Prolog

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"Träume sind die Tore, die Seelen wandern lassen", dies wurde Lauren jede Nacht zur Schlafenszeit erzählt. Sie selbst glaubte, dass ihre Familie sie nur vor Albträumen bewahren wollte und gab dem nicht mehr Bedeutung. An Götter und Seelen hat sie noch nie geglaubt und ihrer Familie damit oft konfrontiert, welche Gehirnwäsche Religion für sie sei. Möglicherweise ist dies der Grund, weshalb sie so früh aus ihrem Elternhaus auszog und den Kontakt zu allen abbrach. Nun lebt sie schon seit ein paar Jahren allein in einer Wohnung, einige Kilometer entfernt von ihren Eltern und der restlichen Familie. 

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Ich lief gerade von meinem Abendspaziergang nachhause und hatte, wie so oft, die Zeit vergessen. Nun dämmerte es schon und die Sonne war gerade dabei unterzugehen und ich fühlte den kühlen Abendwind durch meinen Pullover ziehen. Wie aus einem Reflex zog ich den Pullover näher an meine Haut, in der Hoffnung er würde mich gegen den Wind schützen. Die Blätter unter meinen Füßen knirschten und ich versuchte absichtlich auf die getrockneten braunen Blätter zu treten. Dadurch wurde mein Schritt immer schneller und meine volle Aufmerksamkeit gehörte nur den Blättern, bis ich an einem Haus vorbeikam, dass ich bisher noch nie gesehen hatte. Es war nicht groß, sondern eher klein wie eine Hütte. Im Garten blühten noch vereinzelte Blumen und von dem Pool stieg leichter Nebel auf.

Ich war verwirrt, wie konnte ich dieses Haus nicht kennen, obwohl ich nun seit so vielen Jahren in dieser Stadt wohnte. Ich guckte mich um und bemerkte, dass die Umgebung mir ebenfalls nicht bekannt vorkam. Es waren vereinzelte kleinere Häuser zwischen denen kleine Pfade lang führten. Es sah heimisch und entspannt aus, doch die untergehende Sonne brachte in mir Panik auf. "Wie soll ich nun nachhause kommen, bevor die Sonne unter geht und es noch kälter wird?", fragte ich mich, wobei ich dies leise flüsterte, als ob der Wind mir eine Antwort geben würde.

Ich warf noch einen letzten Blick auf das Haus, als erneut ein kalter Wind durch meinen Pullover zog, mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ein sehr unangenehmes Gefühl von Kälte bereitete sich in meinem Körper aus, als ob der Wind ebenso durch meine Haut ziehen würde. Ich drehte mich schnell gegen den Wind und holte mein Handy aus der Tasche, um zu gucken, wo ich mich befinde. Ein weiterer Windstoß drückte sich gegen meinen Rücken, wodurch meine kupferfarbenen Haare sich vor mein Gesicht legten. Genervt von der Situation band ich meine Haare zu einem unordentlichen Dutt mit dem Haarband, welches ich immer am Handgelenk trug. Nun konnte ich die Apps auf dem Handy wiedererkennen und fuhr damit fort meinen Standort herauszufinden. Wenige Sekunden später hatte ich diesen gefunden, anscheinend war mein Zuhause nicht zu weit entfernt, ich war nur zwei Mal falsch abgebogen. 

Gerade als ich die Route berechnet hatte und mich kurz im Kreis drehte um die Richtung, in die ich gehen soll, herauszufinden, hörte sie mehrere Stimmen. Mein Körper spannte sich sofort an und war bereit in einer möglichen gefahrenen Situation schnellstmöglich wegrennen zu können. Mein Blick wanderte zu dem Haus und ich erkannte, dass sich dort nun eine kleine Menschengruppe versammelt hat. Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren und mich zu beruhigen, dass es nur die Bewohner dieses Hauses waren. Dabei schaute ich wohl etwas zu lange in die Gruppe, denn der erste Kopf hob sich und schaute direkt in meine Richtung. Mein Körper erstarrte und ich fühlte mich so, als ob ich etwas Illegales getan hätte und dabei nun erwischt worden war. Ich fühlte wie mir das Blut in den Kopf schoss und wie meine Wangen anfingen leicht zu brennen, meinen Kopf richtete ich nach dieser Schrecksekunde wieder auf mein Handy und unterbrach damit den Augenkontakt.  Die Person war ein vergleichsweiser großer Mann mit hellen Haaren und heller Kleidung. Mehr konnte ich nicht erkennen, zu gern hätte ich gewusst, wem ich später aus dem Weg gehen sollte, falls ich ihn noch einmal auf der Straße treffen würde. "Doch so wie ich ihn nicht erkannt hatte, so würde er mich sicher auch nicht wiedererkennen." mit diesem Gedanken versuchte ich Frieden mit dieser peinlichen Situation zu schließen und wendete mich wieder meinem eigentlichen Problem zu.

Peinlich berührt ging ich nun die Straße entgegengesetzt des besagten Hauses entlang und kam wenige Minuten bei mir Zuhause an. Das goldene Klingelschild worauf 'Martin' in geschwungener Schrift steht war wieder einmal dreckig, doch dieses Mal kümmerte ich mich nicht darum. Nachts wird wohl niemand bei mir klingeln wollen. Ich holte den Schlüssel aus meiner Tasche und warf noch einen letzten sicherstellenden Blick, dass mir niemand gefolgt ist, um mich und trat dann in mein Zuhause ein.

Die warme Luft im Innenraum gab mir ein umarmendes Gefühl und all die Unsicherheit war verflogen als sich die Tür hinter mir schloss. Ich lief in die erste Etage und schloss die Tür zu meiner Wohnung auf, hier war es nicht mehr so warm. Ich ließ gerne ein Fenster offen, um durchzulüften abends, aber nun ist die Sonne untergegangen und die kalte Nachtluft hat sich in den Räumen verteilt. Ich zog schnell meine Schuhe aus und begab sich auf den Weg, die Fenster zu schließen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich nicht mehr als fünf Stunden zu schlafen hatte, bis ich die Bahn nehmen muss. Wie sehr ich es hasse am Montag im ersten Block zu haben. Schneller als gedacht machte ich mich Bett fertig und kuschelte mich in die unterkühlte Decke. Die kühle Luft ließ meine Zähne klappern und ich versuchte diese so gut es ging zu kontrollieren. Meine Gedanken schweiften zu dem Mann am Haus ab, wie sein Blick durch die Luft meinen traf, obwohl er doch mehrere Meter entfernt stand. Innerlich grinste ich, weil ich wusste, dass ich aus dieser einzelnen Situation mir mehr einbilden würde als passiert ist. Mit diesem unzufriedenen und pessimistischen Gedanken glitt ich dann in einen unruhigen Schlaf.

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