Kapitel 2

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"Und schon Pläne?"

Fragt Halvor mich neugierig, als wir meine Wohnung betreten. Er ist ziemlich still geworden, nachdem wir das Krankenhaus verlassen haben. Warum weiß ich nicht, aber ich schätze mal er hat Angst, das ich auffalle. Also hält er sich in der Öffentlichkeit zurück. Manchmal ist er wirklich leicht zu durch schauen. Seine Gedankengänge drehen sich meistens darum, dass es mir gut gehen soll. Was ein Wunder. Ich meine er ist schließlich meine Einbildung.

"Wofür genau?"

"Deine Zukunft?"

Seine Stimme nimmt einen leicht gereizte Ton an. Irgendetwas passt ihm nicht. Irgendwas habe ich scheinbar übersehen.

Ich drehe meinen Kopf etwas und betrachte ihn. Leider hat er kein Gesicht, sodass ich seinen Blick oder Ausdruck deuten könnte. Ich sehe auch sonst nicht viel von seinem Äußeren. Halvor erscheint mir nur wie ein Schatten. Eine Figur verhüllt in Schwarz. Eine starke maskuline Gestalt, mit breiten Schultern, langen Beinen und großen Händen. Wie viel hätte ich dafür gegeben sie nur einmal zu berühren, um mich zu vergewissern, dass sie wirklich keine menschliche Wärme halten.

"Weißt du ich mache mir Sorgen. Selbst wenn du einen Ausbildungsplatz findest, wie genau stellst du dir das dann vor? Denkst du nicht es wäre besser.."

"Nein es wäre nicht besser."

Ich weiß genau worauf er hinaus will. Es ist ein wiederkehrendes leidiges Thema.

"Ich nehme keine Tabletten und ich lass dich auch nicht los. Kannst doch selbst einfach gehen, wenn es dir nicht passt."

"Du weißt ganz genau wie absurd das ist."

Nein, das weiß ich nicht. Denn auch wenn mir alle sagen, er sei nur ein Ergebnisse meiner Imagination, will ich das nicht glauben. Nicht solange ich ihn noch nicht -

Halvor weicht aus. Das macht er immer, wenn ich versuche ihn zu berühren. Er bleibt nie stehen und lässt mich feststellen, dass er wirklich nicht real ist. Wahrscheinlich weil mein Unterbewusstsein Angst hat vor dieser Erkenntnis.

"Hör auf damit.."

Genervt von dem ganzen Fangen spielen, zeigt er bestimmt, wo die Grenze verläuft. Das tut er immer. Ich neige dazu über meine Kräfte hinaus Dinge zu versuchen und jedes mal, wenn ich kurz davor bin daran kaputt zu gehen oder etwas zu tun, das ich bereuen würde, rüttelt er mich wach. Ob ich es in dem Moment will oder nicht.

"Schon gut. Zu deiner Frag... Nein weiß ich nicht. Erst mal muss ich einen Job finden, dann kann ich mir weitere Gedanken machen."

"Schon irgendwelche Einfälle?"

In solchen Moment klingt er fast wie ein Vater. Na ja wahrscheinlich hält er sich auch für einen. Als vor 12 Jahren mein Leben wie ich es kannte zusammenbrach, tauchte er auf einmal auf. Von da an hat er sich um mich gekümmert und war für mich da. Auch wenn er mich nie in den Arm nehmen konnte, hat er mir doch den Trost gegeben denn ich brauchte. Für ihn ist es also sehr naheliegend mich als eine Art Tochter oder Schützling zu betrachten. Ganz gleich als was ich ihn sehe..

Ich befreie mich von meinen Gedanken, schüttel den Kopf und zucke mit den Schultern.

"Warum kannst du nicht einmal konkret sein. Dich für etwas entscheiden, den Mund auf machen und es sagen."

Die Schatten dieser Welt (pausiert) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt