Ich war schon oft hier. Mit meiner Mutter. Nie allein. Diese alten Gebäude. Aus längst vergangenen Zeiten. Sie sehen so aus, als wäre noch eben eine Marilyn Monroe aus der Tür gekommen. Überall Straßenmusiker. Ihre wunderschönen Musik begleitet jeder der dich Paris läuft. So melodisch. Sie spielen so, dass jeder sofort merkt: Das sind die eigentlichen Berühmtheiten dieser Stadt.
Es wäre ein perfekter Ort um meine Freiheit zu finden. Es wäre ein perfekter Ort, um mir die jetzt, hier, auf der Straße zu tanzen. Einfach so. Du würdest meine Hand nehmen und wir würden zwischen den Menschen tanzen. Zwischen den Autos. Zwischen den Geschäften.
Es wäre so wie früher. Du weißt, wie sehr ich das alles geliebt habe.
Doch du bist nicht mehr da. Ich muss das jetzt allein schaffen. Einen wundervollen Menschen finden. Vielleicht.Ich fahre mit der Metro über den Fluss. Ich liebe diese Strecke. In der Fernen erkennt man den Eifelturm. So eine herrliche Ironie. Die schmutzigen Metrofernster durch den man den angeblich romanischsten Platz der Welt noch so eben erkennen kann. Mit dir wäre er nicht nur angeblich der romantischste.
"Do you speak German?" Ich öffne meine Augen. Vor mir steht ein Junge. Noch nie gesehen. Sehr unscheinbar. "Ja, ich spreche Deutsch" antworte ich mit einem Lächeln, "Was ist los? " frage ich nach, als er keine Anstalten macht etwas zu sagen. "Oh sry, ich hätte nichts damit gerechnet, dass hier jemand Deutsch kann." Er wird rot. Ich schaue ihm tief in die Augen. Ich will es wissen. Ist er frei? Er redet weiter. Ich muss mich konzentrieren. Nichts auf das, was er sagt. Auf seine Augen. Sie sind die Fenster durch die man auf die Welt schaut. Sind Sie vergittert, dann ist man gefangen. Meistens für immer.
"Kennst du hier ein billiges Hotel?" Nein. Das kann nichts sein. Er hat zwar keine beeindruckendes, auffallendes Äußeres. Doch er, ganz besonders seine Augen, strahlen eine Freiheit aus, wie ich sie nur einmal schon gesehen habe. Bei dir. "Hallo, hörst du mir noch zu?" Er lacht verlegen. "Äh, was hast du gesagt?" Frage ich verwirrt. Ich hatte es wirklich nicht mitbekommen.
Das kann nicht sein. Ich habe einen freien Menschen gefundenen. Eigentlich hat er mich gefunden.
"Gibt er hier ein billiges Hotel, wo ich heute schlafen kann." wiederholt er. "Du kannst mit zu mir kommen" antworte ich abwesend. Immer noch abgelegt von seine Augen. Deinen Augen.