~Rache und Vereinigung~

11 0 0
                                    


Es war schon ein paar Wochen her, dass Nero in seiner Einsamkeit gestört worden war. Vesario machte sich ziemlich rar, aber das störte den Jungen weniger. Auch wenn er die Gesellschaft es Regenten Degolonds mehr mochte als er je zugeben würde, genoss er auch die Zeit alleine. Wenn Vesario nämlich nicht da war, wurde Nero auch nicht bevormundet oder gar bemuttert. Das brauchte er nicht. Zumindest redete er sich das ein. Sein Ziel war nach wie vor wichtiger. Täglich trainierte er, nach seiner Arbeit auf dem Hof, den Umgang mit Waffen. Wobei Waffen wohl die falsche Bezeichnung war. Er besaß zwar ein altes Schwert von minderer Qualität, aber eigentlich fokussierte er sein Training darauf alles Mögliche, ihm zur Verfügung Stehende, als potentielle Waffe zu nutzen. Er übte mit Hacken, Mistgabeln und auch dem Schürhaken des Kamins um auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet zu sein. 

Zum üben hatte er zum Glück auch genügend Zeit. Nach der Ermordung seiner Eltern und seines älteren Bruders, die nun schon fast vier Jahre zurück lag, hatte er nur noch so viel auf den Feldern angebaut wie er brauchte um sich selbst versorgen zu können. Auch die ohnehin schon wenigen Tiere die seine Familie einst besessen hatte, war geschrumpft. Er bewirtschaftete seitdem drei eher keine Felder mit Gemüse und kümmerte sich um seine drei Rinder und sieben Hühner. Glücklicherweise hatte er, wie die meisten Degolondi, von klein auf bei der Arbeit auf dem Hof mitgeholfen und wusste so recht genau was er tat. Wenn er dennoch Fragen hatte, konnte er allerdings auch jederzeit auf den Rat oder die Hilfe der umliegenden Bauern zählen. Es war also kein Problem für ihn zu überleben, auch wenn er alleine lebte. Was er sonst brauchte, wie beispielsweise neue Kleidung oder Werkzeuge, bekam er entweder von Vesario bei einem seiner Besuche, oder er Tauschte sein Gemüse oder auch Eier und Milch dagegen ein.

Alles in Allem hatte er sich mittlerweile sehr gut mit seiner Situation arrangiert. Vermutlich war dies auch der Grund dafür, dass sich der Regent Degolonds mittlerweile immer mehr Zeit zwischen seinen Besuchen bei ihm ließ. Noch vor einem halben Jahr war er beinahe jede Woche vorbei gekommen um nach dem Rechten zu sehen. Mittlerweile beschränkten sich diese Zusammentreffen der Beiden jedoch auf vielleicht eines im Monat. Nero hatte Vesario nicht nach den genauen Gründen dafür gefragt. Er spekulierte lediglich. Vielleicht gab es auch einfach zu viel zu tun oder der Alte hatte tatsächlich eine Frau gefunden und diese beanspruchte nun seine Aufmerksamkeit. Die Beiden redeten nun mal nicht über solche Dinge. Um genau zu sein redeten sie im Allgemeinen nicht unbedingt viel miteinander. Der Junge begrüßte diesen Umstand aber, denn hätten sie mehr miteinander geredet, hätte Vesario sicher schon längst eine Ahnung davon, was Nero wirklich auf diesem Hof und in diesem eher ärmlichen Leben hielt.

Oft dachte Nero abends, wenn die Müdigkeit sich bemerkbar machte und er in seinem Bett lag, darüber nach, wie der Alte wohl darauf reagieren würde, wenn er von seinen Racheplänen wusste. Vor Allem wenn er glaubte etwas zu hören, dass auf Eindringlinge hätte hindeuten können. In solchen Momenten, schnappte er sich den Schürhaken und sah Vorsichtig nach. Meist waren die Geräusche, die er gehört hatte allerdings auf die Rinder und Hühner zurückzuführen, und ein paar Mal sogar scheinbar nur ein Zeichen der Übermüdung gewesen.

Auch in dieser Nacht, ließ er die Gedanken ein wenig Schweifen, während sich die Müdigkeit wie eine warme Decke über ihn zu legen schien. Das Feuer im Kamin knisterte beruhigend und so dauerte es nicht lange bis Nero einschlief. Sein friedlicher und verdienter Schlaf fand jedoch noch vor Sonnenaufgang ein rasches Ende, als er ein Poltern vernahm. Er war sofort hellwach und sprang förmlich aus dem Bett. Nero lauschte aufmerksam, während er sich nahezu geräuschlos in die Stube zum Kamin bewegte. Wenn er sich nicht irrte, war das Geräusch aus dem Stall gekommen. Allerdings schloss er diesmal eindeutig aus, dass es von einem der Rinder stammte. Er nahm den neben dem Kamin platzierten Schürhaken zur Hand und schlüpfte in seine Schuhe. Schon hörte er ein weiteres Poltern. Nun war er sich sicher, dass es nicht vom Vieh kam, aber dennoch kam es aus der Richtung des Stalles.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 07, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Chroniken von KandabastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt