Kapitel 4
Bilder aus TinteEinige Tage waren bereits vergangen, nachdem Q in Lou's Leben schlüpfte. Einige Tage, in denen das kleine Geisterwesen viel schlief und aß. In denen es sie über die Welt ausfragte, eine Menge hatte sich seit ihrem letzen Aufenthalt auf der Erde verändert. Einiges blieb aber auch gleich, die Menschen zum Beispiel. Viele arbeiteten immer noch, ohne je gelebt zu haben, ohne je Leben zu werden. Und andere wiederherum lebten, ohne je auch nur eine Minute gearbeitet zu haben. Nein, fair war das nicht, aber daran etwas ändern konnte man offensichtlich nach Hunderten, gar Tausenden von Jahren auch nichts. Wieso also sollte es in der Zukunft anders aussehen?
Aber nicht nur Gespräche über negatives und altes kamen über ihren Lippen. Lou erklärte Q, wieso sie Bücher so mochte, zeigte ihr ihre Lieblingsbücher, sprach über ihre Familie und Urlaube aus ihrer Kindheit. Über ihren Job, weswegen sie regelmäßig morgens aus dem Haus spazierte. Leise, musste sie sich am ersten Tag fertig machen, um das kleine Tierchen nicht zu wecken. Eingekuschelt auf einem Kissen, das aussah wie eine Katze, und unter einem Handtuch, welches das Decke diente, schlief sie jeden Abend neben Lou, auf dem Bett, ein. Für ein so kleines Wesen hatte sie wirklich einen hohen verbrauch am schlafen. „Der ruhe Zustand hat mich geschwächt.", hatte Q gesagt. Lou verstand nicht ganz, wie Ruhe jemanden schwächen konnte. Aber sie erklärte es sich damit, dass ein Geist wohl einen andere Art von Energie benutze, als es Menschen taten.
An einem anderen morgen saß Q in der Fensterbank, in Lou's Wohnzimmer, knabberte grade an einem Salat herum, als sie beobachtete, wie Lou auf dem Rad davon gefahren war. Über den angrenzenden Schreibtisch, runter auf den Drehstuhl, ab auf den Fußboden, den kurzen Flor entlang, und mit einer Treppe, gebaut aus Büchern, ging es dann zurück ins Bett, für ein zweites Schläfchen. Sie verstand das Lou weg musste, um Geld zu verdienen. Dass sie das Geld brauchte, um Q essen kaufen zu können. Dass es eine gängige Methode war, um Waren zu tauschen. „Zu meiner Zeit, war es alles etwas anders. Ähnlich, aber dennoch anders.", erklärte Q. Lou fragte sie, wann ihre Zeit gewesen sei, aber als Antwort bekam sie nur ein Lächeln und ein: „Vor sehr laaaaanger Zeit.".
Auch Mentos schien sich mit der Situation abgefunden zu haben. Die alte Katze schlief auch weiterhin jeden zweiten Abend am Fußende von Lou. Ab und zu schnüffelte sie einmal an Q, aber die meiste Zeit über gingen sie sich aus dem Weg. Manchmal fragte Lou sich, wie ein Cuerno Cobaya wohl von nahem roch. Sie hatte ihre Nase noch nie in ein Meerschweinchen gedrückt. Wer tat so etwas auch schon? Vielleicht rochen sie von nahem nach Staub, oder Gurkensalat, frisch und wässrig, ein wenig kühl, oder nach gar nichts? Sie schwor sich, eines Nachts, wenn Q schlief, würde sie es herausfinden.
Naho harkte zum Glück auch nicht weiter nach. Was hieß hier zum Glück? Es war seltsam. Sie sah immer wieder wie ihre Schwester mit Salat nach oben verschwand. Eventuell lebte sie nach dem Motto, es früher oder später so wie so zu erfahren. Vielleicht hatte sie ihr eigenes Geheimnis, und respektierte Lou ihres daher. Oder sie wartete auf den richtigen Moment um zuzuschlagen. Defektiv war es derzeit ruhig, und das konnte auch noch eine Weile so bleiben, wenn es nach Lou ginge. Jedoch tat es das leider nicht.
Bereits vier Wochen waren nun vergangen. Mittlerweile war es Mitte August, immer noch Sommer, aber dennoch machten sich seit Tagen schon immer häufiger Gewitter breit. Es war ein nicht ganz üblicher Samstagabend, denn Lou war alleine Zuhause. Alleine mit Q und Mentos. Ihre Eltern waren für eine ganze Woche auf Usedom, einen lang ersehnten Urlaub nachholen, und würden erst am Dienstag wieder zurück sein. Naho war über das Wochenende mit ihrer Theatergruppe weg gefahren, die letze Möglichkeit, bevor die Schule wieder anfangen sollte. Eine Abschlussfahrt, nach ihrem großen Auftritt, denn Lou leider verschlafen hatte. Versunken in den tiefen eines Buches, hatte sie bis zu ersten Sonnenstrahlen des nächsten Morgen gelesen, ehe sie mit dem Buch im Gesicht einschlief.
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Die Abenteuer von Lou & Q ( Band 1: Zwischen den Zeilen)
Teen FictionEin Ei, mit einem mysteriösen Geisterwesen, lässt den langweiligen Alltag von Lou Kopfstehen. Ohne je Erfolg gehabt zu haben, fragt sich die Achtzehnjährige, wo ihr Platz in der Welt ist. Schon immer wusste sie, das sie anders war als die Menschen u...