Finding back in pieces

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Ich saß dort in der Nacht. Unfähig zu weinen. Irgendwann kehrte ich ins Haus zurück und trauerte um meine Freunde. Nach einiger Zeit kam Dumbledore. Zumindest nahm ich an, dass er es war. Ich wusste, dass James und Sirius mich entgegen Dumbledores Willen verwandelt hatten und rannte schnell durch die Hintertür in den Garten. „Hallo? Ist da wer?", hörte ich den alten Zauberer rufen.

Ich konnte es mir nicht erklären, warum ich nicht wollte, dass er mich fand. Vielleicht weil ich sonst nicht mehr viel für James tun konnte, vielleicht aber auch weil ich Angst vor Zauberern im Allgemeinen hatte. Ich vertraute niemandem außer meinen Freunden. Also rannte ich. Vom Garten in den Wald dahinter und immer weiter. Im nächsten Ort hörte ich wie jemand sagte: „Sirius Black hat die Potters an Voldemort verraten. Askaban geschieht ihm nur Recht." Kurz darauf meinte ein anderer: „Harry Potter hat du weißt schon wen ermordet. Wir sind endlich frei."

Weder das eine noch das andere konnte ich wirklich glauben. Sirius war nun wirklich unschuldig und ich bezweifelte ziemlich stark, dass Voldemort gestorben war. Klar, ich hatte ihn nicht das Haus verlassen hören, aber das hieß noch gar nichts. Es war mittlerweile schon lange wieder hell, und ich wusste einfach nicht mehr wohin. Mit einem Mal nahm ich eine Vertraute Witterung auf. Severus. Er musste hier irgendwo sein. Vielleicht erkannte er mich ja. Ich lief durch dunkle Gassen, mein helles Fell mittlerweile total verdreckt. Vor einer schmalen Tür endete die Spur. Ich begann zu winseln, an der Tür zu schaben und schließlich bellte ich sogar.

Ein vollkommen erschöpft aussehender Severus öffnete mir die Tür. „Was willst du denn hier von mir?", grummelte er. Vorsichtig trat ich an ihn heran und leckte an seiner Hand. Ein müdes Lächeln tauchte in seinem Gesicht auf. „Na komm erst einmal rein, du bist ja vollkommen verdreckt."

Er trat einen Schritt zurück und ließ mich in den dunklen Flur, bevor er die Tür schloss. Früher war ich wegen seines Vaters nicht bei ihm zu Hause gewesen und danach hatten wir uns ja nur einmal gesehen. Seine Wohnung war freundlicher eingerichtet, als ich gedacht hatte. Es war alles ziemlich dunkel, aber dennoch waren die Möbel aus einem dunklen Braun und viele Bücher oder dunkelrote Teppiche machten die Räume freundlicher. Ich konnte ihm ansehen, dass die Stärke seit dem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, nicht verschwunden war. Dennoch schien sie auf eine harte Probe gestellt worden zu sein.

„Ich habe kein Hundefutter da. Du musst wohl mit mir normales Essen essen. Hier hast du Wasser. Dann machen wir dich danach erst einmal sauber." Ich war sehr froh, dass ich normales Essen zu mir nehmen konnte, und das zeigte ich ihm auch. Als er mich danach in die Badewanne stellte um mich zu waschen, krempelte er seine Hemdärmel hoch und ich konnte deutlich erkennen, wie verblasst das dunkle Mal war. „Du guckst ja fast so, als wüsstest du, was das ist", murmelte er mit einem schweren Seufzer, „Zum Glück ist es blasser, seit er verschwunden ist."

Ich wusste, er könnte mich auch mit einem Wink seines Zauberstabs wieder sauber machen, aber anscheinend brauchte er körperliche Nähe, auch wenn ich in seinen Augen nur ein Hund war. Ich empfand seine sanften Berührungen, die mein Fell einseiften, als etwas sehr intimes. Wäre ich eine Katze gewesen, hätte ich vermutlich endlos geschnurrt. So wedelte ich mit dem Schwanz und spritze das gesamte Badezimmer nass. Er grinste erneut und zauberte alles wieder trocken.

In dieser Nacht versuchte er lange mich aus seinem Bett zu scheuchen, aber ich ließ es mir nicht nehmen mich an ihn zu kuscheln. Ich hatte James und Lily und vermutlich auch Sirius verloren. Ich brauchte ihn, auch wenn er nicht wusste, wer ich war. Er war mein einziger Halt. Und an seinen Fingern, die sich in mein Fell krallten, wusste ich, dass ich auch ihm Halt gab. Er weinte lange um Lily. All die Tränen, die ich nicht weinen konnte und ich lag an seiner Seite.

Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie es weiter gehen sollte. Der einzige lebende Mensch, der noch wusste, dass ich nicht nur ein Hund sondern Ellie war, saß vermutlich in Askaban und es würde unmöglich sein ihn da raus zu holen. Sollte ich etwa für immer ein Hund bleiben? Würde ich nur so mein Leben mit Severus haben können? Oder gab es irgendeine Möglichkeit es ihm deutlich zu machen? Könnte er überhaupt heraus finden, welchen Zauberspruch James und Sirius genommen hatten? Während der nächsten Wochen, die ich bei Severus verbrachte, dachte ich weiter darüber nach. Würde er mir vertrauen, wenn ich anfing Wörter zu schreiben, oder hatte ich bereits zu lang gewartet, sodass er denken würde, ich wollte nur all seine Gedanken erfahren, die er mir als Hund ausführlich erzählte. Er hatte mich aber immerhin auch schon nach mir selbst benannt und rief mich jetzt „Ellie". Würde er mir glauben? Als ich bei Dumbledores Besuch überhaupt nicht raus kommen wollte, schöpfte er Verdacht.

An diesem Abend lag ich auf meinem Platz am Kamin und er saß auf dem Sofa. „Was ist los mit dir? Du bist doch kein normaler Hund", begann er unser ziemlich einseitiges Gespräch. Ich trottete zu seinem Schreibtisch, sprang auf den Stuhl und schnappte mit meinem Maul nach der Feder.

„Was zur Hölle wird das?", empörte er sich, da er dachte, ich würde einfach nur Chaos schaffen. Spätestens als ich die Feder in die Tinte tauchte, wusste er jedoch, dass dem nicht so war. Mit größter Mühe schrieb ich Ich, Ellie auf ein Pergament. Etwas verwirrt streichelte er meinen Kopf. „Bist du einfach höchst intelligent? Ja du bist Ellie... ich weiß das. Immerhin habe ich dich so genannt", murmelte er vor sich hin. Ich schüttelte energisch meinen Kopf. Noch einmal schnappte ich nach der Feder. Echte. Severus Augen wurden groß. „Du bist Ellie?! Wie ist das möglich?" Ich wedelte mit dem Schwanz, sprang wieder auf den Boden und lief erleichtert nickend um ihn herum.

„Wie als hätte ich es gewusst und dich deswegen nach dir selbst benannt. Also schön... spielen wir ein Spiel um heraus zu finden, wieso du ein Hund bist." Er setzte sich auf sein Bett und ich sprang neben ihn. „Du wurdest verwandelt?" Ich nickte. „Von Lily?" Ich schüttelte den Kopf. „Von Potter?" Auch wenn ich den Schmerz in seiner Stimme hörte, nickte ich. „Damit du bei ihnen im Safe house sein kannst?" Ich nickte erneut. Er war echt gut hier drin. „Du hast mitbekommen, wie sie getötet wurden? Weil Black sie verraten hat?" Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Wenn ich nicken würde, dann würde ich Sirius für schuldig erklären und ich wusste, dass er das nicht war. Gleichzeitig war ich aber im Haus gewesen und hatte Lily sterben gehört. Als Hund mit den Achseln zu zucken war deutlich schwerer, als ich dachte. Anscheinend sah es so unbeholfen aus, dass Severus kurz auflachte. „Du weißt vermutlich nicht welcher Spruch genommen wurde um dich zu verwandeln oder?", fragte er dann weiter nach. Ich genoss es jetzt seinen intensiven Blick erwidern zu können, in dem Wissen, dass er jetzt mich wahr nahm und nicht nur den Hund. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte nie gedacht, dass ich wissen müsste, welchen Zauberspruch James und Sirius angewendet hatten. Sev schien nachdenklich. „Ich frage mich, warum du dich vor Dumbledore versteckt hast..." Dann riss ihn anscheinend ein anderer Gedanke aus seinen Überlegungen. „Du bist wirklich Ellie... meine Ellie, direkt hier vor mir", stellte er mit kratziger Stimme fest, wie als sei es jetzt erst zu ihm durch gedrungen. Ich nickte erneut und trat vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu. Er schloss seine Arme um mich und vergrub sein Gesicht in meinem Fell. Ich legte meine weiße Schnauze sanft auf seinem schwarzen Mantel ab. Gleichzeitig seufzten wir. „Ich danke dir, dass du all die Zeit bei mir warst", murmelte er. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken an all die Jahre, wo er immer hatte allein klar kommen müssen. Bevor er mich und Lily getroffen hatte und die gesamte Zeit, seit er den Weg von Voldemort gewählt hatte. Ich verstand, dass er dieses Gefühl von Anerkennung und Macht brauchte, in einer Welt, in der er sich schon immer hilflos gefühlt hatte, aber das war jetzt anders. Bereits das letzte Mal, als er bei mir gewesen war, hatte ich diese unabhängige Stärke in ihm gesehen. Ich spürte, dass er jetzt wieder für das Richtige eintreten würde. In diesem Moment verspürte ich den starken Wunsch meinen alten Freund erneut zu küssen. Die Hoffnung, dass wir uns dieses Mal danach nicht wieder so schnell verabschieden mussten, sondern vielleicht eine eigene Zukunft haben könnten, blieb. Abgesehen davon, dass ich noch immer in meiner Hundeform fest steckte.

Severus räusperte sich und versprach mir, dass er sich über die Verwandlungszauber informieren würde. Doch er kam nicht viel weiter. Einen Tag musste er zu Dumbledore nach Hogwarts und ich wartete ungeduldig auf seine Rückkehr. Was wollte der Schulleiter nur mit ihm besprechen? Schließlich schlief ich ein und wurde erst wach, als ein strahlender Severus die Wohnung betrat: „Dumbledore hat mir eine Stelle als Lehrer für Zaubertränke angeboten!". Ich sprang freudig an ihm hoch. Ich hoffte, er verstand, wie sehr ich mich für ihn freute. „Wenn ich nach Hogwarts gehe, kannst du gerne mitkommen. Ich werde dort Zugang zu vielen weiteren Büchern haben...und vielleicht kannst du mich ja sogar in den Unterricht begleiten." Ich nickte begeistert. Endlich würde ich das Schloss sehen, wo Lily so viele glückliche Stunden verbracht hatte. Jeden Sommer hatte ich ihr und Sev dort hin folgen wollen und jetzt könnte ich sogar am Unterricht teilnehmen. Die andere Zaubertränkelehrerin war wegen Krankheit ausgefallen und da hatte Dumbledore Severus gefragt. Er würde der jüngste Lehrer sein, den es je auf Hogwarts gegeben hatte. Am nächsten Morgen würden wir bereits umziehen.  

A story of strength in the shadowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt