T H E J O U R N E Y S T A R T S

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Mein Handyklingelton ist grausam. Und wenn ich grausam sage, dann meine ich auch grausam. Weihnachtsmusik mit einem Touch von Kitsch, aber es erinnert mich immer an Christie.
Die Uhrzeit, zu der mein Wecker klingelt ist ebenfalls grausam. Kurz vor vier Uhr ist es als ich mich mühsam aus dem Bett quäle und nach meinem Handy taste. Noch ist es draußen dunkel.
Das Zimmer ist mir unbekannt doch ich verschwende kaum Blicke während ich mich hastig anziehe und im das kleine Bad trete. 

Müde Augen schauen mich aus dem Spiegel an. Ich fahre mir mehrmals durch meine Haare doch es wird nicht besser. Seufzend beginne ich sie zu reiben Zopf zu flechten, damit sie mir nicht mehr im Weg sind.
Ich putze meine Zähne und schließlich stehe ich auch schon mit gepackten Tasche vor den Zimmer und schließe dieses ab. Bevor ich die Tür zuziehe, setzte ich meinen geliebten Cowboyhut auf. Ein Geschenk von Christie und gerade im Sommer ein Lebensretter bei der Arbeit auf der Ranch. 

Ich weiß nicht wie viele Leute um diese Uhrzeit hier schon wach sind und gehe möglichst leise die knarzende Treppe herunter.
Gustav erklärte mir gestern noch, dass wir uns im Speiseraum treffen werden am frühen Morgen. Wer "wir" ist, hat er nicht gesagt. 

Als ich in den Speiseraum trete, der mehr wie ein Aufenthaltsraum aussieht, sehe ich nur Gustav an einem großen Tisch in der Ecke sitzen. Er hat die Zeitung vor sich ausgebreitet und scrollt nebenbei auf seinem Handy. 

Als ich mich zu ihm geselle, schaut er auf. "Guten Morgen, Anouk!"
Ich setzte mich ihm gegenüber auf einen Stuhl und stelle die Tasche neben mich."Morgen"
Gustav grinst. "Etwas wortkarg am Morgen?"
Ich nicke ertappt. "Etwas"
Gustav nickt nur gutmütig. "Crow ist auch kein Morgenmensch" er faltet die Zeitung zusammen. "Frühstück?"
Erfreut möchte ich gerade nach Kaffee fragen, als die Tür erneut aufgestoßen wird und eine Gruppe junger Menschen hereinströmt. An der Spitze läuft ein dunkelhäutiges Mädchen mit langen Zöpfen. Sie unterhält sich aufgeregt mit Crow, welcher schräg hinter ihr läuft. Oder sollte ich lieber sagen, sie textet ihn zu, währen er nur missmutig neben ihr hertrottet? 

Hinter den Beiden folgen zwei junge Männer. Der eine trägt eine Brille und Jeans und der andere Reithosen und ein Basecap. Crow trägt als einziger wie ich einen Cowboyhut und Arbeitshosen. Das Mädchen trägt ebenfalls Reithosen.

Gustav steht auf und begrüßt alle persönlich, während ich wie bestellt und nicht abgeholt daneben stehe. Crow widmet mir nur einen missmutigen Blick als wäre ich Schuld an allem Übel und der anderen beachten mich so gut wie gar nicht.
Schließlich sitzen wir alle an Gustavs Tisch und jemand lässt eine Kanne mit meinem geliebten Kaffee herumgehen. Ich nehme mir einen Becher voll und schließe endlich die Hände um mein Getränk. Warmer Kaffeegeruch strömt in mein Gesicht. 

Schließlich zieht das Mädchen neben mir einen dünnen Hefter mit allerlei losen Zetteln aus ihrer Tasche und lässt diesen bedeutungsvoll auf den Tisch fallen.
"Das, meine Freunde, sind die Einsatzpläne", erklärt sie.
"Ich bin übrigens Kaila", dreht sie sich zu mir um. "Ich leite die Station Wildwoods. Schön, dass du dich uns anschließt" sie lächelt mich freundlich an.
"Äh, ja, kein Problem", erwidere ich leicht stotternd. Peinlich berührt über mich selbst, trinke ich direkt wieder von meinem noch viel zu heißen Kaffee. Ich meine die spöttischen Blicke Crows auf mir zu spüren, traue mich aber nicht hochzuschauen. Was hat der eigentlich gegen mich?! 

Kaila hat unterdessen jedem von uns ein paar Zettel zugeschoben. Mit einem kurzen Blick stelle ich fest, dass es beinahe ausschließlich Kartenmaterial und Einsatzpläne sind. Neben meinem Namen finde ich auch Crow auf der Liste, sowie Ivan und Kieran. 

Wir sind alle zusammen für eine Woche eingeteilt, dann scheint es zwei Tage frei zu geben. Ich sehe mir die Karten nur flüchtig an. Während Kaila nun beginnt über die letzte Gruppe die in Wildwoods war zu erzählen, driften meine Gedanken ab. Während jeder hier die Namen zu kennen scheint, hab ich nicht den blassesten Schimmer wer die Leute sein sollen.

Schließlich klatscht Gustav in die Hände und erhebt sich. "Ich muss dann los, Kiddies. Machts gut und habt ne schöne Zeit. Kaila macht das schon!", verabschiedet er sich und verschwindet mitsamt seiner Zeitung. Ich fühle mich plötzlich ein wenig verloren. Mittlerweile habe ich zwar rausgefunden, dass Kieran der Typ mit Brille ist und Ivan aus Golden Hills kommt, aber kann mich immernoch nicht am Gespräch beteiligen.

Auch Kaila erhebt sich. "Na los, die Sonne ist aufgegangen und wir haben noch einen weiten Ritt vor uns" Schnell stürze ich noch meinen Kaffee hinter und folge den anderen dann. Diese haben ihre Taschen alle im Flur und machen sich jetzt angeregt miteinander unterhaltend auf den Weg zu den Ställen. 


Wildwoods - First WatchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt