Kapitel 8

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James Potter

„WIE KANNST DU ES WAGEN SIE ANZUGREIFEN?", schrie ich durch den Flur und meine Füße trugen mich fast wie von selbst auf Severus Snape hinzu, welcher nun unbewaffnet auf dem Boden saß und mich nur ungläubig ansah, so als hätte er nicht gewusst was er da getan hatte. „Du hast sie angegriffen", wütend schlug meine rechte Hand ihm gegen die Nase, so dass er wie ein Sack in sich zusammenfiel und ebenfalls auf den Boden fiel.

Durch den Schleier meiner Wut drückte ich Snape unter mir zu Boden und drückte ihm meinen Zauberstab gegen den Hals, um ihn die Luft abzuschnüren. „Wie kannst du nur, es ist Lily, Snape" Wir zuckten zusammen, ich hatte ihn seit Jahren nicht mehr bei seinem Namen genannt, wäre es mir auch nie in den Sinn gekommen, wenn ich nicht so tief erschrocken gewesen wäre.

„Lily", erschrocken schnappte er nach Luft und meine freie Hand traf ihm ein weiteres Mal mitten im Gesicht. Mein Vater hatte mir schon früh gelehrt, einen entwaffneten Zauberer nicht weiter mit dem Zauberstab zu bekämpfen, doch mit Fäusten regelte sich auch vieles.

Es würde eine Menge Ärger auf mich zu kommen, vielleicht würde Professor Dumbledore mir meinen Posten als Schulsprecher wieder abnehmen oder noch schlimmer von der Schule verweisen, doch das war es mir wert. War Lily mir wert. Jeder meiner Freunde wäre es mir wert und Snape, der unter mir geräuschvoll aufstöhnte – der war es mir auch wert. Er hatte es eindeutig verdient.

„Was ist hier denn los?", schrie Professor McGonagall doch ihre Stimme drang nur als Flüstern zu mir durch, als Flüstern der Vernunft. Sie war in meinen Ohren, die Stimme der Vernunft und deshalb ließ ich meine erhobene Hand wieder sinken und blickte nun verächtlich zu Severus Snape hinunter und biss mir auf die Innenwange, um mich zu beherrschen. Ich würde vor McGonagall nie etwas tun, was sie dazu veranlassen würde, mich mit anderen Augen zu sehen. „Du miese Schlange", flüsterte ich und rutschte von ihm hinunter, als ich eine warme Hand auf meiner Schulter spürte.

Die Wut, welche sich wie heißes Feuer in mir ausgebreitet hatte, stieß mit meiner tief verborgenen Vernunft, die zu mir durchdringen wollte, zusammen. Die warme Hand, die mich vor weiteren hastigen Bewegungen abhielt, ließ meinen inneren Kampf langsam absacken und ich sackte in mich zusammen. Das passierte alles in einer rasenden Geschwindigkeit, dass ich meine Augen schloss, um nicht ohnmächtig zu werden.

„James", murmelte McGonagall sanft zu mir, welche sich neben mich kniete und mich sanft ansah. Ihr Blick durchbrach mich fast. „Lily" flüsterte ich leise und versuchte einen Blick auf Lily zu erhaschen, doch diese war verschwunden. Es war fast so, als wäre sie nie da gewesen. „Lassen Sie den Zauberstab sinken, Sie haben Mr. Snape schon zu genüge entwaffnet", jetzt war der Kampf komplett durchbrochen und ich fing an zu zittern.

Es wurde auf einmal unsagbar kalt um mich herum, als würde jegliches Glück aus mir herausgezogen und für einen Moment glaubte ich, ein Dementor machte sich an mir zu schaffen, doch es verließ mich nur die Wut und das Adrenalin. „Sie müssen aufstehen", forderte McGonagall sanft und zog mich an meinem verheilten Arm nach oben. „Kommen Sie", ich blieb auf wackeligen Beinen stehen und blickte hinunter zu Snape, der wie angewurzelt auf dem Boden saß. „Und für Sie, Severus. Zum Direktor. Aber sofort. Und fünfzig Punkte Abzug für Slytherin", McGonagalls Stimme war hart, sie zischte regelrecht.

„Er wollte...er wollte", stotterte ich vor mich hin und ließ dabei langsam meinen Zauberstab sinken, auf der Hut davor, was passieren könnte sobald ich ihn komplett sinken lassen würde. „Er hat sie ein Schlamm – er hat sie schon wieder beleidigt und sie, sie...", flüsterte ich und vergaß in diesem Moment alles, was sie uns hatte versucht einzubläuen.

Wir waren ihre Schüler, nicht ihre Freunde. Sie war unsere Lehrerin, nicht unsere Familie. Doch Minerva McGonagall war so viel mehr als nur unsere Hauslehrerin, sie war unsere Verbündete und Freundin. Sie lernte uns im Geheimen, wie wir uns in einen Animagi verwandeln konnten und wir Rumtreiber würden ihr auf ewig dafür dankbar sein. Durch sie waren wir erst die Jungs, die wir heute waren. Ohne ihre strenge und gleichzeitig liebe Hand, wären wir nie zu den Jungs herangewachsen, die wir waren.

We have had the time of our lives || 𝐌𝐀𝐑𝐀𝐔𝐃𝐄𝐑𝐒 𝐄𝐑𝐀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt