S T A R T

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Der Tag verläuft ereignislos. Ich habe angeboten die Boxen heute allein zu misten.  Ich bin einfach nicht gut in Abschieden und all meine Freunde und Kollegen jetzt noch zu sehen - Das wäre einfach zu viel.

Ich bin vom frühen Morgen bis Nachmittag beschäftigt obwohl mir die Arbeit leicht von der Hand geht. 

Zum gemeinsamen Mittagessen habe ich gut zwei Drittel geschafft. Wir treffen uns immer alle um zusammen zu essen. Ich treffe als letzte im Haupthaus ein und hole mir mein Mittagessen. Nudeln mit Tomatensoße, mein Lieblingsessen. Da hat bestimmt Christie was dran gedreht. 

Seufzend lasse ich mich neben Christie auf einen Stuhl fallen und stochere in meinem Essen herum. Sie bedenkt mich mit einem Seitenblick und unterhält sich dann weiter mit Ralph, einem Saisonarbeiter. Ich mische mich nicht ein, weiß nicht mal worum es geht. Alles zieht an mir vorbei.

Innerliche schimpfe ich mit mir selbst. Es ist doch nur ein Monat und nicht für immer. 

Ich zucke zusammen als Christie mir ein Hand auf die Schulter legt und aufsteht. 
"Liebe Kollegen, liebe Freunde", beginnt sie zu sprechen. Ich ahne übeles und starre auf die Nudeln auf meinem Teller.

"Heute Abend muss uns Anouk leider kurzfristig für einen Monat verlassen" 
Sofort wird gemurmelt in unserem kleinen Team laut. Ich spüre die Blicke auf mir. "Ja, es hängt mit Fiascos Erkrankung zusammen. Bitte fragt sie nicht zu sehr aus, ich wollte es nur alle wissen lasen" 

Ich höre das Grinsen in ihrer Stimme. "Sie würde sich ja niemals allein von allen verabschieden"
Lachen ertönt. Auch ich muss grinsen und hebe den Blick. "tut mir leid, Freunde. Ihr kennt mich ja", sage ich, nehme meinen Teller und stehe auf. 

"Wann geht's los?", fragt Ralph mich. Christie antwortet für mich: "Heute Abend, ich fahr sie"

Ich bringen den Teller zur Küche, höre mir die ganzen Verabschiedungsfloskeln an und mache mich wieder auf den Weg zum Stall. Christie fängt mich auf halben Weg ab indem sie quer über den Hof brüllt: "Und wenn du fertig bist, gehst du packen!" 

ich drehe mich um und nicke: "Ja Mama!", sie verdreht die Augen und ich strecke ihr die Zunge raus.


Ich sitze auf meinem Bett und betrachte meinen Kleiderschrank. Die Reisetasche zu meinem Füßen ist gepackt und meine Jacke hängt bereit über dem Stuhl. In einer Stunde soll es losgehen. jemand klopft an meine Tür.

"Ja?"

Christe steckt ihren Kopf in mein Zimmer. "Kommst du? Wir packen schnell den Hänger" 
Ich schnappe mir Jacke und Tasche und meine Hut. "Ja, sicher!" 

ich folge Christie zu ihrem Jeep der mit dem Pferdeanhänger mitten auf dem Hof parkt. Sie nimmt mir Jacke und Tasche ab und schmeißt sie auf den Beifahrersitz. "Ich war mal so frei schon Sattel und Trense einzupacken", erklärt sie und deutet auf den Hänger. ich nicke. "Welches Pferd soll ich denn mitnehmen?", frage ich. Es geht mir alles zu schnell.

"Du kriegst Ash", erklärt Christie beiläufig und schlendert Richtung Stall. Ich bleibe stocksteif stehen. 
"ASH?", der graue Hengst ist Christies Pferd. Sie hat ihn erst vor zwei Wochen gekauft und hier auf den Hof geholt. 
Sie dreht sich zu mir um. "Ja, wieso nicht?" 

Ich setzte zu einer entgeisterten Antwort an, doch Christie unterbricht mich sofort: "Er ist der beste für den Job. Der kennt das Leben bei den Rangern und ist gut ausgebildet dafür. Natürlich nimmst du ihn"

Christie duldet keine Widerrede während wir den Hengst vom Paddock holen. 

Er lässt sich problemlos holen und auf den Anhänger führen. Er wiehert nur kurz nach seinen Freunden und widmet sich dann genüsslich dem vorbereitetem heu im Transporter. 

Ich renne noch einmal zurück in den Stall. Fiasco erwartet mich schon und ich falle ihm um den hals. "Alles nur für dich", murmel ich in seine Mähne. Er scheint zu wissen worume s geht und schnaubt leise und beruhigend. Irgendwann löse ich mich und streiche ihm noch einmal zum Abschied über die Nase. 

Christie wartet am Auto. Sie hat uns unsere Privatsphäre gelassen. 
Auch Ralph und einige anderen Kollegen warten. 

Die Verabschiedung geht schnell und schon sitze ich neben Christie im Auto und wir sind auf den Weg Richtung Dundull. 

Wildwoods - First WatchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt