Der Kampf

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Später am Nachmittag gehen die jungen Hexen, Zauberer und andere mystische Gestalten mit dem Grafen und Mrs. Montgomery spatzieren. Auch die Wölfe haben sich ihnen angeschlossen und umzingeln die Gruppe um sie vor jeglichen Eindringlingen oder Geschöpfen der Natur zu beschützen. Nicht dass dies für gewöhnlich nötig war aber die Bewohner sind trotz allem vorsichtig.
Ewan geht neben dem Grafen her und Sarah einige Meter hinter ihnen. Sie möchte mit ihm sprechen aber nachdem was in ihrem Zimmer passierte versucht sie Abstand von ihm zu nehmen. Die Gruppe erreicht langsam einen sehr von Bäumen und Blättern abgedunkelten Bereich des Waldes. Nur ein wenig Sonnenlicht scheint durch die Äste auf den Boden. Es war nicht gruselig sondern ziemlich schön. Die von Sonnenstrahlen erreichten Bereiche sind übersäht von Blumen und Sträuchern. Waldbeerenbüsche schmücken den Waldboden und die Umbegung. Ein paar Pollen von Pusteblumen tanzen in der Luft herum und scheinen den Wald glitzern zu lassen.
Nora und Klaus bleiben auf einer Waldwiese stehen. Sabrina, eine Zentaurin, wird gebeten zu ihnen zu kommen.
''Ihr werdet nun Zeugen eines Naturspektakels'', sagt Nora und nickt Sabrina zu. Mit einem Satz schlägt die halbe Pferdefrau ihre Vorderhufe in die Luft und rammt sie zurück ins Gras.
Zuerst scheint nichts zu passieren doch im nächsten Moment fängt der leicht bedunkelte Grasboden an zu funkeln und zu leuchten. Tausende kleiner Glühwürmchen erheben sich vom Grund in die Luft. Der leicht von der Sonne beleuchtete Waldplatz fängt an zu glitzern und zu funkeln als die kleinen Käferchen in den Himmel empor schweben. Die Augen der Schüler und Schülerinnen füllen sich mit Begeisterung und die Leuchtenden Pünktchen spiegeln sich in ihnen wieder.
Sarah ist überwältigt von dieser Schönheit und beobachtet ein einmaliges Erlebnis. Aus dem von Sonnenlicht, Pollen und Glühwürmchen umgebenem Plätzchen scheint eine große Gestalt auf die Wesen zuzugehen. Langsam wurde ein riesiger weißer Hirsch erkennbar. Sein Geweih war einige Meter groß und es hängen mehrere Kristalle herab und Blumen schmücken es bis in die Spitzen. Er hat glasklare wunderschöne weiße Augen, selbst die Pupille ist weiß. Der Hirsch bahnt sich seinen Weg durch die dort stehenden Bewohner. Mit wie in Zeitlupe schnellen Schritten geht er durch die funkelde und glitzernde Wiese. Die vom Geweih herunterhängenden Kristalle klingeln bei seinen langsamen und graziösen Bewegungen. Sie klingen wie ein Windspiel wenn der Wind um es tanzt.
Die Schüler stellen dem Hirsch aus damit er freie Bahn durch den Wald hat. Selbst die Wölfe sitzen am Rande des Weges, wie als würden sie einen König begrüßen. Das Wesen des Waldes fängt an langsam zu verblassen und verschwindet zwischen den Bäumen und Büschen. Dieses Spektakel werden die Schüler lange nicht mehr vergessen.
Noch immer beeindruckt von dem, was alle gerade gesehen hatten, wollen die Akademiebewohner langsam wieder zurück zum Schloss gehen.
Sarah schaut in die Richtung, in die der Hirsch gegangen war, blinzelte ein wenig und dreht sich dann zu den anderen um. Im gleichen Moment schaut auch Ewan zu ihr. Sie verzieht ihr Gesicht zu einem weichen und sanften Lächeln. Der Junge schaut sie für einen Moment lang nur an und erwidert dann ihr Lächeln. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet. Ihre funkelden Augen und ihr begeisterter Gesichtsausdruck wird er nie wieder vergessen. Und auch nicht den Moment als sie einfach umkippte.
Sarah's Lächeln wechselt zu einem kalten und leeren Gesichtsausdruck. Ihre Augen verdrehen sich nach Hinten und die klappt zusammen. Jeder wird aufmerksam und dreht sich erschrocken um. Der blonde Junge reagiert schnell und rennt zu ihr, fällt vor ihr auf die Knie und hebt ihren Oberkörper hoch.
''Sarah? Sarah! Höst du mich? Was ist passiert?'' Ewan versucht mit ihr zu reden doch sie gibt keine Antwort. Ihre Augen sind zu und ihr Körper schlaff. Der junge Mann legt seine Hand auf ihre Wange und dann auf ihre Stirn. Ihre Haut wird auf einmal ganz kalt und blass.
''Schnell, wickel sie in meinen Umhang wir müssen sie schnellstmöglich nach Hause bringen'', sagt der Graf und gibt Ewan seinen Umhang. Er wickelt das Mädchen darin ein, nimmt sie dann an Kniekehlen und Rücken und hebt sie hoch.

Sarah liegt in ihrem Bett. Ewan hatte ihr ihren Pyjama angezogen und sie in ihre Bettdecke gewickelt. Ihr Körper wurde wieder etwas wärmer doch sie ist immernoch blass. Blasser als ihre puppenähnliche Haut eh schon war.
Der Dämon sitzt neben ihr auf einem Sessel, den er sich extra in ihr Zimmer gestellt hatte und hält ihre Hand.
''Was ist nur mit dir passiert?'', flüstert er ihr zu. Die Kerzen in ihrem Raum, die er angemacht hat damit er etwas Licht hatte, scheinen ihre Flammen tanzen zu lassen. Auch die anderen Schüler wollten ihre Seite nicht verlassen, doch der Graf hat alle weggeschickt. Er sagte, sie brauche etwas Ruhe und Ewan würde auf sie acht geben, damit sich ihr Zustand nicht verschlechtert.
Ewan schaut wie sich ihre Brust im gleichmäßigen Takt hebt und Senkt. ''Habe ich etwas damit zu tun? Habe ich dich in gefahr gebracht?'', sagt der blonde Junge mit Tränen in den Augen. Er hält ihre Hand mit beiden seiner Hände fest und lehnt seine Stirn sanft auf ihre Finger. Er schließt seine Augen und eine Träne tropft von seinem Gesicht auf die Decke.
Plötzlich fängt die junge Hexe an sich zu bewegen. Er hebt sofort seinen Kopf um in ihr von schmerz verzogenes Gesicht zu sehen. ''Hör auf zu flennen du bescheuerter Bastard. Du bist nicht daran schuld'', sagt das Mädchen mit gebrochener Stimme und öffnet langsam ihre Augen. Ewan schaut sie glaublos an. Sarah versucht ein bisschen zu Lächeln. Es war das gleiche Lächeln, das sie ihm im Wald geschenkt hat bevor sie zusammenbrach.
Der Junge konnte nicht anders als auch zu lächeln und stürzt sich vorsichtig auf ihren schwachen Körper. Er drückt seine Stirn gegen ihre. ''Ich bin so froh dass es dir gut geht. Ich dachte schon du würdest sterben'', sagt er und hält sich die Tränen zurück. Sarah legt eine Hand auf seine Wange und schließt ihre Augen. ''Was? Und dich in deiner Hoffnungslosigkeit alleine lassen?'' kichert sie ihn an. Ihren Sinn für Humor hat sie nach wie vor immernoch und das ist auch gut so.
Ewan entfernt sich von ihrem Gesicht und setzt sich aufrecht, immernoch ihre Hand haltend, zurück in den Sessel. ''Was ist passiert? Warum bist du kollabiert?'', fragt er sie vorsichtig.
''Keine Ahnung. Ich hab mich auf einmal sehr schlecht gefühlt. Mein Körper wurde so unangenehm kalt und mir war so schwindlig. Danach ist alles schwarz''.  Sarah schließt erneut die Augen. Sie weiß nicht warum das passiert ist. Aber eines weiß sie. Sie genießt die Zeit , die sie mit Ewan hat und sie liebt den Fakt, dass er nach ihrem Sturz die ganze Zeit bei ihr geblieben ist. Sie öffnet ihre Augen wieder und schaut ihn mit einem liebevollen Lächeln an.
Er erwidert ihren Blick.
''Wie lange war ich weg?'', fragt sie ihn.
''Mehrere Stunden. Fast einen Tag'', antwortet er ihr.
Sarah drückt die Hand des Jungen fest in ihrer. Mit einer geschickten Drehung und Bewegung holt sie sich die Position die sie brauchte und verschränkt ihre Finger mit seinen. Der junge Dämon schaut auf die verschränkten Hände und lächelt warm. Er lässt es endlich zu. Sarahs Gesichtsausdruck wird auf einmal kalt.

The WitchnessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt