Patronus- Drarry

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Harry POV

Ich rollte die Augen, als ich Hermines Blick gedeutet hatte.
„Und du hilfst ihm wirklich?", fragte sie skeptisch und auch mürrisch. Ich konnte sie ja verstehen, mich hatte es auch überrascht, dass Draco Malfoy mich um Hilfe bat und gerade deshalb wollte ich es- ihm helfen.
Ich war neugierig.
„Er hat mich drum gebeten und das ist für einen Slytherin nicht üblich", gab ich zu bedenken und setzte mich in Bewegung.

Wir würden uns gegen Abend im Raum der Wünsche treffen, wo er mir dann erzählen würde, warum er meine Hilfe brauchte.
Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich.
Natürlich war er nicht auf Knien zu mir gekommen, Goyle hatte mir seine Nachricht ausgerichtet. Es konnte genauso gut auch eine seiner miesen Fallen sein, aber das musste ich schon selbst herausfinden.
Irgendwas an Draco Malfoy fand ich anziehend mysteriös.

Mein Tag verlief also normal, bis auf die Nervosität, die in mir brodelte.
Als ich ihn beim Abendessen beobachtete, trafen unsere Blicke sogar kurz aufeinander. Und in diesem Moment wusste ich um seine, zum ersten Mal, ehrlichen Absichten.
Es überraschte mich nicht, dass er wenige Sekunden später den Blick senkte, das war ich ja gewohnt.
Ich aß mit Ron, Ginny und Hermine fertig und wir verbrachten noch ein wenig Zeit mit Hausaufgaben machen in der Bibliothek, dann verabschiedete ich mich.

Der Weg zum Raum der Wünsche war einsam leer und kühl. Die Feuchtigkeit in dem Gebäude ließ meine Fingerspitzen kalt werden.
Ich beeilte mich.

Draco war schon dort, stand an die gegenüberliegende Wand gelehnt und beobachtete mich skeptisch.
Ich verschloss die Tür, ein ungutes Gefühl überkam mich.
„Du brauchst meine Hilfe?"
Er schnaubte. „Das würde ich nie zugeben. Belass es also dabei, dass ich dich nicht mehr schlecht mache."
Ich nickte verstehend.

„Du musst mir beibringen, wie man einen Patronus beschwört Potter."
Überrascht sah ich zu ihm, er bewegte sich auf mich zu, nicht mehr so selbstsicher wie zuvor.
„Es ist ein wichtiger Zauber und..... es mag mir einfach nicht gelingen."
„Natürlich, ich helfe dir."
Mein Mund war schneller als mein Denkvermögen, aber ich meinte es ehrlich.
Er schien erleichtert und seufzte.

„Um einen Patronus zu beschwören, musst du die leuchtendsten, glücklichsten Erinnerungen in dir suchen und nutzen, um gegen das tiefgehende Böse eines Dementors anzukommen", begann ich und schritt langsam um ihn herum.
Ich wollte ihm überlegen sein, nur dieses eine mal.
„Das tiefgehend Böse ist aber wie ich", warf er ein.

Ich blieb hinter ihm stehen und betrachtete seinen breiten Rücken. Jetzt nicht schwach werden Harry!
„Das glaube ich nicht, Draco."
„Nenn mich nicht so", knurrte er und fuhr herum.
„Ich entscheide, Malfoy, wenn du meine Hilfe willst, halt die Klappe!"
Er presste die dünnen Lippen zusammen, an denen mein Blick hängen blieb.
„Gute Erinnerungen sind der Schlüssel."

Ich wies ihn an, einige Male versuchte er es und scheiterte kläglich.
Verbissen zwang er sich dazu, es zu schaffen, konnte es aber nicht.
Ich sah ihm einfach zu.
Irgendwann aber musste ich eingreifen.
„Deine Erinnerung ist nicht stark genug, woran denkst du?"
Schweigend senkte er den Blick und ich verstand.
Draco Malfoy konnte keinen Patronus zaubern- ihm fehlte jegliche gute Erinnerung.

Plötzlich spürte ich die Last, die auf ihm lag, das Geheimnis der Dunkelheit, welches er mit sich rum trug und stellte fest, dass wir uns ziemlich ähnlich waren.
„Ich muss das lernen", flüsterte er und sah mir zum ersten Mal richtig in die Augen. Seine waren so hell und grau, das war mir zuvor nie aufgefallen.
Ich räusperte mich und bemerkte, wie wir langsam aufeinander zu gingen.
„Gibt es keine einzige glückliche Erinnerung?"
„Die würden nicht reichen, für einen so starken Zauber."

Mitleid stieg in mir auf, ihm ging es noch miserabler als mir.
„Was mach ich denn jetzt...."
Er wollte sich weg drehen und flüchten, doch ich packte ihn an den Schultern und fixierte ihn mit meinem Blick.
„Bleib."
Seine Unterlippe sah so voll aus, aus der Nähe. Das Bedürfnis ihn zu küssen bedrängte mich in dieser Sekunde, wie ich es noch nie erlebt hatte. Auch er schien mich wie hypnotisiert zu betrachten.

„Du wirst mich jetzt nicht...."
„Shhht ", murmelte ich.
„Ich gebe dir nur eine einzige, glückliche Erinnerung, denn dann schaffst du es auch ohne mich."
Ohne Widerworte schloss er die Augen.
Wir lehnten uns einander entgegen, die Spannung zerriss mich beinahe.

Seine weichen Lippen zitterten, als sie meine berührten und er atmete stoßweise aus.
Ich umfasste ihn, mein Instinkt übernahm, ich schlang die Arme um seine Taille und seine Hand umschloss meine Wange, wiegte meinen Kopf zur Seite.
Der Kuss blieb unschuldig, es war mein erster. Ich konnte nicht sagen, ob es auch bei ihm das erste Mal war, so gut fühlte er sich an und so gut führte er seine Zunge gegen meine.

Ich wollte nie wieder atmen, nur noch ihn küssen.
Mit der Hingabe und Freude, die er verdiente.
Wir konnten uns nicht bremsen, mein Rücken traf irgendwann gegen die Wand, seine Hand fand sich unter meinem Hemd wieder und eine Hand krallte ich in sein auffälliges Haar.
Er bewegte sich gierig gegen mich und ich war zu überwältigt um etwas anzumerken.
Das war der beste Moment in meinem Leben.

„Fuck", er stieß sich von der Wand ab und entglitt mir.
Ich wollte nach ihm greifen, besann mich aber eines besseren.
Sein Blick war wild.
„Was ist?", hauchte ich.
„Das war... gut."
Ich grinste über das heimliche Kompliment.
„Probier einen Patronus."
Er stellte nicht mal mehr Fragen, sondern hob seinen Zauberstab und präsentierte mir einen der schönsten Patronus, den ich je gesehen hatte.

Der überraschte Ausdruck auf seinem Gesicht stellte mich zufrieden, ich hatte ihm mehr als geholfen.
„Das war also der glücklichste Moment in deinem Leben", stellte ich fest und bildete mir darauf einiges ein.
Er kam wieder auf mich zu und blieb vor mir stehen.
Mit den Augen scannte er mich von oben bis unten und zuckte dann die Schultern.
„Scheinbar."

Seine Finger umfassten mein Kinn.
„Ich brauch mehr... für den nächsten Patronus."
Ich erzählte ihm nicht, dass das so nicht funktionierte und ihm dieser vergangene Moment reichen würde, ich denke, er wusste das.
Stattdessen ließ ich mich erneut wild von ihm küssen und genoss es mit jeder Zelle.

Ende

Kurzgeschichten-Newtmas & DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt