Kapitel 7

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Im Haus herrscht Totenstille. Man kann nur meinen Atem hören. Draußen ist inzwischen die Sonne untergegangen und das Licht ist im ganzen Haus gelöscht, sodass ich komplett im Dunklen sitze. Plötzlich öffnet sich unten die Haustür und ich kann die Stimmen von Lisa und Marie vernehmen. Meine Nervosität schießt in die Höhe. Ich halte die Spannung kaum mehr aus. Dann höre ich Schritte. Die Treppe nach oben und genau auf das Zimmer zu. Kurz unterbrechen sie, dann wird die Tür einen Spalt geöffnet. Ich kann Maries Umrisse sehen und halte die Lichtfernbedienung und mein Handy bereit in den zitternden und total verschwitzten Händen. Wie geplant betätigt meine Freundin den Lichtschalter, doch statt ihrer gewöhnlichen Lampe, wird ihr Zimmer nur spärlich von den vielen, bunten, umherwuselnden Lichtern erhellt. Ich betätige die extra angebrachten Lampen. Eine ist auf mich gerichtet, wie ich mit offenem Hemd und Rose im Mund auf dem Boden kauere und die andere auf Maries komplett überraschtes Gesicht. Mich hatte sie hier nicht erwartet. Schnell klicke ich auf mein Handy und schon ertönt die romantische Musik, die ich vorher eingestellt habe.

Erst steht mein Mädchen nur wie angewurzelt da und blickt mich verwirrt an. Dann muss sie grinsen: „Niko, wie siehst du denn aus? Was machst du überhaupt hier?" Ich ignoriere ihre Frage und spule den Text herunter, den ich mir in den letzten Tagen so oft habe durch den Kopf gehen lassen. „Marie, es tut mir ehrlich leid. Was passiert ist, lässt sich leider nicht Rückgängig machen, doch ich würde alles dafür tun, wenn ich es könnte. Du bedeutest mir so unendlich viel, deshalb Frage ich dich: Willst du meine Freundin bleiben?", ich schaue sie todernst an, doch sie beginnt nur zu kichern. „Bitte.", gebe ich meinen Worten Nachdruck und hoffe das beste. Ich bin so aufgeregt, dass mir schon fast übel ist. Nicht auszudenken was mit mir passieren wird, wenn sie nein sagt. Ich wäre mental am Boden und wüsste nicht, ob ich das verkraften kann.

„Naja man kann das schon als Fremdgehen bezeichnen und da wäre für mich Schluss." Ich starre sie schockiert an und kann es nicht fassen. Etwas in mir wurde gerade zerstört und meine ganze Motivation ist wie weggeblasen. Allein die Mühe für diese Aktion! Am liebsten würde ich alles zerstören und anschließend im Erdboden versinken. Plötzlich beginnt sie zu grinsen. „War doch nur ein Scherz! Natürlich sind wir noch zusammen, was denkst du den?", kichert mein Crush, als sie meinen entgeisterten Gesichtsausdruck sieht. „Wegen so einem behämmerten Kuss lasse ich mir doch nicht meinen Freund ausspannen!", lacht sie weiter und gibt mir einen Kuss auf den Mund. „Das ist doch schon lange wieder vergessen. War doch nur so ein blödes Spiel. Ich war halt krank und müde und habe deswegen vielleicht etwas überreagiert.", erklärt sie und ich drücke mein Mädchen fest an mich und würde sie am liebsten nie wieder loslassen. „Mach das nie wieder!", rufe ich erleichtert. Ihr typischer Körpergeruch steigt mir in die Nase und ich muss zugeben, dass ich inzwischen süchtig danach bin. „Aber wieso hast du mir dann nicht mehr geschrieben oder mal angerufen?", frage ich etwas empört nach der langen Umarmung. „Wollte ich, aber Lisa hat mich aufgehalten. Sie hat gesagt, da würde noch was lustiges kommen. Aber das es so lustig wird hätte ich nicht gedacht!" Sie lacht und ich schaue dumm aus der Wäsche. Ich hatte wegen der Aussagen ihrer Schwester mit einem härteren Kampf um mein Mädchen gerechnet. „Diese kleine, hinterlistige Lisa! Für absolut nichts zu gebrauchen!", denke ich mir bitter, „Ich hätte mir so viel Arbeit und vor allem Sorgen sparen können!" Doch innerlich bin ich einfach froh, dass Marie nicht mehr sauer auf mich ist. Stolz zeige ich ihr die Karten, über die sie sich auch sehr freut. „Ich sollte öfter sauer auf dich sein. Es lohnt sich.", stichelt sie und gibt mir zur Belohnung einen Kuss auf den Mund. Ich grummle nur etwas vor mich hin, doch in Wirklichkeit bin ich heilfroh, dass es so ausgegangen ist und nicht anders. Kurz hat sie mich ganz schön hereingelegt.

„Hat es dir denn gefallen?", frage ich. „Klar, eine solche Darbietung habe ich nicht im Traum erwartet. Und du siehst ja auch ganz schnuckelig aus!"

Zusammengekuschelt liegen wir uns auf Maries Bett und ich erzähle ihr, was ich von Sara erfahren habe. Es stellt sich heraus, dass sie die neue Freundin von Paul, Maries Exfreund, der uns schon mal das Leben schwer gemacht hat, ist. Sie war anscheinend neidisch, dass Paul so viel von Marie erzählt hat, dass sie zu diesem improvisierten Racheplan gegriffen hat. Auch, dass Sophie mir geholfen hat die Karten zu besorgen, sage ich ihr und meine Freundin ist gar nicht mehr böse auf das sie. „Solange du sie nicht nochmal küsst, ist alles gut.", meint Marie und ich drücke sie etwas fester an mich. Noch einmal werde ich unsere Beziehung sicher nicht gefährden - so viel ist klar!

„Dann hat der Plan also funktioniert.", höre ich eine Stimme sagen und meine Freundin und ich schrecken hoch. Wir liegen immer noch kuschelnd auf dem Bett und scheinen fast eingeschlafen zu sein. Max und seine Freundin Lisa stehen in der Tür und beobachten uns. „Lassen wir die beiden Mal alleine.", schlägt Max vor und die beiden wenden sich ab. Doch Lisa kann es nicht lassen mir noch einen warnenden Blick zuzuwerfen. Dann verschwindet mein bester Freund mit Maries Schwester in ihrem Zimmer, um etwas zu tun, dass ich mit Marie noch nie getan habe.

„Boah warum? Das machen die doch extra.", rufe ich und schließe schnell die Tür, um nicht noch weitere, ungewollte Details hören zu müssen. Dann lege ich mich wieder zu meiner Freundin und wir schweigen.

„Bist du eigentlich sauer auf mich?", fragt sie plötzlich und richtet sich auf, um mich anschauen zu können. Ihr Blick ist ernst und in ihren Augen kann ich Trauer aufblitzen sehen. „Nein, wieso sollte ich?", antworte ich überrascht. „Nah, weil dein bester Freund schon... Sex hatte und wir nicht. Hast du deshalb Sophie geküsst, weil es dir mit mir zu langsam voran geht." „Quatsch, jetzt hör aber auf!", rufe ich empört, „du weißt ganz genau, dass es eine Aufgabe bei Wahrheit oder Pflicht war." Den Kuss werde ich mir noch Monate lang anhören müssen! „Ja, aber vielleicht warst du wegen dem eher bereit es zu tun." „Nein, natürlich nicht. Lass dir die Zeit die du brauchst, mir ist das doch egal. Hauptsache ich habe dich bei mir." Maries Blick wird schon etwas weicher. „Ich weiß, dass ich bei diesem Thema sehr schwierig bin, aber...", sie unterbricht sich und schaut bedrückt nach unten. „Ich weiß, dass dein Ex dich dazu drängen wollte und du deshalb nicht mehr so leicht vertrauen kannst. Aber wir machen es erst dann, wenn du dich bereit dazu fühlst und keine Sekunde früher, okay?" Ich blicke sie aufmunternd an und ziehe ihr Kinn nach oben, sodass ich in ihre kastanienbraunen Augen sehen kann. Sie nickt eifrig und schaut mich verliebt an. Mich durchströmt das schönste Gefühl der Welt und mein Herz schlägt schneller.

Wie so oft, wenn ich Marie ansehe, bin ich so dankbar, dass ich sie meine feste Freundin nennen kann.

(ENDE für alle unter 18 jährigen.)

Traumfrau oder was? - Fremdgehen verboten (Teil 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt