Es war nicht schwer meine Sitzreihe zu finden, immerhin ist es ja nicht einmal ein langer Flug. Ca.30-40 Minuten, nicht mehr. Doch egal wie kurz der Flug auch ist, es ist trotzdem unheimlich viel los. Ich hätte nie gedacht das so viele Menschen in eine so kleine Maschine passen würden. Was die wohl alle in Honolulu machen ? Besuchen sie Familie, machen sie Urlaub, vielleicht kommen sie ja auch aus dem Urlaub zurück oder fliegen aus dem selben Grund dort hin wie ich, wer weiß. Aber wo ich mir fast schon sicher bin ist das alle hier in diesem Flugzeug zumindest einmal in ihrem Leben schon geflogen sind. Sogar bei den wenigen Kindern die an Bord sind bin ich mir sicher. Sie alle sehen zumindest um einiges weniger nervös aus als ich, ich sehe höchstwahrscheinlich aus wie ein Wrack. Ich merke wie sich eine Blässe auf meinem Gesicht nieder lässt. Ziemlich angespannt lasse ich mich in meinem Sitz nieder und warte darauf das wir abheben.
Ich weiß nicht wie lange ich gewartet habe aber meine Nervosität lies es wie eine Ewigkeit erscheinen. Ich will nur diesen scheiß Flug hinter mich bringen und so schnell wie möglich wieder festen Boden unter meinen Füßen spüren, obwohl wir noch nicht einmal abgehoben sind.
"Liebe Passagiere", erklingt es plötzlich aus den Sprechanlagen. "Wir heißen sie herzlich willkommen zu diesem Flug der 'Hawaiian Airlines' von Anahola nach Honolulu. Wir bitten sie sich anzuschnallen. Eine der Flugbegleiter wird sie durch die Sicherheitsvorkehrungen leiten sodass ihre Sicherheit während des Fluges stehts gewährleistet ist. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Flug und vielen dank das sie sich für die Hawaiian Airlines entschieden haben."
Die Stewardess erklärt wie die Sicherheitsgurte und alles andere funktionieren. Mit etwas mühe versuche ich mir all die gerade aufgezählten Informationen genau einzuprägen und lasse die nächste halbe Stunde über mich ergehen mit dem stehten Gefühl das jede Sekunde das Flugzeug abstürzen könnte. Mom und Dad sitzen gerade wahrscheinlich wieder auf der Couch oder so und sind nicht in verdammter Lebensgefahr! Eine fahrt mit dem Schiff wäre viel einfacherer da man ja nur zur nächstgelegen Insel fahren muss und den Rest der Strecke mit dem Auto hinter sich bringen kann. Doch keine zehn Pferde bringen mich in meinem Leben wieder auf ein Schiff. Selbst wenn ich auf einer Einsamen Insel festsitzen würde könnte mich keiner dazu überreden in ein Rettungsboot zu steigen. Nicht einmal Koa wenn er noch am leben wäre. Koa, Koa und ich wollten früher immer mal die anderen Inseln Hawaiis erkunden und noch so viel weiter gehen als nur Hawaii. Wir wollten zusammen die Welt sehen, zusammen nach London, Italien, Frankreich und alle anderen Länder die es so gibt. Wir wollten das alles zusammen sehen und jetzt. Jetzt sitze ich in einem Flieger zu unserem ersten einst geplanten Ziel und zwar alleine.
Diese paar Minuten flug fühlten sich an wie die Hölle. Ich denke diese halbe Stunde war die längste halbe Stunde die ich je erlebt habe. Und der Gedanke daran das ich am Ende des Schuljahres schon wieder in diese Höllenmaschiene steigen muss lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Gott bin ich froh dass das endlich vorbei ist. Jetzt muss ich nur noch meinen Koffer finden und kann endlich hier raus.
An diesem Flughafen ist sogar noch viel mehr los als an dem zuhause, er ist auch um einiges größer. Überall stehen irgendwelche Stände oder Schalter. Wo soll ich den eigentlich hin ? Das einzige was nicht zu übersehen war ist das Laufband auf dem die Koffer geladen sind und darauf warten von ihren Besitzern heruntergenommen zu werden. Die Tierboxen sollten denke ich auch dort zu finden sein. Ich hoffe Kanoa hat den Flug gut überstanden.
All die Leute die vorhin noch im Flieger saßen scheren sich jetzt mit anderen um das Koffer Fließband. Ich kann kaum ausmachen welcher der Koffer nun meiner ist sollte er schon auf dem Band sein. Er ist sicher schon mehrere Male an mir vorbei gerollt bis ich ihn endlich mal sehe. Doch den jetzt da runter zu bekommen ist was anderes, soviel wie hier los ist kann es ziemlich schwer werden den mal zu greifen zu bekommen. Es brauchte zwar viel Mühe und Not aber letzten Endes habe ich ihn zum Glück noch erwischt.
Mit Kanoa war das aber etwas komplizierter. Ich muss das Abholterminal für Tiere finden und dort in der Schlange warten um Kanoa abzuholen. Das Komplizierte daran ist, das Terminal in diesem riesen Gebäude zu finden. Fast überall sind Lagepläne zu sehen doch wirklich helfen tun die mir nicht. Ich muss ziemlich verloren ausgesehen haben den ein älterer Herr steht ohne weiteres vor mir und lächelt mich höflich an. "Sie scheinen mir etwas verloren junge Dame", setzt er auch direkt schon an. "Oh, ähm ja bin ich, ich suche das Abholterminal für Tiere aber kann mich in dieser Menschenmenge kaum Orientieren." Etwas zu amüsiert lacht der Herr über meine Antwort. "Du bist wohl nicht aus der Stadt, hab ich recht?" Ist es etwa so offensichtlich das ich nicht aus der Stadt komme ? Meine Antwort auf seine Frage war um einigendes stiller und zurückhaltender als gedacht, denn fast flüsternd gebe ich zu das ich vom Land komme. "Nun dann erklärt das wohl warum es ihnen hier so voll vorkommt. Ich muss ihnen leider sagen dass das hier noch nichts für Honolulu ist. Sie sollten mal sehen wie es hier zu sich geht wenn die Leute alle in den Urlaub fliegen." "In den Urlaub fliegen? Ich dachte das sind die Leute die auf dem weg in den Urlaub sind ?!" "Oh nein Liebes das sind alles nur Geschäftsleute. Die die in den Urlaub gegangen sind, die sind schon vor ein paar Wochen geflogen. Am ende des Schuljahres ist immerhin am meisten los da all die Familien nun fast den ganzen Sommer verreisen können. Und die meisten kommen auch nicht bis zur letzten Woche wieder zurück." Wo er recht hat hat er recht. Ich würde auch nicht so schnell aus dem Urlaub zurückkehren wollen wenn ich sechs Wochen lang kaum etwas machen muss. Ich musste allerdings zwei Wochen früher hier her fliegen als die anderen Schüler so das ich die Chance bekomme mich noch richtig auf dem Campus einzuleben und mir nicht so viele Sorgen um den ganzen Papier kram machen muss der noch auf mich zu kommt. Bei dem Gedanken an all die Formulare die ich noch ausfüllen muss läuft es mir kalt den Rücken herunter, Koa war immer der schlauere von uns beiden. Er hätte das alles mit mir gemacht sodass ich alles verstehe und keine Probleme bekomme aber darauf kann ich mich jetzt ja nicht mehr verlassen.
Besorgt schaut mich der ältere Herr an. Die Erinnerung an Koa hat direkt wieder einen Schatten auf mein Gesicht geworfen was scheinbar nicht wirklich unauffällig war, doch der Herr lächelt mich nur leicht an als würde er wissen das ich nicht darüber reden werde warum ich plötzlich so niedergeschlagen aussehe.
"Also dann, ich muss los" fängt er an. "Dein Tier kannst du dort vorne an dem Gate rechts vom Security check abholen, schönen Tag noch." Mit einem lächeln im Gesicht macht er sich auf den weg und winkt mir auf dem Absatz noch einmal zu und geht.
Etwas überwältigt von der Situation und wie schnell der Mann von seinem Mitfühlenden Gesichtsausdruck zu einem breiten Lächeln wechseln konnte folge ich seiner Weg Beschreibung. Ich bin scheinbar nicht die einzige die ihr Haustier mitgenommen hat da die Schlange am Gate ziemlich lang ist im vergleich zum Sicherheitscheck.
Hier sind so viele Leute, wie soll ich mich da nur zurecht finden? Es ist schon erstaunlich wie viele Leute hier in der Schlange stehen. Es sind nur noch ein paar Leute vor mir und dann haben ich Kanoa endlich wieder. Der kleine hatte sicher unheimliche angst während des Fluges, ich hoffe ihm geht es gut. "Nächster Bitte", die Lady am Schalter sieht alles andere als freundlich aus. "Name und Box Nummer von ihrem Tier bitte." Den Zettel mit der Nummer von Kanoa's Box habe ich in den Tiefen meiner Hosentasche vergraben, jetzt wo ich darüber Nachdenke war das keine gute Idee. Ich habe wahrscheinlich noch nie einen so genervten Blick gesehen, nicht einmal von Mom und Dad. "Ähm die Nummer ist... 4857 und sein Name ist Kanoa, er ist ein kleiner Labrador mit Braunem Fell." Sie Ruft den Namen und die Box Nummer nach hinten zu irgendeinem Mitarbeiter der in ein paar Minuten auch schon Mit Kanoa in seiner Box vorkommt. "Darf ich ihn jetzt schon aus der Box lassen oder muss er in der Box bleiben ?" Die Frau mustert mich urteilend doch antwortet schließlich mit einem genervten Ja. "Passen sie aber auf das er keine Probleme macht sonst muss er wieder rein." Die kälte in ihrem Ausdruck war schon fast Markerschütternd.
Einfach umdrehen und keinen weiteren Augenkontakt. Wenn man sich so umsieht sind hier alle ziemlich genervt, überall wo ich hinschaue sind grimmige und schlecht gelaunte Gesichter. Die meisten von ihnen tragen Anzüge und eine Aktentasche. Mir ist bewusst das solche Leute nicht unbedingt das spannendste Leben führen aber ist es so schwer ab und an mal zu lächeln? Naja, wie auch immer. Ich muss so schnell wie möglich einen Bus oder ein Taxi zum Campus finden.
Es ist um einiges leichter den Ausgang zu finden. Ich folge einfach der Menschenmasse die sich hoffentlich in Richtung Ausgang bewegt.
Ständig fahren Taxis vor dem Flughafen ein und aus. Wenn ich richtig liege sollte die nächste Bushaltestelle zur Schule gerade um die Ecke sein und auch bald kommen. Ich beeile mich lieber bevor ich ihn noch verpasse.
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The lost Daughter of the sea
FantasiaKaimana ist eine 17 jährige Hawaiianerin aus Anahola die auf Grund des Todes ihres besten freund auf die Kalani High School in Honolulu, Hawaii wechseln muss um sich selbst wieder zu finden. Doch was passiert wen sie erfährt was früher mit ihr passi...