Kapitel 5

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"Bist du dir sicher, das mit dem Floristen ist eine gute Idee?"

Halvor schaut mir dabei zu wie ich Frühstück mache. Stets darauf bedacht, die Küche nicht in brannt zu stecken. Bei meinem Talent nur eine Frage der Zeit.

"Warum meinst du? Also ich hab da ein gutes Gefühl. "

Ein Gefühl der Vorfreude.
Ein kribbeln im Bauch.
Aufregung und Erwartung.
Schließlich wäre das der erste Schritt ins Leben. Der richtige Weg.

"Ich glaub Haustiere solltest du dir besser auch nicht holen."

Verwirrt drehe ich mich um.
Meine Augenbraue wandert automatisch hoch.

"Was genau willst du mir sagen Hal?"

"Na ja ich glaub du hast die hier umgebracht."

Er zeigt auf eine Pflanze auf dem Kühlschrank, die ich vollkommen vergessen habe.

"Und wenn du so mit deinen Haustieren -"

"Verdammt schon wieder?!"

Gefrustet betrachte ich die Bromelie. Immer wieder versuche ich mich an dieser komischen Pflanze, die ach so pflegeleicht sein soll. Tja und wie jedes mal davor ist auch sie eingegangen. Es scheint so als würde ich das Normale nie auf die Reihe bekommen. Eben darum will ich diesen Job so gerne. Ich will etwas mit meinen Händen zum Leben erwecken. Am Leben erhalten. Nicht töten. Gereizt werfe ich den Rest dieses traurigen Lebewesens in den Mülleimer.

"Also wie war das mit dem Job als Floristin?"

Ich werfe Hal einen Todesblick zu, damit er bescheid weiß, dass er jetzt lieber leise sein sollte.
Wir schweigen.
Unendliches Chaos dreht sich in meinen Gedanken. Auf einmal nehme ich einen merkwürdigen Geruch war.

"Mist!"

Etwas Qualm benebelt meine Küche.
Ich springe zum Herd.
Drehe die Flamme aus.
Reiße die Pfanne davon runter.
Zu schwungvoll.
Sie prahlt mir gegen den Oberschenkel.
Brennend zieht ein stechender Schmerz durch mein Bein. So schnell es geht ziehe ich meine Hose aus, nehme einen Lappen und hallte ihn unter kühles Wasser. Vorsichtig tupfe ich die rosige Wunde ab.
Tränen steigen in meine Augen.
Ich hasse Brandwunden. Lieber schneide ich mich mit einem Messer als das.
Und dann auch noch an so einer Stelle.
Ich sacke in die Knie zusammen.
Heule.
Mal wieder.

"Alles okay?"

"Nichts ist okay! Siehst du doch.."

Ich bin wütend auf mich selbst, doch Hal muss es erneut ertragen. Wann lerne ich bloß meinen Frust nicht an anderen raus zu lassen?

"Du solltest besser langsam machen und zum Arzt gehen. Nachher entzündet - "

"Geh mir nicht auf die Nerven und verschwinde einfach, wenn du nicht helfen kannst."

Hal kommt ein Stück näher.
Er streckt seine Hand aus.
So nah an meinem Kopf und doch -

"Ich würde ja gerne, aber.."

Ich weiß.
Aber..
Aber..
Und nochmals aber.

"Was kann ich denn dafür, dass du nur in meinem Kopf existierst!?"

Hal schüttelt den Kopf.
Nimmt seine Hand zurück.

"Nichts."

Seine Stimme ist kalt.
Ohne Gefühl.
Sachlich.
Mit allem womit ich kontinuierlich zu kämpfen habe, wird er dank seiner Nüchternheit so leicht fertig.
Er hat eh nichts zu verlieren.

Die Schatten dieser Welt (pausiert) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt