1. Aufgabe - Von misslungenen Löwen, Strafarbeiten und Nifflern

39 3 2
                                    


Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte Jay die letzte Kiste in die Große Halle. Nun, es war nicht die allerletzte von den massenhaften Boxen, Kisten und Kartonen voller Weihnachtsschmuck, die sich über das restliche Jahr in einem der vielen Kerkerräume Hogwarts' türmten, aber zumindest war diese Kiste die letzte mit den gold-roten, in Spiralen gewundenen Glasanhängern, die jedes Jahr den Gryffindortisch zierten. Mit einem leisen Fluchen stellte Jay die Kiste auf dem Boden vor dem Tisch der Lehrer ab und hoffte, dass kein Anhänger zu Bruch gegangen war, als sie die Treppen hochgestolpert war.

Seufzend machte sie sich daran, die langen Goldperlenketten zu entwirren, an denen später Mistelzweige, verschiedenste Kugeln und Anhänger - auch die auf denen irgendjemand etwas... mitgenommen aussehende Löwen gezeichnet hatte - und kleine Zuckerstangen hängen würden.

Die großen Glasfenster offenbarten ihr einen guten Blick nach draußen auf die verschneite Winterlandschaft Hogwarts'. Seit drei Tagen schneite es ununterbrochen, kleine Schneeflocken wirbelten durch die Luft, schwebten leicht und elegant zu Boden.

Es war eisig kalt, das wusste Jay spätestens nach ihrem gestrigen Ausflug in den Wald im Fach Pflege magischer Geschöpfe, doch trotzdem beneidete sie ihre Freunde, die jetzt durch den tiefen Schnee nach Hogsmeade stapften, die Läden nach Weihnachtsgeschenken durchstöberten oder bei Madam Rosmerta vor dem knisternden Feuer im Kamin saßen, die himmlischen Plätzchen dort knabberten und Kakao und Butterbier schlürften.

Jay hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Bewegungen die Anhänger an der Kette zu befestigen energischer und hektischer wurden, aus Wut auf sich selbst und auf die ganze Situation, bis sie mit ihrem kleinen Finger kurz an einer Kugel hängenblieb, die wohl irgendwann einen Riss bekommen hatte.

,,Au!", entfuhr es Jay und musterte den winzigen Schnitt an ihrer Fingerkuppe. Da er nicht zu bluten begann, entschied sie sich dazu, es zu ignorieren und mit ihrer Arbeit fortzufahren. Nach einer ganzen Weile war sie mit der ersten Kette fertig und sie entschied sich dazu, diese gleich aufzuhängen.

Auf eine Anordnung von Dumbledore hin ragte alle paar Meter ein Tannenbaum aus der Tischoberfläche empor und wartete nur darauf, geschmückt zu werden. Während Jay vorsichtig den Schmuck befestigte wanderten ihre Gedanken zu den jüngsten Ereignissen und sie realisierte mal wieder, dass sie nicht diese Strafe von McGonagall bekommen hätte und folglich jetzt nicht hier die komplette Große Halle ohne Magie schmücken müsste, wenn sie nicht auf die Sticheleien von William Taylor eingegangen wäre.

William war ein Ravenclaw in ihrem Jahrgang, hochgewachsenen mit dunkelbraunen Haaren, die ihm immer wieder in die blassgrünen Augen fielen.

Jay wusste nicht, wann ihre kleine Rivalität begonnen hatte, sie wusste nur noch, dass er sich damals über einen ihrer missglückten Zauber amüsiert hatte und dafür gesorgt hatte, dass ganz Hogwarts recht schnell bekannt war, wer hinter den Schneestürmen in der großen Halle steckte.

Die Lehrer steckten Jay schnell als Unruhestifterin ab, wie auch der Großteil der Schule außer ihre Klassenkameraden, die oftmals bei ihren Zaubern dabei war. In Williams Augen war sie angeblich nur zu unfähig zu zaubern, zu dumm etwas richtig zu machen.

Jay hatte nie versucht, absichtlich Chaos zu stiften, aber ihre Zauber hatten manchmal einfach Auswirkungen, die sich nicht haben sollten. Einmal hatte sie mit einem Nox die halben Kerzen von der Großen Halle gelöscht, ein einfacher Wingardium Leviosa der einer Feder gelten sollte, hatte ihre beste Freundin Thalia an die Decke katapultiert - die Slytherin musste mit einer Gehirnerschütterung in den Krankenflügel - und ihre Expelliarmuszauber hatten schon Kerzen weggeschleudert, Bücher, Jays Eule Max und auch ihren eigenen Zauberstab.

,,Vielleicht ist es ja ganz gut, dass ich jetzt keinen Zauberstab habe", murmelte Jay leise. ,,Sonst fliegt vielleicht noch irgendeine Christbaumkugel jemandem an den Kopf."

Magical Contest - Meine GeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt