Kapitel 5

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Am nächsten Tag ist eigentlich alles wie immer. Nur manchmal muss ich an meine Freundin denken und wie wütend sie gerade auf mich sein muss. Ich kann diesen Gedanken kaum ertragen und fühle mich so endlos schuldig. Schnell versuche ich diese Gedanken zu verdrängen und mich damit zu vertrösten, dass ich das bald ändern will. Morgen soll der Plan umgesetzt werden - das habe ich mit Lisa inzwischen abgeklärt. Und ich muss zugeben, dass ich schon etwas nervös bin. Was, wenn es nichts bringt? Sie mich weiterhin nicht sehen will und sogar Schluss macht? Bisher wollte sie nur in Ruhe gelassen werden und das Thema verarbeiten, aber was, wenn sie zu dem Entschluss kommt, dass es so nicht mit uns weitergehen kann? Davor fürchte ich mich so sehr, dass ich gar nicht daran denken will, doch diese Gedanken gehen mir immer wieder durch den Kopf.

In der Pause kommt Sara auf mich zu. Sie kann ich von den drei Bitches noch am meisten ausstehen und eigentlich ist sie ganz nett. Nur warum gibt sie sich mit solchen widerwärtigen Leuten wie Vanessa oder Melina ab? „Wie gehts dir?", fragt sie mich mit ernstem Blick und streicht eine Strähne ihrer braunen Haare hinters Ohr. „Geht so.", antworte ich wahrheitsgemäß und bekomme kaum ein Lächeln zustande. „Wie hat sie es aufgenommen?" „Was? Wer?", frage ich überrascht. Meint sie Marie? Sara kennt sie doch gar nicht. „Na, deine Freundin halt. Wie hat sie reagiert." „Ja, schlecht. Sie redet seitdem nicht mehr mit mir. Vielleicht macht sie Schluss, wer weiß.", antworte ich kraftlos, weil ich schon wieder daran erinnert werde, wie schlecht es um meine Freundin steht. „Oh nein. Das tut mir leid.", erwidert Sara betroffen und sie scheint ehrlich schockiert zu sein. „Woher wusstest du überhaupt, dass Marie es schon erfahren hat?" „Das Bild war ja eindeutig." „Welches Bild?", hake ich misstrauisch weiter. „Naja das, wegen dem sie es erfahren hat. Wo du und Sophie euch küsst." Mir klappt vor Erstaunen und Fassungslosigkeit die Kinnlade herunter. Es gibt ein Bild davon? Und Marie hat es geschickt bekommen? „Woher weißt du davon? Ich wusste bis gerade nicht einmal, dass ein Bild von dem Kuss existiert!", rufe ich aufgebracht und Sara verzieht das Gesicht. „Es tut mir leid, aber ich kann es dir nicht verraten. Ich wollte mich doch nur nett erkundigen, wie es dir geht."

Das Mädchen will sich schon abwenden, doch ich halte sie auf. „Bitte, Sara! Es geht um meine Beziehung. Ich liebe Marie wirklich und will sie nicht verlieren. Ich muss alles wissen, nur dann kann ich die Beziehung mit ihr noch retten." Meine Worte scheinen gewirkt zu haben, denn Saras Miene wird weicher. „Na schön. Sag aber niemandem, dass du es von mir hast.", raunt sie und schaut sich in alle Richtungen um. Ich nicke eifrig: „Klar, versprochen! Nun rück schon raus." Gespannt blicke ich Sara an und sie beginnt zu erzählen. „Also... wie sage ich das nur, dass es nicht komplett fies klingt?", murmelt sie. „Vanessa und Melina fanden es witzig dich wegen Marie aufzuziehen. Ich glaube sie mögen deine Freundin nicht besonders." „Aber die kennen sie doch gar nicht!", protestiere ich, doch Sara zuckt nur mit den Schultern. „Melina nicht, aber Vanessa kennt sie irgendwo her. Sie hat es besonders auf Marie abgesehen und deshalb die Aufgabe mit dem Kuss erfunden." Ich kann nicht fassen, was ich da höre. „Die Aufgabe, dass ich Sophie küssen muss, gab es gar nicht?" „Nein, das war nur, dass du ein anderes Mädchen küsst. Während du abgelenkt warst, hat sie dann noch ein Foto davon gemacht und deiner Freundin geschickt, sodass sie es nicht durch dich erfahren kann und es sie so noch mehr trifft." Ich bin so geschockt, dass ich kein Wort herausbringe. „Vanessa wollte Marie - aus irgendeinem Grund - richtig leiden sehen. Melina hat nur mitgemacht, weil sie darum von ihrer besten Freundin gebeten wurde. Und weil sie Spaß daran hat Leuten Schmerzen hinzuzufügen - machen wir uns nichts vor." Sie lacht und schaut mich mitleidig an. Mich hat das so überrascht, dass ich fassungslos ins Leere starre. Mir drängt sich nur eine Frage auf: Wieso? Wieso tut man sowas?

„Hör mal.", fährt Sara schließlich fort, „es tut mir wirklich leid, was meine Freundinnen da getan haben. Das geht gar nicht und das habe ich ihnen auch gesagt. Sie haben mir das nur erst danach erzählt, sonst hätte ich es vielleicht verhindern können. Ich hatte wirklich nichts damit zu tun und ich schäme mich richtig für Melina und Vanessa." „Keine Angst, ich glaube dir. Sonst würdest du mir das auch nicht erzählen.", bringe ich endlich heraus. „Stimmt.", grinst das Mädchen. „Aber wieso machen sie das? Was haben sie davon?" „Ich weiß es nicht. Sie wollten dich und vor allem Marie einfach mal eins reindrücken. Aber mit den Informationen kannst du deine Beziehung vielleicht noch retten." „Ja, vielleicht. Ich habe extra eine Aktion für sie geplant, um sie nicht zu verlieren." Die muss einfach klappen! Saras Augen werden groß: „Welche denn?" Kurz schildere ich meinen Rückgewinnungsplan und Sara grinst. „Ohaaa, voll süß! Das ist echt gut. Ich würde sofort zu dir zurückkommen." Sie zwinkert mir verschwörerisch zu. Ich lache: „Ich hoffe die Marie sieht es genauso. Danke auf jeden Fall, dass du mir das alles gesagt hast, obwohl es deine besten Freundinnen sind. Ich kann so wenigstens verstehen, was passiert ist. Auch wenn ich den Grund nicht verstehe." „Kein Problem, das musste einfach sein. Was die beiden gemacht haben geht einfach gar nicht!", antwortet Sara todernst. „Manchmal denke ich, sie sind ein schlechter Einfluss für mich.", fügt sie noch scherzend hinzu und obwohl ich auch lache, weiß ich, dass es stimmt. „Naja dann mach's gut. Hoffentlich bekomme ich es wieder hingebogen.", verabschiede ich mich. „Ich drücke dir die Daumen. Aber falls es nicht klappt, weißt du ja wo du dich melden kannst. So einen fürsorglichen Freund hätte ich auch gern." Spielerisch boxt sie mir gegen den Oberarm und dreht sich dann grinsend um, um wieder zu ihren Freundinnen zurückzukehren. Die, die Sara gerade verraten hat.

Am Nachmittag begegne ich auch noch Sophie. Ihr scheint es wirklich leid zu tun und sie entschuldigt sich mehrmals bei mir. Ich sage, dass sie nichts dafür kann und schildere dem Mädchen die Geschichte, die Sara mir vorher erzählt hat. Auch sie kann es kaum glauben und ist empört. Als ich ihr von meinem Plan erzähle, bettelt sie so lange, dass ich schließlich auch sie einweihe. „Richtig cute. Passt zu euch.", meint sie, „Ich würde so gerne dabei helfen. Auch weil ich ja nicht ganz unschuldig daran bin." Hilfe ist immer gut! Aber sie ist ein Grund - oder eher DER Grund - weshalb mein Mädchen sauer auf mich ist. Vielleicht dann doch nicht. Das wäre sicher keine gute Idee, sie an meinem Plan mithelfen zu lassen. Marie wird nicht sehr begeistert sein. Doch nach langem Betteln von Sophie gebe ich nach. Mir fällt mir dann doch noch etwas ein, was ich gut gebrauchen könnte und das Mädchen willigt sofort ein. Was mich wundert, denn es ist etwas ziemlich großes und eigentlich ist es dreist von mir, dass ich sie überhaupt darum bete. Doch ihr scheint das Ganze echt Leid zu tun.

Am Abend kann ich kaum einschlafen. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen und es muss morgen einfach klappen. Hoffentlich verzeiht sie mir dadurch, sonst weiß ich wirklich keinen anderen Ausweg. Schon bei dem Gedanken an das morgige Ereignis werde ich etwas nervös, doch irgendwann schaffe ich es dann endlich einzuschlafen. Ich muss ja auch fit für den nächsten Tag sein!

Traumfrau oder was? - Fremdgehen verboten (Teil 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt