D U N D U L L

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20.33 Uhr erklärt mir mein Handy auf mehrmaliges Nachfragen. Seit Fiasco einmal gegengetreten ist, macht das Ding nur noch manchmal was es soll. 
Es ist so gut wie dunkel als wir auf den Hof der Rangers rollen mit unserem Anhänger. Ich seufze und strecke mich so gut es geht auf dem Beifahrersitz. Christie lenkt konzentriert unser Gespann und parkt schließlich doch ziemlich mittig. 

Gerade als sie den Motor ausmacht, öffnet sich eine Tür im Haupthaus und im hellen Lichtschein treten Menschen Heraus und kommen auf uns zu. Wir steigen aus und warten auf sie. 
Ein Mann, mittleres Alter, doch schon die ersten grauen Haare schimmern im Licht der wenigen Laternen, reicht zuerst mir und dann Christie die Hand. "Hallo, ich bin Gustav. Du musst Anouk sein?", wendet er sich an mich. Er trägt eine dunkelbraune Jacke mit dem Logo des JRD und Jenas und Turnschuhe. 

Ich nicke. "Richtig"

Auch er nickt und seine Begleitung reicht mir ebenfalls die Hand. "Herzlich willkommen, mein Name ist Crow" er ist jünger als Gustav und mustert mich misstrauisch. Auch er trägt die Uniform des JRD, aber dazu eine dunkle Reithose, soweit ich erkennen kann, und schwere Arbeitsstiefel.
Er reicht auch Christie die Hand, widmet ihr aber kaum einen Blick. Seine Uniformjacke ist offen und entblößt ein schwarzes T-Shirt mit einer unleserlichen Aufschrift darunter. 

Diese drängt nun auch dazu Ash abzuladen. Gustav stimmt ihr sofort zu und die beiden machen sich daran Sattelzeug auszuladen und in den Stall zubringen. "Crow, zeig Anouk bitte die Box für heute Nacht" 
Unwillig nickt der junge Mann. "Na dann mal los", scheucht er mich schließlich zum Hänger.

Ich nickt. "Is'ja gut"

Er öffnet die Hängerklappe während ich Ash vorsichtig nach unten dirigiere. Der Hengst ist artig, trotz der neuen und dunklen Umgebung. 

Kaum ist er draußen, warte ich kurz und lasse ihn sich umschauen. Auch wenn er alles sorgfältig sich ansieht, bleibt er sehr ruhig und zeigt kein einziges Anzeichen von Furcht. Ich bin beeindruckt. 
Crow hat den Hänger wieder verschlossen. "Kommst du?" 

Zusammen gehen wir in Richtung Stall, Crow immer einen Schritt vor mir. Die Stallgasse ist nur kurz, ich sehe viele Kaltblüter uns interessiert anschauen und viele Ponyrassen. Ash widmet ihnen nur wenig Aufmerksamkeit. Er folgt mir brav und als wir die vorbereitete Box erreicht haben, geht er nach kurzem Zögern anstandslos hinein. Sein Sattelzeug hängt schon davor. Crow beobachtet mir, wie ich Halter und Strick abmache und Ash noch einmal durch die Mähne fahre. Dann gehen wir zurück zum Auto.

Christie und Gustav stehen an der Motorhaube und unterhalten sich gedämpft. Sie schaut mir besorgt entgegen. Fragend erwidere ich ihren Blick. Sollte ich hier nicht die Besorgte sein? 
Gustav empfängt uns mit einem warmen Lächeln. Crow stellt sich neben ihn und steckt die Hände in die Hosentaschen. 
"nun denn", beginnt Christie und zieht mich plötzlich in eine knochenbrechende Umarmung. Ich klopfe ihr auf den Rücken. 
"keine Panik, ich komm schon klar", sie scheint meinen leisen Einwand nicht gehört zu haben, sondern umarmt mich weiter. 
"Christiee", flüstere ich eindringlicher und werde rot. Solche Aktionen kommen von ihr eher selten. Sie ist nicht so der sentimentale Typ. Eher praktisch veranlagt. Das haben wir gemeinsam. 

Schlielich lässt sich mich los. "Richtig, tut mir leid" sie streicht sich ihr Oberteil glatt. "Dann mach's gut" 
ich lächle. "Danke. Für alles" 

Sie rollt mit den Augen. "Das klingt nach einem sehr eindeutigem Abschied"
ich schüttle den Kopf. "Nein, wirklich. Danke für Alles"

"Ist ja gut. Ich komme euch hier in einem Monat wieder abholen, Madame", erklärt sie gespielt streng.

Ich grinse. "Is' klar, Mama" Sie kichert und ich umarme sie ein letztes Mal. "und jetzt mach, dass du nach hause kommst!", fordere ich sie auf. "Die Straßen sind dunkel!" 
sie lächelt, setzt sich ins Auto. 

Ich nehme mir die bereitstehende Reisetasche und trete mit Gustav und Crow einen Schritt zurück, als Christie den Motor startet. Sie winkt noch einmal durch die Windschutzscheibe und rollt dann langsam vom Hof. 


Wildwoods - First WatchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt