Kaila reitet ein geschecktes Kaltblut und ist unmöglich zu übersehen. Trotzdem macht ihre Stute kaum Geräusche und bewegt sich zielstrebig und agil im Wald. Ich bin beeindruckt von dem Pferd.
Ash ist allerdings ebenfalls einfach großartig. Brav trottete er hinter der kleinen Gruppe her und lässt entspannt den Schweif pendeln. Er hat einen wahnsinnig bequemen Schritt und sein Sattel ist ebenfalls himmlisch. Meine Tasche habe ich mir um die Schultern gehangen um sie Ash nicht zuzumuten. An Satteltaschen habe ich nicht gedacht.
Kaila reitet vorneweg. Neben ihr Ivan. Er und sein Gebirgspony sehen neben Kailas Kaltblutstute winzig aus. Vor mir reiten Kieran und Crow. Crows Friese ist ebenfalls sehr beeindruckend. Kierans Painthorse einfach nur niedlich. Kieran ist der einzige der es schafft Crow zum Lachen zu bringen, habe ich bisher schon mitbekommen. Bei ihm traut Crow richtiggehend auf. Kieran und Crow unterhalten sich die ganze Zeit so leise, dass ich wenig mitbekomme, aber es ist interessant zu beobachten, wie Crows Blick an Kieran klebt. Die beiden scheinen sich schon sehr lange zu kennen. Crow ist mit seiner schwarzen Kleidung perfekt an sein Pferd angepasst. Die Rangerjacke hat er nicht an. Die anderen tragen allerdings alle mindestens ein Abzeichen, welches sie als Jorvik Ranger kennzeichnet.
Mittlerweile sind wir so gut wie an Dundulls Grenze angelangt. Die Berge werden immer höher und ich sehe die Felswand die das Ende von Mistfall markiert zwischen den Bäumen.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Kaila schließlich die Hand hebt. Wir stehen vor einem beinahe komplett zugewachsenen Pfad im steilen Fels. Kaila dreht sich im Sattel und guckt der Reihe nach jeden von uns an. "Bereit?" Sie klingt seltsam ernst.
Wir nicken beinahe gleichzeitig. Dann treibt Kaila ihre Stute an und leichtfüßig bahnt diese sich einen Weg durch das hohe Gras. Die anderen folgen ihr. Ivans Pony hat dabei einen entscheidenden Vorteil, wie ich zu mir selbst grinsend feststelle. Crows Friese dagegen tut sich etwas schwer mit dem steilen Pfad, doch der junge Mann redet so beruhigend auf das Tier ein, dass die beiden schließlich direkt hinter Kieran den Pfad betreten.Das Gras allerdings bleibt nie plattgetrampelt liegen, wie mir auffällt. Ich habe nicht viel Zeit für solche Beobachtungen, sondern lasse Ash zügig den anderen folgen. Gelassen schiebt sich Ash durch das Grünzeug. Ich spüre es an meinen Beinen und bin irgendwie erleichtert als wir kurze Zeit später einen steinigen aber immerhin grünzeugfreien Gebirgspfad erreichen. Es ist so schmal, dass wir nun alle hintereinander reiten müssen und auf einer Seite beinahe die Felswand streifen mit unseren Beinen.
Die Gespräche sind fast alle verstummt und wir konzentrieren uns auf unsere Pferde. Diese sind ruhig, ebenfalls konzentriert. Keines scheint Angst zu zeigen und auch Crows Friese läuft erhaben vor mir her.
Das Scharren der Hufe auf den Steinen hallt laut in der Schlucht. Sie ist nicht besonders hoch, aber sehr steil. Durch die frühen Mittagsstunden scheint die Sonne zwar nicht genau hinein, aber wird es bald tun. Es ist ein wenig feucht.
Ehrfürchtig schaue ich immer wieder die steilen Felswände hinauf. Crow hat sich den Hut abgesetzt und an seinen Sattel gehängt, auch er lässt immer wieder Blicke die Wände hochschweifen. Ich verliere beinahe mein Zeitgefühl während wir so durch die gewundene Schlucht reiten, doch es können kaum zehn Minuten vergangen sein, als wir sie auf der anderen Seite wieder verlassen.
Auf einem kleinen, grasbewachsenen Plateau halten wir an. Nebeneinander stehen wir an der Kante und blicken über den schier endlosen Wald unter uns."Wahnsinn", flüstert Kieran und durchbricht so das Schweigen. Kaila kichert vergnügt. "Japp, das ist es" Sie lässt uns noch einige Minuten die Aussicht genießen ehe sie zur Eile drängt.
Sie wendet ihre Stute einen unscheinbaren Pfad hinab. Dieser scheint direkt am Fels entlang nach unten in den Wald zu führen. Er ist nicht sehr steil und auch nicht sehr sandig.Dieses Mal ist der Weg wieder breit genug, dass zwei Leute nebeneinander reiten können. Als niemand direkt Anstalten macht Kaila zu folgen, treibe ich Ash an und schließe zu ihr auf.
Sie grinst mich an. "Geile Aussicht, nicht wahr?"
Ich nicke. "Richtig cool!" Ich bereue es etwa kein Foto gemacht zu haben. Christie und den anderen auf der Ranch hätte es gefallen. Auf Südhuf haben wir nicht so viele Bäume.
"Wir macht sich den Pferd? Sind die Wege für ihn gut genug?", Kaila bedenkt Ash mit einem interessierten Blick.
"Sehr gut. Für ihn bisher alles kein Problem", antworte ich und kraule Ash am Hals. Der Hengst schnaubt leise. Er hat sich schon mit Kailas Stute angefreundet.
Kaila nickt. "Sehr gut"
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Wildwoods - First Watch
AdventureUm genug Geld für die aufwendige OP ihres Pony aufzutreiben, nimmt die junge Anouk einen Job bei den JorvikRangers an. Doch dann passieren merkwürdige Dinge und Anouk muss plötzlich nicht nur um das Leben ihres geliebten Pony bangen, sondern auch um...