Nielema senkte das Schwert und betrachtete die Frauen, die sich in der Nähe des Kampfplatzes eingefunden hatten. Immi saß bei ihnen und sortierte irgendwelche Heilkräuter, doch immer wieder ging ihr Blick zu ihm, wenn die anderen sich nicht auf Immi konzentrierten.
Seit sie sich für ihn entschieden hatte, sahen sie sich seltener als davor. Das hatte aber auch einen guten Grund. Nielema traute seinem Bruder Töfur nicht und war sich sicher, dass er alles tun würde, um ihn von Immi zu trennen. Nur deswegen hielt er sich im Schloss fern von ihr. Nur in der Nacht, wenn alles ruhig war, schlichen sie sich wie kleine Kinder in den Garten, um sich dort zu treffen.
Nicht einmal seine Drachenbrüder wussten, dass sie sich nicht mehr um Immi bemühen mussten. Es schien beinahe wie ein Wunder, dass sich aber auch keiner nur in Immis Nähe traute.
Sehnsüchtig starrte er sie an und hoffte, dass sie nur einen Moment den Kopf hob und er ihr wunderschönes Gesicht sehen konnte. Innerlich beschwörte er sie, flehte sie an, dass sie genau das tat und sie schien es zu spüren. Sie warf ihm einen Blick zu und lächelte kurz, bevor sie sich an Enne wandte. Aber er sah, wie sie ihre Finger hob, beinahe so, als ob sie diese ihm entgegenstrecken wolle. Auch er hob die Finger vom Schwertgriff. Für jeden anderen mochte es so aussehen, als ob er seine Finger lockerte, doch Immi wusste, dass dies ein stummer Gruß an sie war.
„Ich weiß genau, warum du das tust."
Nielema fuhr erschreckt herum. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Faköle ebenfalls an den Kampfplatz gekommen war.
Sein Drachenbruder war zwar geübt im Schwertkampf, aber es war nicht seine Stärke und er versuchte sich um jede Übungsstunden zu drücken. Deswegen war Nielema verwundert, dass er gerade ihn hier fand.
Er steckte sein Schwert ein, leerte sich einen Eimer Wasser über den Kopf und näherte sich Faköle, der auf dem Zaun saß. Auch er betrachtete die Frauen , schien sich aber nicht für eine Spezielle zu interessieren.
„Was tue ich und warum?", fragte er ihn.
Faköle schnaubte.
„Ich bin vielleicht nicht so klug wie Kanoran oder Calarion, aber ich habe Augen im Kopf. Immi und du. Ihr habt euch gefunden."
Nielema senkte kurz den Kopf, grinste aber dabei.
„Ja, es ist wahr. Aber ich will es noch nicht bekannt machen. Du weißt wegen wem."
Faköle holte tief Luft.
„Töfur. Das konnte ich mir schon denken. Aber glaubst du wirklich, er würde so weit gehen, dir Immi zu stehlen? Egal auf welche Art. Dass sie dich erwählt hat, ist wohl nicht abzustreiten, aber denkst du, er will ihr schaden? Er ist doch dein Bruder."
Nielema lehnte sich an den Zaun.
„Ich glaube nicht, dass du es verstehen könntest, Faköle. Du hast selbst menschliche Geschwister, aber unter euch herrschte nie so eine Missgunst, wie bei Töfur und mir. Er hasst mich, aus welchem Grund auch immer. Ich hoffe nur, er hat noch nichts davon bemerkt, dass Immi und ich heiraten wollen."
Faköle schnaubte.
„Besteht dein Kopf nur noch aus Luft und Liebe? Denkst du wirklich, niemand hat bemerkt, dass du auf dem Ball auf einmal mit Immi verschwunden warst? Glaube mir, wir haben es bemerkt und wir haben dir alle so gewünscht, dass sie wirklich diejenige ist, die den roten Drachen zähmen kann."
Nielema holte wütend Luft.
„Wenn ihr es bemerkt habt, dann weiß es auch Töfur und er wird irgendeinen Plan aushecken, um mir Immi abspenstig zu machen."
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Die Drachen von Wikuna - Nielema (Band 2)
FantasiaAls ob er nicht selbst genug Probleme hätte, soll Nielema, der Kriegsdrache, nach der Freundin von Lana suchen. Dabei muss er jetzt, da sein Drache gerade vor der Brunft steht, selbst aufpassen, dass er sich nicht unkontrolliert verwandelt. Und da...