Also betrete ich mit Felix den Friseursalon des jüdischen Inhabers Ebrahim Senk. Ebrahim kam vor sechs Jahren als irakischer Flüchtling nach Köln.
Sein Onkel hatte den Salon vorher geführt. Als dieser starb, übernahm Ebrahim das Geschäft.
Ebrahim sortiert gerade das Kassengeld. „Hallo Ebrahim. Wie geht's?", frage ich. Die Tür klingelt beim Eintreten.
Ebrahim sieht von seiner Arbeit auf. „Hallo.", grüßt er freundlich. „Wem von euch beiden darf ich denn heute den Kopf-Rasen mähen?"
„Felix bitte.", antworte ich.
Er geht vom Tresen weg in den Kundenraum und zieht den erstbesten Stuhl heraus. So kann ich Felix' Rollstuhl an dessen Stelle parken. Derweil setze ich mich auf einen Wartesessel und schaue zu, als gerade die Türklingel geht.
Felix bekommt einen Umhang und ein Stück von der Papierrolle um den Hals, damit ihm nichts ins T-Shirt fällt. „Laura, wie möchte er es heute haben?", fragt Ebrahim.
„Jude!", schallt es plötzlich von der Tür her. „Wo ist mein Geld?"
Ebrahim dreht sich um. Ich stehe auf und sehe um die Ecke, als ein großgewachsener Kerl mit Springerstiefeln in den Raum kommt. Er hält eine Schusswaffe im Anschlag.
„Der Wutbürger.", stellt Ebrahim unerschrocken fest. „Und schon wieder ohne Maske. Du hast hier nichts zu suchen! Hau ab!"
„Ich scheiß drauf, was du sagst.", ist die wütende Gegenantwort. „Heute ist deine letzte Chance. Wenn ich es heute nicht zurückbekomme, stirbst du."
Und da fängt Felix wieder an zu weinen. Das macht er immer in einer unangenehmen Situation. Ich ignoriere ihn vorerst und möchte den Streit schlichten: „Hey! Rede anständig mit uns und steck die ..."
„Setz dich hin und halt dein Maul!", fährt er mich an. „Im Reich hättest du besser in die Küche gepasst."
Ich setze mich nicht. Der unangenehme Zeitgenosse geht langsam auf Ebrahim zu und hält ihm die Pistole an den Kopf. „Ich habe die Quittungen dabei. Es ist deine Entscheidung. Entweder wir gehen beide zum Tresen und ich bekomme mein Geld zurück oder du stirbst hier und jetzt. Und sag dem Krüppel, dass er das Heulen aufhören soll!"
Dann pfeife ich durch die Zähne. Der Fascho bekommt davon Wind und läuft zu mir herüber. Er will zu einem fiesen Wort ansetzen, als ich aufspringe und den Fuß hebe. Zack! Zwischen die Eier.
An seinem verwunderten Blick sehe ich, dass er damit nicht gerechnet hat. Er knurrt wütend und will sich auf mich stürzen.
„Guck mal da. Ein riesiger Adler.", rufe ich und der Fascho sieht in die entsprechende Richtung. Das verschafft mir Zeit und ich springe auf den Tresen, wo die Kunden sitzen. Bevor der Fascho wieder nach mir sieht, springe ich von oben auf seine Schultern und wende gleichzeitig den Würgegriff an.
Die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn wird unterbrochen und er sackt zu Boden, als ich noch auf ihm sitze. So erreiche ich auch wieder den Boden. Während Ebrahim und Felix mit offenem Mund zusehen, packe ich den Typen am Arm und schleife ihn auf die Wartecouch. Felix hat vor Erstaunen aufgehört zu weinen. Ich ziehe dem Fascho die Waffe aus dem Gürtel.
„So. Das wär's fürs erste. Ebrahim, lass dich nur nicht stören. Aber sei so gut und lass mich eben noch an die Tasche, hinten bei Felix."
Er macht ein paar Schritte nach hinten und ich hole aus der Tasche Stricke hervor. Ich gehe zur Couch, wo der schlaffe Körper des Faschos auf dem Bauch liegt. Er muss noch einiges lernen.
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Keine Nachricht bis XY
Tajemnica / ThrillerAls der Kölner Neonazi Karl einen jüdischen Friseursalon überfällt, geschieht ihm unvorhergesehenes: Die gerade anwesende Kundin Laura überwältigt ihn und verspricht ihm, nicht die Polizei zu rufen, wenn er mit ihr geht. Karl wird gegen seinen Wille...