Kapitel 5

12 1 0
                                    

Es steht also fest, ich ziehe morgen auf einen für mich komplett unbekannten Teil Hawaiis. Es hat sich ziemlich schnell herum gesprochen dass ich das kleine Dorf für einige Zeit verlassen werde. Es wundert mich zwar nicht allerdings würde ich schon gerne wissen wer nach nur fast zwei Tage nach dem Entschluss erfahren hat das ich gehe, denn ich bin die letzten Wochen das Gesprächsthema des Dorfs gewesen. Jeden Tag kam jemand vorbei um sich schon einmal zu verabschieden. Ich denke wir hatten noch nie so viele Gäste nach einander in nur zwei Wochen. Zwei Wochen die viel zu schnell vorbei gingen.

Ich wusste es wird schwere sich von zuhause zu verabschieden aber ich dachte zwei Wochen währen mehr als genug Zeit um auf wiedersehen zu sagen. Scheinbar habe ich mich da getäuscht. Es fiel mir noch nie so schwer mich zu verabschieden wie in den letzten Wochen, all die Erinnerungen hier, am Strand an den Klippen, in der Schule, überall und an jeder Ecke des Dorfes habe ich etwas erlebt. Ob nun alleine oder mit Koa, überall wahren Erinnerungen, Erinnerungen die für immer in meinem Gedächtnis eingraviert sind oder nach und nach durch neue ersetzt werden würden. Zu all dem muss ich jetzt auf wiedersehen sagen. Es war schwer und es ist jetzt wo der Tag der Abreise gekommen ist nicht besser.

Die Angst davor das etwas passieren könnte wenn ich weg bin macht den Abschied nur noch schwerer. Was ist wenn Mom oder Papa etwas passiert wenn ich nicht da bin oder etwas anderes, wer weiß was alles passieren kann. Und wenn ich ehrlich bin, bin ich mir nicht sicher ob ich tatsächlich bereit bin zu gehen. Bei dem Gedanken daran das ich jegliche Kindheitserinnerungen mit Koa hinter mir lassen muss lässt mir Tränen in die Augen steigen. Die letzten Dinge aus meinem Zimmer verschwinden in Kisten und Koffern die ich auf der neuen Schule brauchen werde. Ein letzter Blick durch mein Zimmer, ein letzter Blick auf mein zuhause, ein letzter Blick. Dieser letzte Blick fiel direkt auf ein Bild von Koa und mir. Es war in einer Kiste die gerade so unter meinem Schreibtisch zu sehen war. Die Chance das dieses Foto von uns genau jetzt fast direkt vor mir liegt war so gering. Ich habe es damals aus gutem Grund dort unten verstaut, denn dieses Foto ist das letzte Foto von Koa und mir zusammen. Es ist ein Bild von dem Tag den ich so sehr hasse, es war der Tag an dem er und seine Eltern diese Welt verlassen haben. Mom hat das Foto geschossen kurz bevor wir aufs Meer raus gefahren sind. Wir waren so aufgeregt endlich richtig auf dem Meer zu sein und all seine Bewohner zu sehen. Mit großem Lächeln standen wir am Pier und warteten darauf los zu fahren, was ich dafür geben würde dieses Lächeln noch einmal sehen zu können.

Die Tränen stiegen mir immer mehr und mehr in die Augen. Der Versuch sie weg zu blinzeln scheitert kläglich. Ich griff nach dem kleinen Stück Papier, nicht in der Lage mich zu bewegen. Ich fühle mich wie erstarrt. Tränen fallen auf das Foto, eine nach der anderen. Ich schaute noch eine Weile auf das Bild und entschied mich letztendlich es mit zu nehmen, dann habe ich zumindest etwas von Koa bei mir.

Hastig packe ich die letzten Dinge ein um nicht noch sentimentaler zu werden und renne mit meinem Koffer in Richtung Ausgang.

Mom und Papa warten draußen am Auto und laden die letzten Kisten von mir ein. Kanoa sitzt schon hinten auf der Rückbank und wartet darauf dass wir aufbrechen. Mit allem richtig verladen machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Die fahrt dort hin war sehr ruhig. Keiner sprach ein Wort. 

Einige Minuten später sind wir auch schon da, anfangs schien alles so surreal. Doch jetzt all die Flugzeuge so zu sehen lies alles Wirklichkeit werden. Ich werde tatsächlich Anahola verlassen. Der Flughafen war Rand voll mit Leuten die versuchten ihren Flug zu erwischen, etwas suchten oder einfach verloren durch die Gegend laufen. Ein Geordnetes Chaos. Bei dem Gedanken musste ich etwas schmunzeln. Mom und Papa begleiteten mich noch bis zum Gate doch dann hieß es abschied nehmen. "Kaimana, bitte versuche es zumindest dir eine schöne Zeit dort zu machen. Wir sind da wenn du uns brauchst." sagte Mom mit einem leichten Lächeln. Sie hat ein paar Tränen in den Augen und schlingt ihre Arme um mich. Direkt darauf folgend warf auch Papa seine Arme um mich und drückte mich als würden sie mich nie wieder sehen. Wir standen ein paar Minuten in einander verschlungen einfach nur da und Umarmten uns bis eine Stimme aus den Lautsprechern ertönt: "Letzter Aufruf für den Flug von Anahola nach Honolulu, letzter Aufruf für den Flug von Anahola nach Honolulu." "Das ist meiner" sagte ich leise und löse mich aus der Umarmung. "Wir haben dich lieb Kaimana, hab viel spaß", waren die letzten Worte meiner Eltern bevor ich an Bort ging. "Ich euch auch" rief ich ihnen auf dem weg zum Flug noch zu und dann war es soweit. Ich betrete den Flieger nach Honolulu.

The lost Daughter of the seaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt