Horror of Haloween

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 Am nächsten Morgen wurden wir geweckt, als es an meiner Tür klingelte. Sev war schneller wach, als ich gucken konnte. Etwas schläfrig stand ich vor ihm und sah zu ihm hoch. Wie schon vier Jahre zuvor hob er seine raue Hand an meine Wange und strich sanft mit dem Daumen darüber. Dieses Mal jedoch beugte er sich jedoch zu mir runter und küsste mich. Es war nur kurz, jedoch mit einer Intensität, die mir den Atem raubte. Ich hatte kaum Zeit meine Arme um seinen Hals zu schlingen, als er sich auch schon wieder löste.

„Pass auf dich auf", murmelte er, bevor er disapparierte. Seine letzter Blick war von so viel Liebe erfüllt, dass ich vergaß zu atmen.

Als ich die Tür öffnete, stand dort James. Sobald er mich erblickte, fasste er mich am Arm und apparierte mit mir. Wir landeten vor einem kleinen Cottage, das wirklich schön aussah, ich jedoch in meiner Übelkeit nicht wertschätzen konnte.

„James! Was sollte das?", rief ich aus.

„Hier bist du in Sicherheit", erklärte er mir hastig, „Wir alle sind in Gefahr, aber Dumbledore hilft uns einen mächtigen Schutzzauber über diesem Haus zu errichten, sodass wir nicht gefunden werden können. Er weiß nicht, dass du hier bist, aber wir haben uns etwas überlegt, wie du ohne große Gefahr bei uns sein könntest."

James war mir noch nie so erwachsen vorgekommen. Ich folgte ihm ins Haus, in dem Lily und Sirius bereits am Küchentisch saßen. Harry krabbelte in der Küche umher und schlug mit einem Löffel auf alles ein.

„Ach du meine Güte", rief Lily aus, als sie mich sah, „Hat James dir noch nicht einmal Zeit gegeben dich umzuziehen?"

Als ich genervt den Kopf schüttelte, lachten sie und Sirius. James zuckte nur mit den Schultern: „Wenn sie unserem Plan zustimmt, dann braucht sie eh keine Kleidung."

„Wie bitte?!", drehte ich mich überrascht zu ihm.

„Setzt dich, Ellie...wir erklären es dir jetzt ganz in Ruhe", meinte Sirius. Es schien ihm noch immer wirklich zuzusetzen, dass es unter ihnen einen Verräter geben musste. Seit seiner Familie, waren seine Freunde seine neue Familie geworden. Sie erzählten mir, dass Voldemort Harry töten wollte, was für mich jetzt keine Neuigkeit war, aber ich tat dennoch angemessen entsetzt. Außerdem erfuhr ich von dem Geheimniswahrer, dass es nicht Sirius sein würde, sondern Peter, weil man das nicht so schnell erwarten würde. Der Plan, um mich zu beschützen, aber gleichzeitig nicht obliviieren zu müssen, bestand darin, dass James und Sirius, die beide wirklich gut in Verwandlung waren, mich in einen Hund verwandeln würden. Da Sirius so in seiner Animagusform mit mir kommunizieren könnte, wäre ich nicht vollkommen von ihnen abgeschnitten, aber dennoch außer Gefahr. Nachdem ich Lilys sorgenvolles, viel zu faltenreiches Gesicht für ihre jungen Jahre angesehen hatte und Harry mir mit dem Löffeln lachend auf den Fuß geschlagen hatte, entschied ich, dass ich es machen würde. Immerhin konnte ich so bei meiner Familie sein und mir war wirklich klar, dass ich in einem Kampf zwischen Zauberern keine Hilfe sein würde. Und so begann mein Leben als schneeweißer Husky. Nur meine blauen Augen blieben noch meine eigenen.

Tatsächlich empfand ich es als sehr friedlich als Hund zu leben. Ich spielte mit Harry und er schien mich zu lieben. Hundefutter fand ich jedoch absolut furchtbar, sodass Lily oder James immer eine Portion für mich mit kochen mussten. Sirius kam zwar nicht häufig vorbei, da er immer noch alles tat, damit Voldemort nicht gewinnen konnte, aber wenn er da war konnte ich zumindest so ein wenig erzählen, wie es mir ging und die Dinge nachfragen, die ich nicht so ganz verstanden hatte. Manchmal rauften Sirius und ich uns zum Spaß, was Lily jedoch in ihrem Haus nicht wirklich gefiel. Da wir hier an einem geschützten Ort waren, schien uns der tobende Krieg weit entfernt. Wenn Peter oder Remus vorbei kamen, wurde jedoch immer ein wenig davon mitgebracht. Peter schien mit jedem Mal ängstlicher...noch nie hatte ich ihn anders gesehen, aber was auch immer die anderen ihm versicherten, es schien ihn nicht zu beruhigen. Und Remus wurde immer bedrückter. Nicht hoffnungslos, aber doch so, dass man ihm ansah, wie sehr in das Leben unter anderen Werwölfen mitnahm. Sirius hatte mir von seinem Verdacht erzählt, dass Remus der Verräter war, weswegen dieser auch nicht wusste, dass Peter der Geheimniswahrer war. Falls Sirius Recht hatte, war es eine schlaue Strategie. Dennoch brach es mir das Herz so über Remus zu denken. Selbst Severus stand jetzt nicht mehr wirklich auf der Seite der Todesser und Remus war mir immer als so moralisch korrekt erschienen.

Dann kam der 31. Oktober. Der Tag, der mein gesamtes, nachfolgendes Leben für immer verändern sollte. Peter war seit Wochen nicht mehr bei uns gewesen. Sirius nur einige kurze Male in denen er sich leider nicht verwandelt hatte, sodass ich ihm nicht von meinem Misstrauen gegenüber Peter erzählen konnte. Als Voldemort kam, waren James, Lily und ich gerade auf dem Weg um Harry ins Bett zu bringen. „Geht ihr vor und bringt Harry in Sicherheit", meinte James zu uns. In aller Hast drückte er Lily noch einen Kuss auf den Mund. „Ich liebe dich", rief ihm Lily nach. Mir entfuhr ein Winseln. Wir wussten beide, dass James seinen Zauberstab nicht dabei hatte. Der lag in ihrem Nachtschränkchen, genauso wie Lilys. Wir rannten die Treppe hoch so schnell es uns möglich war. James würde nicht viel ausrichten können.

Am Treppenabsatz wollte ich herum wirbeln und dort knurrend auf Voldemort warten. Ich hatte jedoch nicht mit Lily gerettet. Ich spürte einen Tritt in die Seite, der mich ins Badezimmer beförderte. Dann schloss Lily die Tür ab. Fiepend und winselnd versuchten ich durch die Tür zu kommen, drängte mit meinen Schnauze in die kleinen Spalten und kratzte auf den Fliesen, wie als könne ich sie dadurch beseitigen. Ich hörte Harry weinen, und dann Schritte auf der Treppe. Mit einem Mal traute ich mich nicht mehr mich zu bewegen. Ich wollte die anderen retten, aber mir war klar, dass ich das nie könnte. Ich kauerte mich auf die kalten Fliesen, gezwungen darauf zu warten, dass meine beste Freundin seit unserer Geburt und mein Patenkind starben. Ein grüner Blitz flackerte durch den Türspalt. Und dann noch einer. Ich wartete. Keine Schritte entfernten sich. Es war totenstill.

Auf einmal durchbrach das Weinen von Harry die Stille. Er lebte? Wie war das möglich? Und warum verließ Voldemort nicht dieses Haus? Ich spürte wie in mir Wut aufkam. Wut über meine vollkommen hilflose Situation und eine Wut, wenn nicht sogar ein Hass auf Peter Pettigrew, denn offensichtlich hatte er Lily und James verraten. Ich stieß ein klagendes Heulen aus, dass sich mit dem Weinen von Harry vermischte.

Irgendwann wurden wir beide still. Ich hörte draußen Schritte. Ängstlich, wer das sein könnte, schwieg ich. Als ich ein Schluchzen hörte, wusste ich, dass es Severus war. Mein Sev, doch ich konnte mich nicht bemerkbar machen. Mein Platz war hier, bei Harry und nur Sirius allein wusste noch, wer ich eigentlich war. Nur Sirius könnte mich zurück verwandeln. Dann ging Severus wieder. Als Harry und ich uns dessen bewusst wurden, stimmten wir wieder in unsere Klage ein.

So fand uns Sirius. Er öffnete die Badezimmertür. Ich sah all den Schmerz in seinem Gesicht, den ich auf meinem hundischen nicht zeigen konnte. Wir eilten zu Harry ins Zimmer, ich schlabberte diesem durchs Gesicht um ihn ein wenig zu beruhigen und tatsächlich funktionierte es. Sirius zitterte vor Wut, selbst als er Harry auf den Arm nahm und ihn nach unten trug. Ich lief ihm hinter her. Unten vorm Haus entdeckte ich sein fliegendes Motorrad und schließlich einen riesigen bärtigen Mann. „Hagrid", begrüßte Sirius ihn, „Gut dass du hier bist."

„Dumbledore hat mich geschickt. Er meint ich soll Harry erst einmal zu ihm bringen, um sicher zu gehen", brummte der große Mann und Sirius schien ihm bedingungslos zu vertrauen. Er lieh Hagrid also sein Motorrad.

Gemeinsam sahen wir Harry nach, wie er im Nachthimmel verschwand und währenddessen erklärte er mir: „Ich finde Peter diesen miesen Verräter. Er wird dafür bezahlen. Das schwöre ich dir. Und wenn er tot ist komme ich zurück, und verwandle dich in einen Menschen zurück." Ich winselte und zog an seinem Hosenbein, um ihm deutlich zu machen, dass ich ihn nicht ohne mich gehen lassen würde, und das für keine gute Idee hielt, aber da war er schon disappariert.  

A story of strength in the shadowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt