~Der Schwur~

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Die Nacht war ruhig und es roch angenehm nach feuchtem Moos, als Andulin sich auf den Weg zurück zum Schloss machte. Er kam gerade von einer Besprechung neuer möglicher Strategien mit dem Heer. Es war zwar zur Zeit recht friedlich, doch Andulin fand es wichtig, dass die Streitmächte Kantoris stets vorbereitet und wachsam waren. Solche Besprechungen fanden daher alle zwei Wochen statt.

Der junge Elf nutzte den Rückweg für einen Spaziergang und streckte sich zwischendurch. Er wusste nicht recht, ob ihn dieser Frieden beunruhigen, oder glücklich stimmen sollte. Vielleicht war dies nur die Ruhe vor dem Sturm und auch wenn sie schon lange keine Schlacht mehr verloren hatten, mussten jedes  Mal einige Krieger und Kriegerinnen ihr Leben lassen. So grausam es auch war, so funktionierten Kriege nun mal traurigerweise.

Er machte einen kleinen Umweg um seinen Spaziergang zu verlängern und die frische Waldluft noch etwas zu genießen. Sein Weg führte ihn an einem kleinen See, nahe des Schlosses vorbei. Wie immer hielt er kurz inne, um die Reflektion des Himmels auf der Wasseroberfläche zu betrachten. Allerdings zog heute nicht der See selbst seine Aufmerksamkeit auf sich, denn als Andulin seinen Blick schweifen lies, erblickte er Kalisa. Sie hatte sich wohl raus geschlichen, denn er konnte ihre Leibwachen nirgends entdecken. Wie unvernünftig sie doch manchmal war. Bei dem Gedanken musste der junge Elf allerdings schmunzeln. Es war schließlich wohl sein Einfluss, dem dieser Umstand verschuldet war. Langsam ging er auf seine Prinzessin zu, die auf einem großen Stein direkt am Ufer saß und ihre nackten Füße im Wasser bewegte.

"Ihr seid zu sorglos Prinzessin", erklärte er, als er schon fast direkt hinter ihr stand. Kalisa hatte ihn allerdings scheinbar kommen hören und sah lächelnd, auf die sich etwas wellende Wasseroberfläche. "Worum sollte ich mich denn auch groß sorgen Andulin? Ich konnte mir schließlich denken, dass euer Weg euch hier vorbei führen würde. Zudem bin ich nahe genug am Schloss und außerdem hat es bisher kein Feind so weit ins Landesinnere geschafft. Zumindest nicht, seit die Leitung der Soldaten euch obliegt", erklärte sie in einem beinahe schon frechen Tonfall. Erst als Andulin seufzte, drehte sie ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Ihr Lächeln wich dabei nicht von ihren Lippen. "Ihr habt also demnach auf mich gewartet?", hakte der junge Heerführer nach. Kalisa nickte zustimmend und und deutete mit einer Handbewegung an, dass er sich zu ihr setzen sollte. Er folgte dieser Aufforderung ohne Widerworte. Es war schließlich nichts ungewöhnliches mehr, dass sie Zeit zusammen verbrachten, auch wenn es sonst des Nachts war, wenn sie niemand sehen konnte. Da es sich aber so vertraut anfühlte, dachte Andulin nicht weiter darüber nach. Seine Bedenken gegenüber ihres Alleinganges hingegen äußerte er dennoch. "Prinzessin... auch wenn ihr auf mich gewartet habt und ihr hier theoretisch sicher seid, ist es dennoch keine gute Idee, wenn ihr euch alleine auf den Weg macht. Es wäre mir lieber, wenn ihr eure Leibgarde in eurer Nähe hättet", erklärte er ruhig. Die Prinzessin lehnte sich leicht an ihn. "Ich verstehe eure Sorge. Das könnt ihr mir glauben. Allerdings müsst ihr auch mich verstehen Andulin. Ich bin eigentlich nie alleine, außer wenn ich mich in meinen Gemächern aufhalte. Selbst wenn es nur der Weg hierher, und die paar Minuten des Wartens auf euch sind, ist es dennoch eine kleine Form der Freiheit die ich genießen möchte. Es liegt mir fern, mich waghalsig in Gefahr zu begeben und euch so auch noch den Ärger zu bescheren, mich retten zu müssen", antwortete sie ihm und schloss die Augen für einen Moment. Er war der Einzige, von dem sie sich verstanden fühlte, obwohl er sich sorgte. Ihre kleinen nächtlichen Ausflüge, waren zu einer Regelmäßigkeit geworden und beide genossen sie sehr. Für Kalisa war es ein Hauch von Freiheit und Andulin erfreute sich an ihrer Gesellschaft. Zudem fühlte er sich irgendwie geehrt, dass sie sich ihm anvertraute.

Auf der Wasseroberfläche war langsam das gleißende Licht der untergehenden Sonne zu sehen. "Die Sonne geht unter. Wir sollten uns auf den Weg machen. Ihr müsst sicher bald zum Abendessen anwesend sein", erklärte Andulin, stand auf und reichte seiner Prinzessin die Hand um ihr beim Aufstehen zu helfen. Kalisa nahm seine Hand und stand mit seiner Hilfe auf. Nachdem sie auch ihre Schuhe wieder angezogen hatte, ging sie an Andulins Seite zurück zum Schloss. 

Die Chroniken von KandabastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt