Kapitel 5

190 8 10
                                    

Professor McGonagall

Wie jeden Freitag, saß ich in den Abendstunden im Büro des Schulleiters. Dies war über die Jahre, in denen wir zusammen an der Schule arbeiten, zu einer Art Tradition geworden. Wir unterhielten uns über die Schüler, der jeweiligen Häuser, über andere Lehrer oder Geschehnisse, die um uns herum passiert waren, ohne dass wir sie hätten mitbekommen sollten. Und ohne dass man es glauben vermochte, wir hatten den einen oder anderen Galeonen auf etwas verwettet.

„Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass Sie sich wirklich für James Potter entscheiden, Professor. Ich hätte eine Menge Galeonen darauf verwettet, dass es Remus Lupin werden würde oder jemand, aus einem ganz anderen Haus", in meiner Stimme klang mehr als nur Bedauern mit, denn ich hätte es Mr. Lupin mehr als gewünscht, dass er sich auch im letzten Jahr in Hogwarts für etwas gebraucht fühlte, so wie in den letzten Jahren, in denen er Vertrauensschüler von Gryffindor war.

„Minerva", Dumbledore sah mich über seine Halbmondbrille an und ein verschmitztes Grinsen war unter seinem langen Bart zu erahnen. „Mein Gefühl sagt mir, dass Mr. Potter genau der Richtige an der Seite von Ms. Evans ist. Und sie wird ihn zu Vernunft bringen können, spätestens wenn sie sich etwas in ihrer eigenen kleinen Wohnung eingelebt haben." Und wie, als hätte mich der Blitz getroffen, blickte ich meinen geschätzten Kollegen und Freund mit großen Augen in die seine. „Dumbledore, Sie werden es mir nicht glauben. Ich habe vergessen, ihnen zu erzählen, dass sie ab nun dort wohnen werden. Jetzt gerade wohnen sie noch in ihren alten Schlafsälen, wie auch die letzten sechs Jahre." Er lachte leise und auch ich entspannte mich etwas.

„Ich bin mir sicher, dass Sie einiges um die Ohren hatten, Minerva", ermutigte der Schulleiter mich zu meinem Fehler zu stehen und nahm einen tiefen Schluck seines Pfefferminztees. „Wie machen Sie sich denn als Schulsprecher, irgendwas mitbekommen?", neugierig hob sich seine Augenbraue über seine Brille und ich ließ mich in den Sitz nieder, um dort etwas ausatmen zu können. „Sie scheinen sich damit abgefunden zu haben, auch wenn es mir so scheint, als würde Lily Evans nicht sehr einverstanden damit sein, dass gerade James Potter ihr Partner sein soll."

Es war ein unbeschriebenes Gesetzt: James Potter liebte Lily Evans. Lily Evans hasste James Potter. Selbst im Lehrerzimmer machte dieses Gesetz keinen Halt und jeder unserer Kollegen versuchte es zu vermeiden, die Beiden auch nur zu Nahe zu einander zu lassen. Wir könnten keine weiteren Date-Fragen dulden, die Mr. Potter die letzten Jahre unternommen hatte.

„Die Rumtreiber", ich kräuselte meine Nase etwas bei den Worten, die mir auf der Zunge brannten. Hatte ich den Jungs eigenhändig diesen Namen verpasst, nachdem sie nachts auf den Treppenstufen zum Gryffindor Schlafsaal saßen und nicht reinkamen, weil sie nicht aufgepasst hatten was das Passwort war. Sie hatten sich ganz aufgeregt, da sie endlich in ihrem zweiten Jahr waren, darüber unterhalten, wie sie sich denn nennen könnten. „haben es geschafft, dass sich Remus Lupin auch ohne Madam Pomfreys Hilfe verwandeln kann. Sie sind super darin, ihn zu unterstützten."

Es war kein Geheimnis zwischen Albus und mir, dass Sirius Black, James Potter und Peter Pettigrew bei mir Unterricht genommen haben, um zu einem Animagi zu werden, doch keiner von uns sprach es je an. Es war einfach zu gefährlich für die Schule und auch für die Jungs und uns als Lehrer.

Eine ganze Weile sprachen wir noch über eine Menge, die in der ersten Woche des neuen Schuljahrs passiert war, bevor mich der Blick auf die Uhr auf eine spontane Idee brachte. „Meinen Sie, Professor, dass die Schüler noch wach sind? Dann könnten wir es ganz ohne viel Aufsehen hinter uns bringen, die Schulsprecher in ihr neues Gemach zu bringen" „Ganz wie Sie meinen, Minerva. Doch ich bin mir sicher, dass keiner ihrer Schüler schon im Bett liegt, nicht einmal die Rumtreiber", er zwinkerte mir zu und ich verließ mit einem dankenden Blick das Büro des Schulsprechers, um von dort aus auf direktem Weg zu dem Schlafsaal meines Hauses zu gelangen.

Das Portrait öffnete sich und als hätten sie mich noch nie gesehen, blickten die Rumtreiber zu mir hinüber und sahen ziemlich ertappt aus. „Professor McGonagall", Sirius Black war der Erste, der anfing mit mir zu sprechen und ich suchte den Raum nach Lily Evans ab, die jedoch schon in ihrem Schlafsaal verschwunden schien. „Ms. McDonald, würden Sie bitte Ms. Evans für mich hinunter holen?", lächelnd blickte ich zu der kleinen Schülerin, die noch immer zwischen Black und Pettigrew saß. „Ich müsste sie dringend sprechen." „Und Sie auch, Mr. Potter", dieser sah ziemlich verunsichert zwischen seinen Freunden hin und her, doch dies ließ mich nur die Schultern anspannen.

„Professor McGonagall", ertönte wenige Minuten später schon die Stimme meiner Musterschülerin Lily Evans, welche ich dankend anlächelte. „Ich weiß, dass es schon etwas über die Ausgangssperre hinausgeht. Doch ich würde Sie bitten, dass Sie ihre wichtigsten Dinge zusammenpacken. Ich würde Sie beide gerne in den Schulsprecherturm bringen, in dem Sie ab heute wohnen werden." Ernst blickte ich zwischen Evans und Potter hin und her, welche mich beide nur ungläubig ansahen.

Nach weiteren, gefühlt zehn Minuten, räusperte ich mich nochmals und sah beide bittend an. „Es würde so am wenigsten Aufsehen hervorrufen. Der Turm scheint bis heute weitgehendst versteckt zu sein, so dass nur die Vertrauensschüler selbst und Schulsprecher ihn kennen", das laute Schnaupen von Black ließ mich grinsen. „Und natürliche Ihre engsten Freunde."

Unter Murren und mit ihren Koffern in den Armen, folgten Mr. Potter und Ms. Evans mir durch die Gänge, die nachts ziemlich ruhig waren, fast gespenstisch ruhig für meinen Fall. „Es tut mir unheimlich leid, dass wir Sie erst am Ende dieser Woche in ihre neuen Schlafsäle bringen können. Es waren noch einige Umbauarbeiten zu machen, nachdem die letzten Schulsprecher den Raum ziemlich auseinander genommen hatten", murmelte ich nach einer Weile und blieb vor dem großen Portrait stehen, welches zu der neuen Wohnung der Beiden führte.

„Godric Gryffindor", das Portrait öffnete sich ohne weiteres Wort dessen und wir erreichten sofort den Gemeinschaftsraum, in welchem eine kleine Küchenseile verstaut wurde. „Sie können das Passwort ändern, wie oft und wann immer sie wollen. Genauso wie jene, vor ihren Schlafräumen. Jeder von Ihnen hat einen eigenen Raum, das Einzige was Sie sich teilen, werden der Gemeinschaftsraum und das WC sein. Haben Sie noch weitere Fragen, Mr. Potter, Ms. Evans?", auffordernd sah ich die Beiden an, die sich stillschweigend in dem riesigen Gemeinschaftsraum umsahen. Beide schüttelten jedoch ihren Kopf und ich nickte nochmals.

Aus dem Augenwinkel nahm ich jedoch wahr, dass Potter sich noch immer schwer damit tat, seinen verletzten Arm zu bewegen. „Ich mache mir Sorgen, Mr. Potter. Waren Sie nochmals bei Madam Pomfrey, damit Sie nach dem Arm sehen konnte?" Er schüttelte seinen Kopf, weshalb ich Evans an ihrem Arm festhielt und sie bittend ansah. „Könnten Sie, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein Auge auf Mr. Potter werfen? Ihn hat es ziemlich erwischt und er könnte es vertragen, wenn er die Salbe regelmäßig nehmen würde. Ich bitte Sie, Ms. Evans", besorgt blickte ich zwischen den Beiden hin und her und sie nickte ohne Wiederworte. Entweder wusste Sie was geschehen war, oder aber sie würde es einfach nicht tun, jedoch nichts sagen.

„Also, ich danke nochmals. Und es tut mir leid, für die späte Stunde. Gute Nacht", lächelte ich und ließ die Beiden in ihrem Turm alleine, um selbst in den Lehrerturm zu verschwinden, in dem meine eigene kleine Wohnung lag.


____

Ein etwas anderes Kapitel, meine Lieben. Ich hoffe dennoch, dass euch dieser kleine Einblick in McGonagalls Gedanken und Abendstunden gefallen haben.

Ich freue mich über jede Rückmeldung eurer Seits!

always,

ricvrdv

We have had the time of our lives || 𝐌𝐀𝐑𝐀𝐔𝐃𝐄𝐑𝐒 𝐄𝐑𝐀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt