Gähnend wachte ich auf und schmiss dabei eine Kaffeetasse vom Tisch. Verwirrt sah ich mich um und bemerkte, dass ich mich an meinem Schreibtisch befand und hier wohl geschlafen habe. Ich rieb mir über das Gesicht und holte aus meinen Gedanken wieder die Erinnerungen an letzte Nacht. Wirklich merkwürdig, ich konnte mich nicht erinnern mich noch einmal an die Leseaufgabe gemacht zu haben.
Genervt von der Gedächtnislücke hob ich die zum Glück noch ganze Tasse auf und stellte sie in der Küche ab. Mein Körper fühlte sich so an, als ob ich nicht geschlafen hätte, obwohl ich bestimmt sechs Stunden zum Ausruhen hatte. Ich holte mir aus dem Schrank eine neue Tasse und stellte sie unter den Kaffeeautomaten und wartete bis sie fertig war. Während ich diese trank gab ich Killer noch ein paar Fischflocken und kontrollierte die Werte des Beckens, diese waren in Ordnung und ich freute mich, dass ich wenigstens dies auf die Reihe bekam.
Am Vormittag kam ich viel zu spät erst los und verpasste dadurch die Bahn, die ich nehmen musste, um wenige Minuten. Genervt trat ich einige Steine ins Gleisbett, bis mir ein kleiner Mann entgegenkam und breit grinste. Aus Reflex ging ich vom Gleisbett zurück und spannte meinen Körper für einen möglichen Übergriff stark an. "Hey Lauren." grinste die Person und die Stimme holte in mir die Erinnerungen letzter Nacht hervor. Es war Tom, er sah vom nahen noch kleiner aus. Seine braunen Augen waren weit geöffnet und er schien ausgeruht, im Gegensatz zu mir. Er kam neben mir zum Stehen und fuhr sich durch seine lockeren braunen Haare, als ob sie dadurch besser liegen würden. In Wahrheit schob er nur die eine Haarmasse zur anderen Seite und ließ es dadurch nur verwuschelter aussehen. "Tom?" fragte ich ihn und zwang mir ein freundlicher Gesichtsausdruck auf. "Ja genau, du erinnerst dich." grinste er freudig. "Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe." wiederholte er seine Worte von gestern. "Nicht so schlimm." muffelte ich und rieb mir über die Augen. "Sorry, dass ich so schlecht drauf bin. Ich habe schlecht geschlafen.". Sein Blick wandelte sich zu dem, den Fred schon letzte Nacht hatte. "Schlaf? Oh, ..., naja vielleicht willst du mal abends mit uns abhängen. Nach einer Party schläft man sicher besser." grinste er, wobei irgendetwas an seiner Haltung mich grübeln ließ. "Ich bin nicht so ein Partymensch." murmelte ich und kratzte mich leicht am Oberarm. "Du kannst ja bei deinem Spaziergang mal vorbeikommen, den Weg scheinst du nun auch schon zu kennen." er lachte und ich wusste nicht, ob er mich gerade dabei auslachte. Ich fühlte mich, als ob ich wieder einmal etwas falsch gemacht hätte. "Nein, ich denke, dass ich den Weg nicht mehr gehen werde." nuschelte ich vor mir her, in der Hoffnung, dass er mich nicht verstand. "Es tut mir leid, dass ich dir so entgegenkomme. Aber du solltest es auch probieren. Fred wird auch da sein." grinste er und zwinkerte mir zu. Ich wusste nicht, ob es war, weil er mich doch verstanden hat oder weil er Fred ansprach, doch ich merkte wie mir das Blut in den Kopf stieg und ich wand meinen Kopf schnell ab und versuchte so zu tun, als ob ich die Bahn am Horizont suchen würde. Tom sagte nun nichts mehr und grinste neben mir vor sich her. Als die Bahn kam setzte er sich jedoch nicht neben mich, sondern lief in ein anderes Abteil. Erleichtert von der jetzigen Einsamkeit, machte ich es mir in einem Zweisitzer gemütlich und hörte Musik mit meinen Kopfhörern. "Sollte ich heute zu einer von deren Feiern gehen? Morgen habe ich aber im ersten Block einen Kurs." dachte ich und schaute nachdenklich auf die Uhr. "Ich müsste dringend wieder gut schlafen, vielleicht sollte ich die Zeit lieber nutzen, um mir einen Experten zu suchen. " ich seufzte bei dem Gedanken. Schon der letzte Besuch in einem Schlaflabor hat nicht viel gebracht. Meine Eltern wollten nie, dass ich so eines besuche doch als ich auszog, war dies das erste was ich tat, mit dem Ergebnis, dass mir nichts fehlte und ich gesund schlafe. Wieso mein Körper diese Energie nicht aufnimmt, konnte mir keiner erklären.
Als die Haltestelle der Universität angesagt wurde stieg ich aus und sah wie Tom am Bahnsteig anscheinend auf mich wartete. Wir redeten nur kurz und gingen dann zu Frau Doss in den Kurs.
Der Kurs langweilte mich zu Tode, dass ich fast eingeschlafen wäre, doch ich hielt durch am Ende hörte ich das Stunden klingeln. Ich stand auf und wurde von hinten nach vorne geschubst, ein kurzer Schrei entfloh mir, als ich mit dem Gesicht nach vorne die Treppen des Hörsaals flog. Kurz vor dem Aufprall, zuckte ich zusammen und fand mich auf meinem Platz wieder. Tom sah mich besorgt an. "Alles okay?" fragte er mich und legte seine Hand auf meine Schulter. "Alles gut, hatte nur so einen Falltraum." antwortete ich und zuckte mit der Schulter, so dass er sofort seine Hand von dieser nahm. "Ja Träume sind komisch." antwortete er leiser als vorher und räumte nun seine Sachen zusammen. Da ich langsamer war, wartete er vor dem Raum auf mich. "Ich muss jetzt in ein anderes Gebäude, überleg es dir mit der Party heute!" grinste er und zwinkerte mir zu. Die Erinnerung an unsere vorherige Unterhaltung ließ mich rot werden, um dies zu kaschieren nickte ich verlegen und lief dann in die entgegengesetzte Richtung. "Lauren Martin!" rief es wenige Minuten später durch den Flur, dass ich zusammenzuckte. Tom auf der anderen Seite sah mich ebenso verwirrt an, bis sich eine Person aus dem Seitengang zu mir wandte. Erleichtert seufzte ich auf. "Olivia, manchmal hörst du dich an wie eine Dozentin." murmelte ich, während sie mich überschwänglich umarmte. "Ich weiß, ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen!" grinste sie als wir uns lösten. Ich konnte weder antworten noch das Grinsen erwidern, denn sie zog mich direkt in den Seitengang zu einer kleineren Gruppe. Ich hätte schwören können Toms lachen durch den Flur hallen zu hören, doch da keiner in die Richtung guckte, musste ich es mir eingebildet haben.
Olivia stellte mich ihrer Projektgruppe vor, alle studierten Sozialwissenschaften wie sie. Sie waren nett und wir verbrachten den Nachmittag in der Cafeteria. Obwohl ich nicht das Projekt mitmachte, gab ich ihnen ein paar Ideen und sie schienen begeistert gewesen zu sein. Nach einer Stunde verabschiedeten Olivia und ich mich von allen. "Das war der Hammer, hast du gesehen wie dich Nils angestarrt hat? Sicher steht er auf dich! Er steht auf schlaue!" rief sie als die Tür sich hinter uns schloss. Ich werde niemals verstehen, wie eine Person so laut sein kann. "Nein, er war nur freundlich." antwortete ich wesentlich leiser als sie. Olivia schüttelte mit dem Kopf "Dir würde nicht mal auffallen, wenn jemand mit dir flirtet." lachte sie und wir machten uns auf den Weg zur Bahnstation. "Mir würde das sehr wohl auffallen, nur flirtet niemand mit mir!" gab ich nach einer Zeit wieder. Es stimmte auch, Olivia hatte schon mehrere Flirts, seit sie vor wenigen Wochen das Studium angefangen hat, während dessen ich mich zuhause mit meinem Beta-Fisch unterhalte.
"Nebenbei wurde ich heute Abend auf eine Party eingeladen, von einem Mann!" sagte ich dann, obwohl mir nicht bewusst war, wieso ich mich gegen sie behaupten muss. "Wie?" Olivia schrie mich schon fast an und fuhr dann aufgeregt weiter, wie es dazu gekommen ist, von wem ich eingeladen wurde und was ich anziehen würde. Ich erzählte ihr von dem Abend und von Tom, ließ aber die Situation mit Fred weg. Sie würde sich nur Sorgen machen, dass er mir weh tun wollte oder ähnliches. Ich meine er ist mir mitten in der Nacht gefolgt, seltsam ist er schon. Die Frage ist nur, ob es seltsam oder mysteriös ist.
Wir redeten noch bis unsere Wege sich kurz nach der Bahnstation bei mir Zuhause trennten. Ich musste ihr versprechen die Chance, mich in eine Gruppe zu integrieren, anzunehmen. Damit ich "nicht mehr so einsam bin". Genervt schüttelte ich den Kopf, während ich in meine Wohnung trottete. Es war ruhig, nur der Filter von dem Aquarium summte leise. Ich entschied mich vor der Party schlafen zu legen, da ich schon vorher im Unterricht besser eingeschlafen bin, hoffte ich die fehlende Energie für die Nacht aufzuholen.
So legte ich die Unimaterialen zum Schreibtisch und legte mich noch voll angezogen auf mein Bett und wartete darauf in den Schlaf geleitet zu werden.

DU LIEST GERADE
Dream vibes
Fantasía"Träume sind die Tore, die unsere Seelen wandern lassen." dies sagte Laurens Mutter zu ihr jede Nacht. Jahre lang glaubte sie, dass der Spruch nur da war um ihr als Kind die Angst vor Albträumen zu nehmen, doch was ist, wenn dieser Spruch mehr Wahrh...