5 -pressure-

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"Du bist nicht gut genug."
"Wieso hast du heute so wenig gesagt? Ich habe dir klar und deutlich gesagt, dass du dich viel beteiligem musst!"
"Das war falsch! Wieso verstehst du das denn nicht? Passt so wenig in dein kleines Gehirn?"
"Du bist nicht mein Sohn."

Diese Worte hallten immer wieder in seinem Kopf und ließen ihn mehr und mehr in sich zusammensinken. Er zitterte am ganzen Leib und hatte das Gefühl, sein Herz würde bald explodieren, wenn es weiter so schnell schlug. Ihm war wärmer, als nach stundenlangem Joggen, aber innerlich, direkt an seinem Herzen fühlte er sich eiskalt.

Das war nicht das erste Mal, dass Seokjin sich so fühlte. Immer öfter bekam er solche Angst und Panik, dass er sich kaum mehr bewegen konnte und sich alles um ihn herum zusammenzog, bis es nur noch ihn in einem winzigen Raum gab, in dem er keine Luft mehr bekam.
In seinem Kopf war nur die Stimme seines Vaters, die ihn unter so viel Druck setzte, dass er das Gefühl hatte, erdrückt zu werden.

Er wollte sich gar nicht so fühlen. Eigentlich wollte er der perfekte Sohn sein, wie es von ihm erwartet wurde. Aber leider machte er noch zu viele Fehler und hatte den ganzen Ärger somit verdient. Dass er damit nicht wirklich klar kam, schob er allein sich die Schuld für zu.

Jins Unterlippe zitterte und er nahm langsam wieder den harten Boden seines Zimmers unter sich war. Ein paar tückische Tränen waren über sein Gesicht gelaufen, die er sich schnell mit dem Handrücken wegwischte. Er hatte bald ein Meeting und zu dem musste er pünktlich kommen, ansonsten bedeutete es nur noch mehr Ärger für ihn.

Sein schwarzes Haar war an einigen Stellen durch die Tränen nass geworden und hing ihm nun strähning im Gesicht, außerdem mussten seine Wangen und Augen jetzt wahrscheinlich röter als Tomaten aussehen. Als Jins Gedanken langsam wieder klarer wurden fiel ihm das als erstes ein und er huschte sofort in sein eigenes Bad, um dort sein aussehen zu überprüfen.

Als er sich im Spiegel ansah musste er kurz schlucken und fragte sich ernsthaft, ob er krank geworden war, so blass wie er aussah. Nach ein paar Sekunden löste er seinen Blick wieder davon und griff nach dem Föhn, um die nassen Strähnen wieder zu trocknen. Bei seinen Augen und Wangen konnte er nur hoffen, dass die Röte nicht mehr auffiel, wenn das Meeting anfing.

Aus seinem Bad legte er den Weg zurück zu seinem Bett und ließ sich darauf fallen. Das war jetzt das vierte Mal, dass er direkt vor einem Meeting Panik bekam und er musste unbedingt etwas dagegen unternehmen. Es war ja schon schlimm genug, dass er sich jeden Abend in den Schlaf weinte.

Der junge Mann beobachtete, wie die Sekunden auf seiner Uhr langsam vorangingen und es der Uhrzeit zum Meeting immer näher kam. Jin musste jetzt aufpassen, dass er nicht schon wieder Panik bekam. Denn so kurz davor würde es ihn wirklich zum Verhängnis werden und wenn ihn auch noch jemand so sah, würde sein Vater ihn endgültig für nutzlos erklären.

Er fuhr sich ein paar mal mit der Hand durchs Haar und stand dann wieder auf. Wenn er jetzt schon runterkam war er zwar fünf Minuten zu früh, aber immerhin konnte er sich etwas Ablenkung suchen.

Im unteren Stockwerk des Anwesens der Kims befand sich niemand außer ihr kleines Kätzchen, was Jins Mutter vor ein paar Monaten adoptiert hatte. Sie hieß Lilly und fühlte sich pudelwohl im Haus. Nur wenn Seokjins Vater jemanden anschrie, lief sie direkt so weit weg wie möglich und er konnte es ihr nicht verübeln.

Jetzt aber schmiegte sie sich entspannt schnurrend in seine Hand und ließ sich von ihm kraulen. Ein breites Lächeln, was man nicht oft an ihm sah, breitete sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen aus, während die Katze sich nun auf den Rücken legte und ihm genüsslich ihren Bauch entgegenstreckte.

"Manchmal wünschte ich, ich wäre wie du... Ein kleines, entspanntes Kätzchen.", murmelte er leise vor sich hin und erstarrte, als er hinter sich Schritte hörte. Das Lächeln verschwand, die Schultern wurden nach hinten gezogen und der Rücken durchgestreckt.

"Vater.", sagte Seokjin mit fester Stimme und stand auf, um den älteren Mann dabei zu beobachten, wie er die Treppen herunterschritt.
"Bist du bereit für das Meeting?", fragte dieser und blieb vor dem Spiegel im geräumigen Wohnzimmer stehen, um seinen Anzug zu beäugen.

Der Jüngere nickte und rührte sich nicht vom Fleck. Er hatte von anderen Freunden gehört, dass sie sich bei niemandem unbeschwerter fühlten, als vor ihren Eltern. Für ihn war das aber das Gegenteil, denn er fühlte sich wie beim Militär. Immer vollkommen konzentriert und darauf bedacht, ja keine Fehler zu machen.

"Ich habe dich für 'House of Infinity' angemeldet. Normalerweise müsste man sich bewerben, aber mit etwas Überredungskunst bist du schon offiziell als Teilnehmer aufgenommen."
"Die neue Fernsehshow..?"
Er versuchte nicht all zu skeptisch zu klingen, allerdings fiel ihm das in den Moment wirklich schwer. Vor allem weil er wusste, dass die Überredungskunst seines Vaters Geld war.

"Genau. Da du noch nicht viel selber unternommen hast, weder durch die sozialen Medien noch anderswo, helfe ich dir. Bekomme ich kein Dankeschön?"
In Jin zog sich alles zusammen, aber er lächelte nur. Nicht wie bei Lilly, aber immer noch recht überzeugend.
"Danke."

Like an echo in the forest
하루가 돌아오겠지
아무 일도 없단 듯이
Yeah, life goes on
Like an arrow in the blue sky
또 하루 더 날아가지
On my pillow, on my table
Yeah, life goes on
Like this again✨

House Of Infinity || BTS MultishipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt