12 - Marie

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So... Dann wollen wir mal langsam... Wirklich ganz ganz langsam...
ein wenig Gefühle ins Spiel bringen 💗

Tür auf für
🎄Fenster Nr.11🎄

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-Marie-

"Was ist los?" murmelte Raphael als wir endlich auf dem Weg zu seiner Familie waren.
"Hm?" fragte ich verpeilt und sah zu ihm. Raphaels Worte hatten mich verletzt und mal wieder zerbrach ich mir den Kopf darüber wie es wohl sein würde wenn er mir plötzlich von einer Frau erzählen würde.

Dieser Gedanke schmerzte so sehr das ich keine Ahnung hatte wie ich das überstehen würde. Würde er dann immer noch so oft zu uns kommen? Was war dann mit Matheo? Ich machte mir Sorgen wie er das verkraften würde. Natürlich war er noch ein Baby aber es kam nicht von ungefähr das er Raphael als Papa betitelt hatte.
Manchmal, wenn Raphael länger nicht da war, bemerkte ich das Matheo Verhältnismäßig mehr klammerte und oft auch nicht in seinem Bett schlafen wollte. Wenn Matheo älter werden würde und Raphael dann plötzlich nicht mehr so viel Zeit für ihn haben würde... Dieser Gedanke fraß mich gerade von innen heraus auf.

"Marie?" ich zuckte zusammen und sah Raphael entschuldigend an.
"Was ist los mit dir?" fragte er erneut und legte wie selbstverständlich seine Hand auf meinen Oberschenkel. Als wäre das nicht schon genug, hatte ich automatisch meine Hand auf seine gelegt und unsere Finger miteinander verschränkt. Eine Geste die wir schon so oft getan hatten. Heute schmerzte sie jedoch tief in meinem Herzen.
"Ich hab ein wenig Kopfschmerzen." murmelte ich und lehnte meinen Kopf zurück. Matheo war, wie immer wenn wir mit dem Auto fuhren, eingeschlafen.
"Wir sind gleich da, dann kannst du dich ein wenig hinlegen." sagte Raphael leise und drückte sanft meine Finger.

Raphaels Familie traf ich an diesem Abend zum ersten Mal, lediglich seine Schwester kannte ich seit dem Sommer, es hatte sich sogar eine zarte Freundschaft zwischen uns entwickelt.

"Papa!" quakte Matheo erneut und strampelte in meinen Armen um zu verdeutlichen das er jetzt sofort zu Raphael wollte, ich stellte ihn jedoch einfach vor mir auf den Boden.
Raphael sah verlegen zu seiner Mutter. Diese wiederum grinste wissend und hockte sich einfach zu meinem Sohn um auch ihn zu begrüßen.
"Seit wann nennt er ihn PAPA?" fragte mich Ariana begeistert und beobachtete wie Raphael Matheo seiner Mutter vorstellte.
"Schon länger, aber zu Raphael hat er es heute das erste Mal gesagt. Der wäre fast umgekippt. Ich wusste garnicht das euer Hauttyp auch zulässt das ihr Blass werdet." scherzte ich und folgte Ariana ins Wohnzimmer. Dort stellte sie mich Raphaels Oma, Tante, einer Cousine und deren Ehemann vor.
"Eleyn schläft schon seit vier Uhr. Ich werde es vermutlich bereuen das ich sie nicht geweckt habe." murmelte Ariana als sie meinen Suchenden Blick bemerkte.
"Oh das glaub ich auch." lachte ich leise und klopfte ihr mitleidig auf die Schulter.

Es war unglaublich schön im Kreise der Familie von Raphael so warmherzig aufgenommen zu werden. Es fühlte sich fast genauso an wie mit meiner Familie.
Lediglich kleinere Familiäre brauchtümer erinnerten mich ab und zu das es sich hier nicht um meine Familie handelte.
"Hast du keine Kopfschmerzen mehr?" fragte Raphael besorgt als er mich mit Ariana in der Küche vorfand.
"Huh? Achso... Nein. Hatte keine Zeit um darüber nachzudenken." lächelte ich und drückte ihm direkt eine Salatschüssel in die Hand.
Ariana schmunzelte als sie Raphaels empörten Blick sah, bevor er mir in die Seite knuffte und dann mit der Schüssel zum festlich gedeckten Tisch ging.
Wir würden bis nach den Weihnachtsfeiertagen bei Raphaels Familie bleiben. Erst war es mir unangenehm aber weder Raphael noch dessen Mutter, welche er eingeschaltet hatte als ich wehement versucht hatte die Dauer des Aufenthalts zu verkürzen, hatten zugelassen das ich mit Matheo über Weihnachten alleine war.

Wir aßen, Raphael erzählte vermutlich zum zehnten Mal wie ich ihn gerettet hatte und seine Mutter hätte mich am liebsten sofort zu ihrer zukünftigen Schwiegertochter auserkoren.
"Du schaffst es aus meiner Aktion eine Heldentat zu machen. Dabei hab ich nicht mehr getan als dich auf den Schlitten zu schmeißen mit dem ich eigentlich Holz holen wollte. Ich hab keine Operation an dir durchgeführt. Ich hab dich nur mit nach Hause genommen und in eine Decke gewickelt." warf ich ein. Mich störte es das man mich für diese Sache empor hob als hätte ich den Messias vom Kreuz gerettet.

"Was ich mich in all der Zeit gefragt habe... Wo kam eigentlich der Hund her?" fragte Raphael und runzelte die Stirn.
"Hund?" darauf konnte ich mir keinen Reim machen.
"Kurz bevor du aufgetaucht warst... War da ein Hund..." murmelte er nachdenklich.
"Ich habe keinen Hund und da war auch keiner." versicherte ich ihm und musterte ihn kurz. War er tatsächlich schon so nah am Rande der Verzweiflung gewesen das er Dinge gesehen hatte die nicht da waren?

"Egal... Heute sitz ich hier und das hab ich nur dir zu verdanken." verwarf er den Gedanken und legte wieder einen Arm um mich.
Matheo saß auf seinem Schoß, kaute zufrieden auf einer Babykarotte herum und ließ sich immer wieder dazu hinreißen in Raphaels Kartoffelpürre zu fassen und sich dieses irgendwo zwischen Nase und Mund ins Gesicht zu schmieren.
Raphael sah das ganze gelassener als ich, er lächelte nur und schob ihm bei Bedarf den Breiklumpen mit einem Finger in den Mund bevor er auf dem Boden landen konnte.

"Wenn man dich so sieht, könnte man meinen er ist dein Sohn." stellte Raphaels Vater fest und beobachtete wie Matheo Raphael die Karotte entgegen streckte.
"Fühlt sich manchmal auch so an." gestand Raphael leise und sah zu mir. Ich lächelte leicht, wich seinem Blick aus und griff eilig nach Matheo's Hand die sich gerade an den Erbsen zu schaffen machen wollte. Ich konnte spüren wie mir die Farbe ins Gesicht schoss.

Es fühlte sich manchmal so an als wäre Matheo sein Sohn... Bei diesen Worten wäre ich vor Freude am liebsten an die Decke gesprungen.

Das WeihnachtswunderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt