~Kein König ohne sein Volk~

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Die Sonne stand noch nicht sehr hoch am Himmel als jede Ruhe in der Hauptstadt Yonderats erstarb. Es war wieder einmal Zeit für eines der geliebten Kampfturniere der Zwerge. Jeder der wollte, durfte antreten. Wer seinen Kampf verlor, musste sich zu den Zuschauern gesellen, doch auch das hatte seinen Reiz. Auch heute würde Jirat, der junge König des Reiches, wieder teilnehmen. Auch wenn er bisher nie gewonnen hatte, gab es durchaus genügend Leute die immer wieder darauf setzten, das er es dieses Mal schaffen würde. Bisher immer vergeblich. Er war keineswegs ungeschickt mit dem Schwert oder der Axt. Ihm fehlte es jedoch an Erfahrung.

 Noch hatte der junge König weder Frau noch einen Erben, daher wurde er in echten Kämpfen bisher immer im Hintergrund gehalten. Die Blutlinie des Königs durfte nicht aussterben, da war sich das gesamte Volk einig. Jirat hatte keinerlei Geschwister und sein Vater war bereits in einer Schlacht gefallen. Er war nun also der Einzige Erbe des Königlichen Blutes. Es gefiel ihm nicht, dass er im Falle eines Krieges nicht wirklich Seite an Seite mit seinen Kriegern kämpfen durfte. Er fühlte sich recht nutzlos als Teil der Nachhut, doch er verstand die Gründe dafür recht gut. Er war sich seines Titels und seiner Pflichten mehr als bewusst, jedoch musste eine Ehefrau sorgfältig ausgewählt sein. Im Grunde dachte er für sich persönlich noch gar nicht über die Gründung einer Familie nach. Er sah sich selbst als zu jung an, um bereits über sein Erbe zu grübeln. Langsam aber sicher wurde es jedoch Zeit für eine Vermählung und das darauf folgende Zeugen eines Stammhalters. 

Angebote hatte er mehr als ihm lieb war, doch er wollte nicht einfach irgend eine Frau heiraten. Jirat hatte sich diesbezüglich bereits ein grobes Bild seiner zukünftigen Königin gemacht. Sie sollte nicht zu forsch, aber auch nicht zu weichherzig sein, ihn nicht nur wegen seines Titels heiraten wollen und im besten Falle selbst ganz gut im Umgang mit Waffen sein. Eine Frau, wie seine Mutter eine war. Stark, selbstbewusst und stets eine gute Unterstützung für ihren Ehemann. Das waren die wichtigsten Voraussetzungen, die seine Zukünftige erfüllen musste. Das Aussehen und der Stand aus dem sie kam, war ihm dabei nicht wichtig. Wenn er genauer darüber nachdachte, fiel ihm bereits eine Zwergin ein, die diese Ansprüche sogar erfüllte. Jedoch schien sie im Gegensatz zu vielen Anderen kein Interesse an ihm zu haben. Trotzdem sah sie sich jedes der Kampfturniere an, in dem Jirat selbst mitmischte. Auch heute erkannte der König sie in der Menge recht weit vorn.

Als er von einer hölzernen Bank am Rand aufstand, um seine erste Runde zu bestreiten, glitt sein Blick zu ihr. Sie kannten sich bereits lange und hatten schon als Kinder zusammen den Umgang mit dem Schwert geübt. Ihr Name war Estra und sie war die Tochter des königlichen Waffenschmiedes. Sie schenkte Jirat ein Lächeln als er den Kampfplatz betrat. Dieser umfasste den Griff seines Holzschwertes und erwiderte das Lächeln, ehe er sich seinem Gegner zuwandte. Es war ebenfalls ein recht Junger Mann, dessen Entschlossenheit man jedoch deutlich in seinen Augen sehen konnte. 

Der Schiedsrichter, ein älterer Herr, eröffnete den Kampf und ging einige Schritte zurück. Sofort griff der Kontrahent seinen König an, war jedoch zu ungestüm, was es Jirat recht leicht machte, den Angriff zu parieren und sein Gegenüber aus dem Gleichgewicht zu bringen.  Ein Kräftiger Schritt nach vorn und etwas Körpereinsatz genügten Jirat um seinen Gegner zu Fall zu bringen, ihm sein Holzschwert aus der Hand zu treten und sein eigenes an dessen Kehle zu halten. Es war ein schneller Sieg. Auf diese Weise, hatte auch er seinen ersten Kampf verloren. Die ganzen Niederlagen hatten also definitiv auch Vorteile, denn er lernte bei jeder Einzelnen etwas dazu. Nachdem der Schiedsrichter den König zum Sieger erklärt hatte, reichte dieser seinem Gegner die Hand und half ihm auf. "Sei nicht niedergeschlagen mein Freund. Solange du immer wieder aufstehst und aus deinen Fehlern lernst, wirst du immer besser. Das kannst du mir glauben, ich spreche aus Erfahrung", erklärte Jirat aufmunternd. Sein Gegner bedankte sich und versprach, sich seine Worte zu Herzen zu nehmen. Danach gesellte er sich zu den Zuschauern, während Jirat wieder auf einer der Holzbänke am Rand Platz nahm.

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