Growing up with magic

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 Als ich klein war, da war ich der festen Überzeugung, dass Magie existiert. Woher sollen denn die ganzen Geschichten komm, wenn nichts daran da ist? Außerdem hatte ich eine beste Freundin. Wir waren Nachbarn und unsere Eltern kannten sich aus dem Studium. Unsere Familien sind quasi zusammen eine große gewesen. Mein Vater war ein Autor, auch wenn er mit den anderen zusammen Jura studiert hatte. Er erzählte mir Geschichten, in denen meine Stofftiere die Hauptrolle spielten und in denen ich fliegen konnte. Meine beste Freundin hieß Lily.

Wegen ihr glaubte ich am meisten an Magie. Ihre große Schwester Petunia erreichte irgendwann einen Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr mit uns spielen wollte, weil sie zu vernünftig dafür war. Da waren wir 6 Jahre alt und sie 10. Ich war ein Einzelkind und so blieben nur ich und Lily über. Das war aber nicht schlimm. Mit meinen ebenfalls roten Haaren ähnelte ich Lily sowieso viel mehr, als Petunia. Wir rannten über die Wiesen in der Nähe, plantschten heimlich mit unseren Füßen im Teich, obwohl unsere Eltern Angst hatten, dass wir rein fallen würden und bastelten Ketten aus Gänseblümchen. Damals war ich fest davon überzeugt, dass Lily dafür sorgen konnte, dass diese Blumen nicht verwelkten und wir diese Kränze immer so tragen würden.

Als wir eines Tages eine alte Matratze fanden, die irgendwer einfach so in den Wald geschmissen hatte, sprangen wir so lang darauf, bis uns fast die Puste ausging. Ich sprang mit all meiner Kraft nach oben und mit einem Mal konnte ich fliegen. Es war ein berauschendes Gefühl und ich strahlte Lily begeistert an. Diese lächelte zurück. Doch dann kam Wind auf und ich begann davon zu schweben. Ich war jetzt nicht mehr über der Matratze, sondern über dem harten Waldboden. Lily riss erschrocken die Augen auf und ich fiel zu Boden. Mein Fuß knickte um und meine Knie und Handflächen schürften sich auf. Sie entschuldigte sich bei mir, aber ich war ihr nicht böse. Ich wusste, dass ich dank ihr fliegen konnte. Meine Eltern belächelten mich, als ich es erzählte.

Am nächsten Tag konnte ich nicht raus, da mein Knöchel angeschwollen war. Auch nicht am Tag darauf oder am Tag darauf. Ohne die Fürsorge meiner Mutter und den Geschichten meines Vaters wäre ich mit Sicherheit vor Langeweile eingegangen. Als ich endlich wieder nach draußen durfte, schien Lily sich ein wenig unwohl zu fühlen. Wir waren mittlerweile 8 Jahre alt und ich fragte sie, was los ist. Sie erzählte mir, wie Petunia sie einen Freak geschimpft hatte und wie danach der schwarzhaarige, einsame Junge aufgetaucht war. Sie erzählte mir von Hogwarts, dass sie wirklich zaubern könne und dort zur Schule gehen würde. Ich war hin und her gerissen zwischen Faszination und dem Gefühl, dass ich Lily verlieren würde.

Noch am gleichen Tag stellte sie mir Severus vor. Wir waren so jung, dass das ein viel zu komplizierter Name war und so entschieden wir ihn Sev zu nennen. Er erschien mir irgendwie unheimlich. Warum war er nicht glücklich? Nur Erwachsene waren so unzufrieden und machten sich so viele Sorgen, die überhaupt nicht notwendig waren. Ich hatte mich immer schon schwer getan, wenn Fremde auf einmal etwas mit uns machen wollten. Lily war viel freundlicher bei so etwas. Ihr zu Liebe gab ich ihm eine Chance und es stellte sich heraus, dass man tatsächlich gut Zeit mit ihm verbringen konnte. Er kam aus dem angrenzenden Wohngebiet. Wir wussten, dass wir dort nicht hin durften und diese Regel hielten wir immer ein. Eines Tages kam Sev zu uns mit einem blauen Auge. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Wir waren 10 Jahre alt. Lily mochte spannende Filme im Gegensatz zu mir. Sie meinte, man könne viel daraus lernen. Sie wusste, dass jemand Sev geschlagen haben musste. Sie fragte ihn, ob das sein Vater war. Als er bejahte, war es für mich und Lily klar, dass wir dafür sorgen würden, dass er nur noch zum Schlafen nach Hause gehen würde. Einmal durften wir sogar seine Haare schneiden. Unsere Eltern waren zunächst sehr skeptisch, aber er zeigte ihnen, dass nur seine Umstände und nicht er selber schlecht waren.

Dann kam der Sommer, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte. Wenn Sev Recht hatte, würden er und Lily nach Hogwarts gehen. So kam es dann auch. Mein Glaube in die Magie war gerechtfertigt gewesen. Lily und ich schrieben uns so oft es ging. Die Eulenpost war wirklich praktisch. Auch Sev schrieb mir. Zumindest das erste Jahr über. Als Lily einmal mit ihren Eltern weg musste, verbrachten Sev und ich den Nachmittag auf der Wiese. Er erzählte mit leuchtenden Augen von Hogwarts und doch erkannte ich einen Schatten, der zuvor nicht dagewesen war. Ich wusste von Lily, dass er in Slytherin gelandet war und in diesem Haus angeblich viel Wert auf Reinblütigkeit gelegt wurde. Sie hatte mir erzählt, dass sie ein Schlammbut war und ich, ohne magische Kräfte, als minderwertig angesehen wurde. Sie konnte Sev nur in der Bibliothek oder irgendwo weit draußen treffen, da er sonst von den anderen aufgrund ihres Kontaktes gemobbt werden würde. Schließlich offenbarte er mir, dass er Schwierigkeiten bekommen hatte, weil die Briefe an mich gefunden worden waren. Angeblich war dieser Lucius, der ihm deswegen das Leben schwer machte, sogar ein Freund von ihm. „Was soll das jetzt heißen?", fragte ich ihn also. Damals war ich noch so naiv, dass ich glaubte er würde mir eine andere Kommunikationsmöglichkeit zeigen. Stattdessen erklärte er mir jedoch, dass sich unser Kontakt nur auf die Ferien beschränken müsste. „Ich mache mir echt Sorgen um ihn", meinte Lily nur, als ich ihr davon erzählte. „Aber gibt es nicht einen Grund, warum er in Slytherin ist?", wandte ich ein, immer noch verstört davon, dass unser bester Freund so etwas sagen konnte. Sie schwieg kurz, holte eins dieser super schnörkeligen Bücher und las erneut die Beschreibung der Häuser durch. „Weißt du, ich glaube nicht, dass dort nur die rein kommen, die so arrogant sind. Ich meine, wir kennen ihn doch. Ich schätze nach allem, was bei ihm zu Hause los ist, braucht er es, sich wertvoll zu fühlen. Bei anderen führt das zu Arroganz, aber bei ihm führt es dazu, dass er immer mehr und mehr von dieser Anerkennung braucht. Außerdem gibt es auch in anderen Häusern Arroganz. James Potter zum Beispiel", überlegte Lily laut.

Das war der Tag, an dem ich James' Namen zum ersten Mal hörte, und es sollte nicht das letzte Mal sein. Jedes Mal wenn Lily über ihn sprach, konnte ich sehen, wie sich Sevs Gesichtsausdruck verdunkelte. Auch wenn sie nichts Gutes über James erzählte, schien es Sev dennoch zu stören. Ich sah es mit an und sagte nichts. Wenn etwas wäre, dann würde er es schon erwähnen. Lily und ich beobachteten über die Jahre, wie die Slytherins dafür sorgten, dass Sevs Selbstbewusstsein wuchs. Seine Haltung wurde gerader und die dunkle Kleidung wirkte nicht mehr gruselig, sondern waren ein Teil seines Auftretens. Sein moralischer Kompass schien jedoch vollkommen durcheinander zu geraten. Wenn er vor mir über die Unterlegenheit von Muggeln sprach, traten mir nicht selten Tränen in die Augen. Meistens entschuldigte er sich dann, aber manchmal seufzte er auch einfach nur. Er wirkte orientierungsloser, als jemals zuvor und da Lily und ich einfach zu wenig Zeit mit ihm verbrachten, zeigten ihm Lucius Malfoy und Bellatrix Black einen Weg.  

 Jetzt bin ich 16 Jahre alt und ich weiß, dass Magie existiert. Meine Eltern wissen es und Lilys Eltern auch. Immerhin war meine beste Freundin eine Hexe. Petunia war immer verbitterter geworden und war ausgezogen. Es gab jedoch noch andere Gründe, warum ich mir sicher war, dass Magie existierte und diese waren nicht schön. Lily hatte gerade ihr sechstes Schuljahr in Hogwarts beendet. Überall in Großbritannien geschahen schreckliche Dinge. Brücken stürzten ein, Menschen wurden entführt, und teilweise tot aufgefunden. Es gab Anschläge, die die Regierung als Terroranschläge bezeichnete, aber ich wusste es besser. Das waren Todesser. Lily hatte mir von Voldemort erzählt. Er und seine Anhänger vertraten genau die radikale Meinung, die Bellatrix und Lucius Sev nun jahrelang ins Ohr geflüstert hatten. Lily erzählte mir davon, dass sie dunkle Flüche benutzten und Sev ihr gegenüber nur sagte, dass man alle Bereiche der Magie kennen musste und es wirklich aufregend war. Es war eine Zeit der Angst. Wir verließen so selten wie möglich das Haus, vermieden größere Menschenansammlungen und begannen uns immer so zu verabschieden, als wäre es das letzte Mal.

Liebe Ellie,

hatte der Brief begonnen, den Lily mir kurz vor Ferienbeginn geschickt hatte.

Diese Ferien werden anders werden. Ich weiß du machst dir Sorgen. Lange habe ich gedacht ich wäre hier sicherer als sonst irgendwo, aber sie haben letztes Wochenende Hogsmeade angegriffen. Keine Angst, ich bin unverletzt...dank James Potter. Du erinnerst dich bestimmt noch an ihn. Er und seine Freunde haben mich beschützt und da raus geholt. Ich habe Angst, dass Sev auch unter denen war, die uns maskiert angegriffen haben. Die erste Woche der Ferien werde ich bei James Potter verbringen und danach kommen er und seine drei Freunde: Remus Lupin, Sirius Black und Peter Pettigrew mit zu uns. Bitte versprich mir, dass du dich in der ersten Woche nicht ohne mich mit Sev triffst. Gegen Magie kämst du nicht an. Meine Eltern wissen nichts von dem Angriff und dabei soll es auch bleiben. Vielleicht habe ich mich geirrt und James ist doch nicht so schlimm, wie ich immer dachte. Ich glaube von den Jungs wäre Sirius vielleicht dein Typ, aber lass dich warnen: er ist niemand für was Festes. Ich vermisse dich so sehr... zum Glück sehen wir uns in zwei Wochen

Küsschen, Lily

Ich wusste, ich sollte auf Lily hören. Sie hatte Recht. Gegen Magie kam ich nicht an. Sie war fast gestorben aufgrund von Magie. Die Todesser verachteten bereits Hexen und Zauberer, die nur von Muggeln abstammten. Das machte doch eigentlich ziemlich deutlich, was sie von Muggeln hielten. Ich spürte die Angst, die an mir nagte und mich nicht wieder los ließ. Ich entschied mich nicht zu dem Treffpunkt mit Sev zu gehen. Manchmal nannte Lily ihn jetzt sogar Snape.

Von meinem Fenster aus konnte ich auf die Wiese blicken. Die ersten Tage der Ferien tauchte niemand auf. Dann, als ich fast schon davon ausging, dass Sev mich zu sehr verachtete zu kommen, sah ich seine schwarze Gestalt. Er war groß geworden, ein wenig schlaksig, obwohl seine Haltung aufrecht war. Ich hatte von Lily gehört, dass er sich immer gegen James und Sirius zur Wehr gesetzt und sie auch seinerseits angegriffen hatte. Ich wusste auch, worum sie kämpften: um Lily.

Potter glaubte er könne sie so beeindruckend und war eifersüchtig, dass sie mit ihm weniger Zeit verbrachte, als mit Snape und Sev hatte Angst Lily zu verlieren. Ich beobachtete, wie er sich auf den Boden legte, das Gesicht zur Sonne gerichtet. Er sah auf einmal nicht anders aus, als all die Jahre zuvor, in denen wir außerhalb der Schule Zeit miteinander verbracht hatten. Eine einzelne Träne rollte über meine Wange. Wie waren wir nur so weit gekommen?  

A story of strength in the shadowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt