Prolog

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Prolog

„Ich verstehe es nicht."
„Was verstehst du nicht?"
„Die Welt. Mich. Dich. Was bist du überhaupt?!"
Das Mädchen kam sich wirklich verrückt vor. Sie wusste das sie träumte. Realität konnte nicht so seltsam sein. Es musste einfach ein Traum sein. In der Wirklichkeit gab es keine sprechenden, was auch immer da mit ihr sprach. Es gab sie ja nicht einmal, als schweigende Version. Es gab sie gar nicht. Es musste ein Fantasiewesen sein. Nicht mehr, nicht weniger. Aber der Kopf produziert doch nur Bilder, von Sachen die er kennt, oder meint zu kennen, doch so etwas hatte sie noch nie gesehen. Zumindest erinnerte sich nicht daran. Vielleicht hatte sie es als Kind in einem Bilderbuch gesehen. Vielleicht erzählte ihr Vater ihr Gutenachtgeschichte in der es vor kam. Damals, als sie noch ganz klein war. Als sie die Decke bis zur Nase hochzog, und gespannt ihren Vater dabei beobachtete, wie er sich die Geschichten einfach aus dem Ärmel schüttelte, oder wie er ihr Bücher vorlas. Bücher wie der Kater Felix, welches er schon nicht mehr sehen konnte, weil es eigentlich unendlich langwellig war. Aber sie liebte den kleinen verrückten Kater einfach. Oder Bücher wie die Abenteuer des kleinen Drachen Kokosnuss, der immer zack auf trapp unterwegs war.

Doch das seltsamste war nicht, dass sie mit dem Tier, Wesen, Geschöpf, was auch immer es war, sprach, sondern das sie sich damit über ihr Leben unterhielt. Wo war da der Sinn? Wieso hatten ihre Träume nie einen? Auch wenn sie noch so verzweifelt suchte, fand sie keinen. Es gab doch Menschen, die hatten Vorhersagen in ihren Träumen, so konnten sie schlimmeres verhindern, sie sahen einfach vorher was passieren würde. Oder Andere träumten Sachen aus der Vergangenheit. Sogar Mordfälle konnten wegen so etwas schon aufgeklärt werden, weil das Trauma nicht für immer die Träume bewachen konnte. Irgendwann kamen die Erinnerungen frei. Aber bei ihr war es anders. Bei sich selbst war es immer anders. Sie träumte von seltsamen Wesen, die fragten, warum sie die Welt nicht verstehen würde. Dabei verstand doch niemand die Welt! Wie sollte sie dann darauf eine Antwort finden? Für die seltsamsten Dinge gab es eine Erklärung Atome zum Beispiel oder die Urknalltheorie, und für Sachen die so einfach aussahen, wird es wohl nie welche geben. Warum die Reichen oder reicher wurden, und die Armen immer ärmer, oder so. Warum war das so? Und warum erschien ihr das im Moment so wichtig? Hatte sie keine anderen Sorgen? So viele Fragen, auf die es eh keine Antwort gab.
Sie blickte das Fellkneuel vor ihr an. Es blickte zurück. Niedlich war es ja schon, was auch immer es war. „Bald.", sprach es.
„Bald ist es soweit.".
„Was wird soweit sein? Und wann ist bald?", fragte sie.
Das Wesen schien sie an zu lächeln.
„ Cuerno Cobaya.", sprach es.
„Was?".
„Cuerno Cobaya."
Dann wurde alles dunkel. Alles verschwand. Sie sah nichts mehr. Existierte sie überhaupt noch? Vielleicht war sie tot. Das musste die Lösung gewesen sein! Sie träumte nicht, sondern war tot. Oder Geisteskrank. Vielleicht lag sie im Koma, und das würde ihre letzen Minuten sein, ehe sie endgültig verstorben sei. Auf jeden Fall war sie nicht bei klarem Verstand. An Drogen dachte sie auch. Es erschein ihr eine plausible Lösung zu sein. Aber auch wenn alles dunkel wurde, verspürte sie keine Angst. Als wüsste sie, das alles gut werden würde.

Die Abenteuer von Lou & Q ( Band 1: Zwischen den Zeilen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt