Der darauffolgende Tag verlief unauffällig, wobei ich eine Art Paranoia entwickelte und permanent das Gefühl hatte mich umdrehen zu müssen. Irgendwann im Laufe des Tages fand ich mich dann mit dem Gedanken ab und wurde entspannter.
Auf dem nachhause Weg war, war der Traum schon fast vergessen. Zuhause angekommen lüftete ich die Wohnung und machte mich an die Leseaufgabe, die der Dozent uns aufgegeben hatte. Das Lesen dauerte länger als erwartet und ich sah, dass die Sonne schon am Untergehen war.
Ich erinnerte mich an dem Vortag und dass ich nicht spazieren war. Am Abend hatte ich deshalb wieder Schlafstörungen und konnte nicht einschlafen. Ein kleiner Schauer lief mir über den Rücken und ich entschied mich, entgegen meines eigenen Willens, doch noch eine Runde um den Block zu laufen. "Vielleicht sollte ich mir einen großen Hund anschaffen, der würde mich sicher beschützen." leicht schmunzelte ich über den Gedanken, wusste aber, dass ich weder das Geld noch die Zeit und die Geduld für einen Hund hatte. Ich zog mir eine Mütze über den Kopf und ging leise das Treppenhaus herunter, ich nahm mir vor nur kurz bis zum Feld, welches vier Straßen entfernt war, zu laufen und dann zurück zu gehen. Mit viel Mut setzte ich den ersten Schritt auf die Straße und lief entschlossen in Richtung des Feldes. Dieses Mal hatte ich keine Kopfhörer bei, weshalb ich jedes Knacken und Knirschen um mich herum hören konnte. Die aufsteigende Angst ließ mich oft umgucken und stehen bleiben, obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt nichts Verdächtiges gesehen hatte.
Kurz vor dem Feld sah ich die Straße, bei der ich vor ein paar Tagen falsch abgebogen bin. Die kleine Hütte sah mit dem Nebel von dem Pool gespenstisch aus. Ich entschloss mich diese Straße entlang zu laufen und dann mich auf den Heimweg zu machen, also setzte ich meinen Weg zu dem Haus fort. Es sah niedlich und heimisch aus. "Hey!", ich zuckte zusammen und entschied mich meinen Schritt zu verschnellern. Mein Herz raste und ich war froh, dass ich die Möglichkeit hatte an fremden Türen zu klingeln, falls ich nun in Gefahr war. Auf dem Feld wäre ich ausgeliefert gewesen. "Hey, bleib bitte stehen." hörte ich wieder. Ich wagte es mich umzudrehen und sah einen etwas kleineren Mann entspannt hinter mir herlaufen. Ich schüttelte den Kopf und bog in einen der Pfade neben den Häusern ein, in der Hoffnung, dass ich im Schatten der Häuser vielleicht nicht mehr sichtbar bin. Doch ich lag falsch, der Mann stand nun auf der Straße und sah mich direkt an, er machte jedoch keine Anstalten sich auf mich zuzubewegen. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken." sagte er und rührte sich nicht von der Stelle. "Was machst du um diese Uhrzeit hier allein?" fragte er und setzte nun einen Schritt auf mich zu. Ich wich zurück und sah wie er direkt stehen blieb und mich beobachtete. "Ich gehe spazieren und nun nachhause." antwortete ich und drehte mich, um in der Hoffnung zwischen den Häusern den Nachhauseweg zu finden. "Ich glaube ich kenne dich." antwortete der Mann mir darauf hin, was die Situation für mich nicht einfacher machte. "Ich bin Tom, Tom Reinhardt. Wir gehen in den gleichen Kurs bei Frau Doss." redete er weiter. "Ich habe dich noch nie gesehen." rief ich, da sich zwischen und nun mehrere Meter befanden. "Oh, dann sehe ich dich morgen im Kurs. Denk an die Lernaufgabe!" rief er mir noch zu und ich sah wie seine Silhouette verschwand. Ich wartete einige Sekunden bevor ich mich auf den Weg zurück auf die Straße machte. Je näher ich dieser kam, umso lauter wurden wieder Stimmen. Es dauerte nicht lange bis ich bemerkte, dass sich wieder eine Menschengruppe an dem Haus angesammelt hat. Als ich ins Licht trat verschwand der Lärm und die Gruppe sah mich an, es waren vermehrt Männer, aber ich sah auch ein paar Frauen. Zwischen ihnen erkannte ich Tom wieder, er wirkte noch kleiner zwischen den anderen Männern. "Komm doch her, Freunde von Tom sind auch unsere Freunde!" rief eine der Frauen und hob dabei einen roten Becher. Ich grinste leicht, da dies wirklich klischeehaft war. Ich machte mich auf den Weg nachhause und ignorierte die Stimmen, ich wollte einfach nur noch weg. Doch kurz nach dem Abbiegen in die Nebenstraße hörte ich Schritte hinter mir und ich blieb wie versteinert stehen. Ich umgriff mein Handy in der Hosentasche um dies im Notfall als Waffe einzusetzen.
Als die Schritte lauter wurden hob ich es und versuchte den Angreifer zuerst anzugreifen. Doch meine Hand wurde noch in der Luft abgefangen. "Entschuldigung." sagte der Mann mit rauer Stimme vor mir, er ließ meinen Arm sanft los. Schnell ging ich einige Schritte zurück und strich mir über die Stelle, die er vorher gehalten hat. "Du solltest nachts nicht alleine durch die Gegend laufen." fuhr er fort. Ironisch wie er denkt, dass er das Problem des Alleinseins löst, wobei er mir die Angst einjagt, die ich nicht haben sollte. Ich schnaufte nur um mein Unverständnis auszudrücken. "Ich bin Fred. Wer bist du?" grinste er und streckte mir die Hand entgegen. "Lauren." antwortete ich knapp, was ich sofort bereute. "Ich würde dich gerne nachhause begleiten, nur so weit wie du möchtest. Es ist schon dunkel." der ernst in seiner Stimme ließ mich nur zusagen und so lief ich vor und er einige Schritte hinter mir. Das Geräusch seiner Schuhe auf dem Asphalt machte mich wahnsinnig, ich hatte trotzdem Angst, dass dies ein Hinterhalt ist. "Was machst du so in deinem Leben?" fragte er mich dann, als ich kurz stehen blieb, um mich nach Autos umzusehen. Die Fragestellung ließ mich in meiner Reaktion zögern, wodurch er nun neben mir steht. "In meinem Leben? Komische Frage." antwortete ich ihm frech, wobei ich es direkt bereute. Seine Gesichtszüge konnte ich nicht deuten, wodurch ich nun im Licht der Laterne erstmals die Möglichkeit habe ihn genauer anzusehen. Seine Haare waren blond aber hatten einen Stich von natürlichem rot in sich. Er war größer als Tom und auch breiter. Wobei ich ihm knapp über die Schulter reichte. Er schien mir durch diese Erkenntnis nicht mehr so bedrohlich. Er musterte mich ebenso, weshalb ich durch einen Seitenschritt ihn davon abhielt mich weiter anzusehen. "Ich studiere an der ADU." antwortete ich ihm und sah ihn eindringlich an. Das blau in seinen Augen schien kaum realistisch und kurz fühlte es sich so an, als ob ich den Boden unter den Füßen verlieren würde. Ich schwankte und kurz als ich dachte, ich würde fallen, hielt er mich am Arm fest und betrachtete mich eindringlich. "Ich arbeite im IT-Management in einer Firma hier in der Nähe. Wieso bist du so spät allein unterwegs?" sagte er langsam und beobachtete meine Bewegungen. Obwohl ich sicher stand und mich für mein schlechtes Gleichgewicht schämte, hielt er mich noch leicht an der Schulter fest. "Das kann ich dich auch fragen. Aber ich gehe Spazieren." sagte ich. "Spazieren?" mit seiner Tonlage fühlte ich mich lächerlich, als ob es etwas wäre, was man nicht machen sollte. "Ja, damit ich besser schlafen kann. Das tun viele Leute." antwortete ich ihm und versuchte damit mein Handeln rechtfertigen. "Schlafen?" lachte Fred nun neben mir und das Geräusch hallte in der Straße so auf, dass ich Angst hatte er würde andere aufwecken. "Ja ich habe Schlafstörungen." gab ich genervt zu und merkte kaum, dass ich gerade viel zu persönlich mit ihm redete. Als mir dies bewusstwurde, setzte ich meinen Weg weiter fort. Als ich seine Schritte nicht direkt hinter mir hörte drehte ich mich um und sah, wie er mich mit einem verblüfften Blick ansah. "Er hat wohl noch nie davon gehört." dachte ich und lief einfach weiter, ohne ihn Beachtung zu schenken. Als ich mich wenige Minuten umdrehte sah ich ihn nicht mehr, da ich aber kurz vor meiner Haustür stand, war dies kein Problem für mich.
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Dream vibes
Fantasía"Träume sind die Tore, die unsere Seelen wandern lassen." dies sagte Laurens Mutter zu ihr jede Nacht. Jahre lang glaubte sie, dass der Spruch nur da war um ihr als Kind die Angst vor Albträumen zu nehmen, doch was ist, wenn dieser Spruch mehr Wahrh...