Kapitel 8

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Ich weiß nicht, wie lange wir hier schon treiben. Es ist mindestens ein Tag vergangen, denn die Sonne geht schon wieder auf. Wir sind am verdursten und am verhungern, das Meerwasser ist zu salzig und unser ganzer Proviant ist mit dem Boot untergegangen.

Es ist gruselig, weit und breit nur schwarzes Meer und unter uns das Wrack und die Fische. Quallen. Haie. Bei dem Gedanken versuche ich die Beine aus dem Wasser zu ziehen, ich habe Angst, dass aus der Tiefe auf einmal die Seeungeheuer kommen. Es klingt kitschig, aber man kann nicht sehen, was unter einem ist.

Genau deshalb hatte ich schon mein ganzes Leben Angst davor, mit dem Boot oder Schiff zu fahren. Und falls ich das hier überlebe - was im Moment nicht gerade wahrscheinlich ist - werde ich es auch nie wieder tun.

Mein Mund ist ganz trocken, und ich habe keinen Schutz vor der Sonne. Auf einmal muss ich an Kim denken, die uns beneidet hat, weil wir nach Australien durften.

Sie ist jetzt wahrscheinlich bei ihren Ponys und gut gelaunt.

Und kein Mensch bekommt mit, wie wir hier kurz vor dem sterben sind.

Aber, um uns zu loben, eigentlich haben wir uns ein ganz gutes System ausgedacht.

Wir haben drei Holzbretter nebeneinandergelegt, und darauf liegen alle Kinder, die unter 10 Jahre alt sind, um die Bretter zusammenzuhalten. Wenigstens die Kinder sind vor den Ungeheuern der Tiefe geschützt. Jedes Kind hält einen Angehörigen mit den Händen fest, und der Angehörige fässt an die Holzbretter. Außerdem haben wir noch leere Kisten und Fässer. Ich halte mich mit Fine an einem Fass fest, jeder an einer Seite, und in's Fass ist ein kleines Kind gekrabbelt, das sich sich an den anderen festhält. Irgendwann werden meine Arme schlapp und ich lasse los, um zu den anderen zu schwimmen - ganz schlechte Idee. Ich bin zu schwach, und für einen Moment überlege ich, einfach zu ertrinken, um das hier zu beenden. Einfach aufzugeben, stillzuhalten, und mich hinunter in die Tiefe ziehen zu lassen. Doch dann packen mich zwei starke Arme von hinten und legen mich zu den kleinen Kindern auf die Bretter. Als ich mich zu dem Jungen wende, um mich zu bedanken, schaue ich in zwei wunderschöne grüne Augen, die mir die Sprache verschlagen. Er murmelt etwas vor sich hin und legt dann Fine neben mich. Zum ersten Mal seit über 24h kann ich die Augen schließen. Durstig, hungrig und müde, schlafe ich irgendwann ein.

Australia [!abgebrochen!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt