"Und gibt's Fortschritte? Sehen Sie die Gestalten immer noch oder zeigen die Medikamente endlich ihre Wirkung?"
Mein Psychiater war nicht gerade von der einfühlsamen Sorte. Aber was hatte ich schon zu erwarten. Von klein auf wurde ich von einem Arzt zum nächsten geschickt. Mehrfach versuchte man es dann auch mit Kliniken, Therapien und eben Tabletten. Die meisten hatten bei meiner Krankenakte schon gar keine Lust mehr mir überhaupt zuzuhören.
So sah mein für sie wertloses Leben aus, dass man nur versuchte zu retten, da es ja eben nun mal so sein sollte. Verpflichtungen eines Arztes. Vorgespieltes Interesse und angebliche nächsten Liebe.Der schon etwas in die Jahre gekommene Mann wartet immer noch auf eine Antwort von mir.
"Keine Gestalten, keine Stimmen, keine komischen Gedanken.. Alles bestens."
Sage ich etwas zu beschwingt und bekomme sofort einen misstrauischen Blick zugeworfen.
"Sie nehmen die Tabletten doch noch regelmäßig ein oder?"
Lügen kann ich so gut wie gar nicht, daher gehe ich direkten Fragen eigentlich immer aus dem Weg. Diesmal wohl zu spät.
Ein Kopfnicken wäre zu leicht gewesen, also versuche ich es mit einem bestimmten einfachen "Ja". Um es zu bestärken senke und hebe ich meinen Kopf ganz langsam und kräftig.
Auffliegen wäre fatal.
Wenn sie bemerken, dass ich die Tabletten nie genommen habe, dann werden sie mich wieder Zwangseinweisen.
Mein Gesicht beginnt zu glühen, so wie immer wenn ich versuche etwas aus dem Weg zu gehen."Du könntest auch einfach mal anfangen auf deinen Arzt zu hören und die Medikamente zu nehmen."
Meldet sich eine tiefe männliche Stimme hinter mir.
Bloß nicht umdrehen! Wenn du dich jetzt umdrehst, um nachzusehen ist es vorbei.
'Und auch nicht antworten', ermahn ich mich selbst gerade noch rechtzeitig.Nervös fange ich an zu lächeln, etwas das meinem Psychiater gar nicht gefällt. Ich hoffe innerlich, dass er einfach nur ein fauler alter Mann ist, der sich eigentlich ein Dreck für mich interessiert, damit er mir endlich den Zettel unterschreibt und mich gehen lässt. Diesen Zettel brauch ich nämlich, um ein normales Leben außerhalb Krankenhäuser, Kliniken oder Ambulanzen zu führen.
"Okay. Wenn das so ist, dann sehen wir uns in einem halben Jahr wieder, um auf Nummer sicher zu gehen, dass bei Ihnen auch wirklich alles 'Bestens' läuft."
Er betont das Bestens recht sarkastisch, aber das ist mir egal. Ich springe aus meinem Sitz auf, reiße den Zettel an mich und verschwinde mit einem flüchtigen 'Auf Wiedersehen' aus dem Raum.
Unfassbar.
Endlich frei.
Frei zu tun und zu lassen, was ich will.
Ein eigenes Leben zu führen.
Aber wie lebt man eigentlich?Mit meinen 21 Jahren habe ich noch keinerlei Erfahrung damit gemacht. Ich habe keinen Führerschein, keine Ausbildung, lebe in einem Wohnheim und muss mit dem lebensnotwendigen auskommen.
Familie hab ich keine mehr.
Freunde hatte ich nie welche.
Ich war einfach schon immer allein.
Es bleibt mir immer noch ein Rätsel, warum die Welt mich eigentlich am leben lässt. Man könnte so viele Gelder sparen, würde man mich einfach um die Ecke bringen.Mit negativen Gedanken laufe ich die weißen Gänge der Klink entlang. So unberührt wie mein Dasein.
Als ich die Glastüren dann endlich hinter mir lasse, atme ich tief ein. Tränen laufen meine Wangen herunter. Ich sacke innerlich zusammen.
Ein Stück Erleichterung, doch die Angst nistet sich schnell in die Leere meines Inneren ein.
Am liebsten würde ich schreien, herum rennen und alles raus lassen, nur würden sie mich dann wahrscheinlich sofort zurück holen. Also richte ich mich auf, trockne meine Augen und versuche zu lächeln."Zufrieden?"
Erneut mischt sich die Altbekannte Stimme in meine Gedanken. Genau wegen dieser Stimme nehme ich das alles auf mich. Wegen ihm, den ich nicht verlieren will. Nicht verlieren kann.
"Sehr."
Antworte ich mit einem großen Grinsen. Er ist die einzige Person, die ich neben mir noch habe. Egal, was alles schon passiert ist, er hat mich nie verlassen. Auf eine gewisse Art liebe ich ihn dafür. Dank ihm war ich nie allein. Bis auf diesen einen Moment..
Ich schüttel den Kopf.
Ab jetzt wird alles etwas anders laufen.
Hoffentlich.
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Die Schatten dieser Welt (pausiert)
FantasyIn einer Welt in der rote Fäden das Sichtbare mit dem Unsichtbaren verbinden, ist es schwer das wirklich Wichtige zu sehen. Tifa ist die einzige, die Halvor sehen kann. Er ist ihre Halluzinationen. Ihr imaginärer Freund. Ihr Verbündeter. Oder?