Velions Drache flog sehr vorsichtig und Immi konnte am Brummen erkennen, dass er sich mit seinen Brüdern austauschte. Das hatte sie auch schon bei Fu beobachten können. Sie fand das faszinierend, aber auch sehr befremdlich. Im Prinzip waren die Drachen nie für sich alleine.
"Weißt du, wo sich Nielema befindet?", fragte sie nach einer Weile leise.
Ja.
Mehr sagte er nicht, aber Immi wusste, dass Velion nicht gerade der gesprächigste der Prinzen war. Er lief immer mit einem finsteren Gesicht herum und schien die Brautschau eher als ärgerlich zu empfinden. Gerne hätte sie sich mit ihm unterhalten, aber sie hatte nun andere Sorgen.
Der silberne Drache flog auf einen Berg und hielt auf einem Plateau. In der Ferne konnte sie zwei Männer sehen, die nahe am Abgrund saßen.
Einer der Männer erhob sich vorsichtig, während der andere noch sprach und nichts um sich wahrnehmen zu schien.
Der silberne Drachen zeigte mit dem Kopf in die Richtung des Mannes.
Immi nickte.
"Ich danke dir.", flüsterte sie leise und ging auf ihn zu. Calarion kam ihr entgegen.
"Er ist verzweifelt, Immi. Ich werde nun mit Velion verschwinden, so dass er nicht einfach abhauen kann. Er wird dich hier nicht alleine lassen wollen."
Sie nickte und er wandelte sich. Schnell schnappte sich Immi die Decke und wickelte sich darin ein. Es war wirklich kalt.
"...Ich bin ein Monster und ich werde es immer sein."
Ihr Herz blutete, als sie Nielema so von sich reden hörte. Sanft berührte sie seine Wange.
"Du bist kein Monster, mein Lieber."
Nielema erstarrte und schien jetzt erst die beiden Drachen zu bemerken, die sich schon in die Lüfte erhoben hatten.
"Das könnt ihr mir nicht antun!", brüllte er ihnen hinterher, ohne Immi zu beachten.
Sie kam einen Schritt weiter auf ihn zu.
"Nielema."
Sie sprach sehr leise und behutsam mit ihm, doch er weigerte sich weiterhin, sie anzusehen. Die Verbindung, die sie schon vermisste, kam wieder in ihr hoch und sie spürte seine Verzweiflung. Und sie spürte seinen Drang, sie vor allem beschützen zu wollen. Selbst vor ihm selbst.
"Nielema! Sieh mich an."
Er schüttelte den Kopf und Immi geriet in Wut.
Was bildete er sich eigentlich ein? Erst gestand er ihr seine Liebe und nun weigerte er sich sie anzusehen? Soweit kam es noch. Sie würde es auf keinen Fall zulassen, dass er sie verließ. Vielleicht war er ein brutaler Mann, aber sie kannte auch den anderen Nielema. Sie liebte beide Seiten an ihn. Das musste ihm klar gemacht werden.
"Du verflucht sturer Mann! Was glaubst du wohl, wen du vor dir hast? Ich will mit dir reden und du bewegst deinen Arsch gefälligst hier her, damit ich dir sagen kann, wie gnadenlos dumm du dich gerade verhältst."
Endlich drehte er sich zu ihr um, aber seine Augen waren vor Erstaunen weit aufgerissen. Sie wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm, so mit ihm zu reden, aber das war wohl nötig gewesen, um ihn wach zu rütteln.
Sie stellte sich vor ihn hin und berührte erneut seine Wange.
"Wir müssen dringend miteinander reden, Nielema."
Er schüttelte den Kopf.
"Ich kann es wirklich nicht, Immi. Ich schäme mich."
Sie runzelte die Stirn.
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Die Drachen von Wikuna - Nielema (Band 2)
FantasyAls ob er nicht selbst genug Probleme hätte, soll Nielema, der Kriegsdrache, nach der Freundin von Lana suchen. Dabei muss er jetzt, da sein Drache gerade vor der Brunft steht, selbst aufpassen, dass er sich nicht unkontrolliert verwandelt. Und da...