Under our skin || Minsung

[08]

Jisung PoV

Ich war den ganzen Tag lang aufgeregt, weil ich wissen wollte, was Minho sich heute einfallen ließ. Außerdem hatte ich gestern Abend noch einen Beschluss gefasst: Wenn Minho noch bis Freitag weiter machen würde, würde ich ihm verzeihen. Das hieß: Heute, Donnerstag und Freitag. Länger würde ich es ohne ihn nicht mehr aushalten.

Also setzte ich mich wieder an die Arbeit, die heute für mich hauptsächlich aus dem Erstellen neuer Designs bestand.

"Jisung~", säuselte Chan und kam mit einem Paket in den kleinen Raum.

"Hat er mir was da gelassen?", fragte ich und schaffte es kaum noch meine Aufregung zu verstecken.

"Jap, hat er.", antwortete Chan und gab mir die Schachtel. "Wenn es wieder was zu essen ist, kannst du dich irgendwann von ihm durchfüttern lassen."

"Mal sehen, was es ist.", meinte ich. "Lässt du mich damit alleine, Chan?"

"Na klar.", meinte er verständnisvoll und ging raus. Ich wendete mich aufgeregt dem kleinen Paket zu und öffnete es.

Tatsächlich war wieder etwas zu essen drin. Dieses Mal war es jedoch Käsekuchen und kein Hähnchen, weshalb meine Augen ganz groß wurden. Ich liebte Käsekuchen und der, den Minho mir gebacken hatte, war schon immer am besten gewesen.

"Ich liebe diesen Jungen.", sagte ich zu mir selbst, öffnete den Brief und begann zu lesen.

Jisungie.

Es tut mir leid, dass ich dir in all dieser Zeit viel zu selten gezeigt habe, was du mir eigentlich bedeutest. Ich hätte dich viel mehr verwöhnen müssen, damit du nie vergisst, wie wertvoll du für mich bist. Um ehrlich zu sein, habe ich dich so lange nicht gesucht, weil ich dachte, dass du jemand neuen hast. Jemand besseren. Jemanden der nicht einfach nach Japan fliegt, nur um dann viel zu spät bei dir wieder aufzukreuzen. Aber dafür werde ich mich wohl noch in einem meiner anderen Briefe entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich dich nicht so behandeln konnte, wie du es verdient hast. Deshalb der Kuchen. Ich hätte ihn dir am liebsten jeden Tag gemacht, einfach nur um zu sehen, wie du dich darüber freust. Du bist immer so unglaublich niedlich wenn du dich freust. Dann lächelst du immer so hübsch und ich will dir eigentlich nur in deine Eichhörnchen-Wangen pieksen und dich durchknuddeln und küssen und ich weiche vom Thema ab. Ich hab dir sogar einen Kuchen zum Geburtstag gemacht, allerdings hab ich dann angefangen zu heulen, weil du ihn nicht essen konntest, und hab ihn dann aus Frust selbst gegessen. Kurz habe ich mit dem Gedanken gespielt, ihn dir vorbei zu bringen, doch ich wollte dir deinen Geburtstag nicht versauen, indem ich auf einmal wieder auftauche, also hab ich es gelassen. Lass dir den hier gut schmecken, denn ich hab wieder fast angefangen mit Heulen, als ich ihn für dich gemacht habe. Ich vermisse dich, mein Kleiner. Falls ich überhaupt noch 'mein' Kleiner sagen darf. Für mich wirst du wohl immer mein Kleiner bleiben.

In Liebe,
Minho

PS: Ich hab gesehen, dass ihr die Blumen aufgestellt habt, also gehe ich davon aus, dass sie dir gefallen und dass du meine Briefe tatsächlich ließt.

"So ein Idiot...", schniefte ich leise, doch konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. "Als ob ich jemals jemand besseren finden würde... Ich werde immer 'dein' Kleiner sein. Wir gehören zusammen. Schon vergessen?"

Ich laß den Brief noch einmal durch und musste ein wenig lachen, als er vom Thema abwich und stattdessen darüber schrieb, wie süß er mich fand.

"Bald darfst du mich wieder küssen...", murmelte ich leise und packte den Brief wieder in den Umschlag. "Versprochen."

Den Kuchen würde ich später essen. Stattdessen setzte ich mich noch weiter daran zu zeichnen. Wir wollten ein paar mehr Motive entwerfen für die Leute, die sich noch nicht sicher waren, was sie haben wollten, damit sie eher das finden, womit sie zufrieden sind. Schließlich würden sie es sehr wahrscheinlich für immer behalten.

Jetzt gerade saß ich an einem Fischmotiv, doch irgendwie schien meine Aufmerksamkeit viel zu sehr von dem Kuchen eingenommen zu werden.

"Konzentration, Jisung.", sagte ich zu mir selbst. "Mach das noch fertig und dann kannst du seinen Kuchen essen. Aber erst dann."

Nach gut einer Stunde war ich endlich fertig mit dem Motiv und konnte mich Minho's Kuchen widmen. Mit dem Paket und dem Brief in der Hand ging ich in unsere Wohnung, nahm mir einen Teller und aß gut ein Drittel des Kuchens. Ein Drittel war für morgen und eins für Changbin und Chan. Was damit passieren würde, falls Minho mir morgen wieder Essen bringen würde, hatte ich mir noch nicht überlegt. Ich würde dann wohl einfach improvisieren oder beides essen. Aber vielleicht ließ er sich ja auch etwas ganz anderes einfallen.

Ich war ziemlich froh, dass er versuchte, sich bei mir zu entschuldigen, da ich ihn wirklich sehr vermisste und seine Briefe brachten mich dazu, ihn nur noch mehr zu vermissen. Die Sehnsucht nach ihm wuchs immer weiter, je öfter ich an seine Briefe dachte. Sie warfen mich zurück in meine Zeit mit ihm zusammen. Ich stellte meinen Teller weg und ließ mich in meinem Zimmer in mein Bett sinken.

Veträumt sah ich auf den freien Teil meines Bettes und stellte mir vor, wie er neben mir lag. Ich hatte das Gefühl, ich verhielt mich wie eines dieser Mädchen in irgendwelchen Teenieserien, das zum ersten Mal richtig verliebt war. Nur das meine Fantasien allmählich eine andere Richtung einschlugen.

Erinnerungen spielten sich vor meinem geistigen Auge ab. Minho's nackte Haut an meiner, seine Lippen, die auf meinen tanzten, meine Hand in seinen Haaren vergraben und seine Hand in meiner Boxer. Shit, wenn das nicht gleich aufhörte, wurde ich hier noch hart.

Eine kalte Dusche würde das schon regeln. Also stand ich auf und verschwand mit neuen Klamotten im Bad. Tatsächlich half die Dusche mir dabei, meine Gedanken ebenfalls durchzuspülen und als ich mich wieder in mein Bett legte, fühlte ich mich ein wenig besser. Trotzdem vermisste ich immer noch Minho, weshalb ich mein zweites Kissen schnappte und es kuschelte. Es fühlte sich zwar in keinster Weise so an wie Minho, aber es war besser als nichts, was mir das Einschlafen deutlich erleichterte.

Noch zwei Tage, Jisung. Noch zwei Tage.

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