We have had the time of our lives || 𝐌𝐀𝐑𝐀𝐔𝐃𝐄𝐑𝐒 𝐄𝐑𝐀

Kapitel 9

Lily Evans

Mary und Marlene hatten schnell nach Remus und Potter den Krankenflügen verlassen, weil Madam Pomfrey sie zum Abendessen schickte. Sie hatten mir geschworen etwas hochzubringen, aber mir war gar nicht nach Essen gewesen weshalb ich sie darum bat, mich den Abend über alleine zu lassen. Ich wollte meinen Gedanken nachhängen, das Erlebte verdauen und darüber nachdenken, was passiert war und wieso es soweit kommen musste.

Entnervt ließ ich mich in das unbequeme Krankenbett fallen und sah zu der hohen Decke, die schlicht Weiß gehalten war. Was hatte Potter damit gemeint, dass es immer nur um mich ging? Ich hatte mit keinen von beiden ein Wort gewechselt, bevor ich sie im Flur reden hörte. Ich hatte Severus nie danach gefragt, was er gegen Potter und seine Freunde hatte, ich habe es einfach so hingenommen, dass die Jungs sich nicht leiden konnte – es war bei uns Mädchen ja nicht anders gewesen, irgendwen mochte man und irgendwen auch wieder nicht.

Bei ihnen war es aber anders, sie hassten sich regelrecht. Sie konnten in keinem Raum zusammen sein, ohne sich anzugiften. Natürlich hatte ich bemerkt, dass die Rumtreiber weniger bis gar nicht mehr auf Severus rumhackten, aber eine gewisse Spannung lag noch immer in der Luft, wenn sie sich über den Weg liefen. Hatte Severus womöglich recht gehabt und James und seine Freunde, ausgenommen Remus, wollten mich nur ins Bett kriegen? Bei Sirius, bei dem konnte ich es mir regelrecht vorstellen. Er war ein Mädchenschwarm und würde nichts anbrennen lassen, wenn man sich ihm um den Hals werfen würde. Bei Peter, der war so in sich gezogen, dass ich bezweifelte, dass er je ein Mädchen abbekommen würde.

Potter. Potter war zwar ein arroganter Besserwisser, der sich oft auch größter machte als er war und er wusste, was er für eine Wirkung auf das weibliche Geschlecht hatte, aber ich hatte ihn nie so eingeschätzt, dass er Mädchen nur benutzte. Bis auf mit Hannah, dem Mädchen aus Ravenclaw, mit der er ein paar Monate gegangen war, hatte man Potter nie wieder mit einem anderen Mädchen Händchenhalten durch die Flure von Hogwarts laufen sehen. Er war eigentlich nur mir hinterhergerannt und hatte mich fast täglich auffällig und unauffällig nach einem Date gefragt.

Aber auch das hatte nachgelassen, eigentlich hatte er mir dieses Jahr bis jetzt nur einmal gefragt und das war am ersten Abend gewesen. Seitdem hatte er keine Anstalten gemacht. Ob er wohl verstanden hatte, dass ich nichts von ihm und seinen komischen Plänen wissen wollte? Zugegeben fehlten mir seine nervige Art sich an mich heranzumachen. In den letzten Wochen schien er wie ausgewechselt zu sein, war er nicht mehr so arrogant und selbstsicher wie vorher, sondern viel eher zurückhaltend und immer auf der Hut nicht zu viel mit mir zu reden.

Was hatte ich nur verpasst, war irgendwas in den Ferien passiert wieso er nicht mehr mit mir reden wollte? Immerhin hatte er in diesem Schuljahr die besten Voraussetzungen, mich ständig und überall nach einem Date zu fragen oder mich mit Fragen zu bombardieren. Wir hatten jedes Fach gemeinsam, mussten unseren Schulsprecherpflichten nachkommen und wir wohnten zusammen in einem Turm. Doch nichts davon schien ihn wirklich dazu veranlassen, mich nochmal nach einem Date zu fragen.

Lily, wieso ist es dir überhaupt so wichtig ob er dich nach einem Date fragt? Du würdest doch sowieso nein sagen, oder etwa nicht? Du konntest ihn noch nie richtig leiden und hattes nie das Bedürfnis ihm näher als nötig zu sein. Und jetzt verarztest du ihn schon und stellst dich vor ihn, wenn er sich mit Severus stritt. Bist du dir sicher was du da tust?

Meine Gedanken kreisten noch Stunden in meinem Kopf herum, wanderten von James zu Severus und zu den Rumtreibern, die mir ausgenommen von Peter, ziemlich ans Herz gewachsen waren. Zumindest irgendwie. An Peter Pettigrew konnte ich nicht so viel abgewinnen, auch wenn ich wusste, dass er wohl ein lieber Kerl war. Die besten Freunde würden wir sicherlich nicht mehr werden.