat ab.

Er sagte ihr, er ist mit der Uni und dem Nebenjob so viel beschäftigt, dass sie ihn deshalb nie trifft, wenn sie die Hunde holt, aber in Wirklichkeit flieht er jedes Mal mit einer Zigarette in den Garten, wenn sie ihm schreibt, dass sie losfährt, um zu ihm zu kommen.

Trying To Remember How It Feels To Have A HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt