Gott, was tat ich dir?

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Ich war nicht wütend auf Dean. Ich war nicht einmal enttäuscht. Vielleicht sollte ich enttäuscht sein, vielleicht wäre eine Partnerin enttäuscht. Vermutlich wäre eine feste Freundin wütend auf ihn gewesen.

   Aber ich war es einfach nicht. Dean hatte mich nicht betrogen, er hatte bloß Fynn geholfen das Mädchen flach zu legen. Ob ich auf Fynn wütend war? Etwas mehr, er hatte mir mal wieder den Schlaf geraubt. Während ich also Kaffee aus meiner, vor wenigen Tagen ergatterten, Maschine schlürfte und gemütlich das Wifi des alten Mr Hicks benutzte, erwartete ich nicht, dass jemand an meiner Tür klopfen würde.

   Noch weniger erwartete ich die brünette Tussi von gestern Abend. Sie sah mich etwas schüchtern an, lächelte und streckte mir dann die Hand hin. »Hi! Du kannst mich gerne Anou nennen.«, kündigte sie mir fröhlich zu. Ich stand da, als wäre mir soeben ein pink farbiger Pegasus über den Weg gelaufen.

   »Evelyn. Nur Evelyn.«, stellte ich mich bissig vor und lehnte mich ein wenig vor um zu der Apartmenttür links von meiner eigenen Wohnung zu schielen. Die Tür schien offen zu stehen, da Licht den dunklen Flur Boden beleuchtete.

   »Fynn hat gesagt, du hättest noch Kaffeepads da.«, erklärte sie ihr auftauchen. Ich starrte sie einen Moment entgeistert an. Wie dreist konnte man sein, einen die halbe Nacht wach zu halten und dann nach Kaffee zu fragen.

   »Ja, klar.«, antwortete ich. »Warte hier einen Moment.« Sie hörte nicht auf mich, sondern huschte gleich darauf in meine Wohnung hinein. Mit zusammen gebissenen Zähne musterte ich sie einen Moment lang und marschierte dann in die Küche. Wie konnte sie es wagen? Während ich die Dose öffnete, in der ich meine Kaffeepads aufbewahrt hielt, musterte ich die Frau vor mir genau. Die langen Haare hatte sie zu einem unordentlichem Zopf gebunden, was sie mir etwas sympathischer machte.

   »Studierst du zusammen mit Fynn?«, fragte sie.

   »Nein.«, antwortete ich griesgrämig.

   Einen kurzen Moment herrschte Stille.

   »Wie viele Pads brauchst du?«

   »Drei wären gut.« Nimm doch gleich die ganze Kiste.

   Erneut setzte Stille ein.

   »Du hast es schön hier.« Die Bude steht halb leer.

   »Danke.«, sagte ich und reichte ihr die Pads.

   »Danke.«, wiederholte sie.

   Erneut stille. Konnte sie nicht einfach gehen?

   »Wir könnten uns ja mal auf einen Kaffee treffen? Fynn sagt, du arbeitest zusammen mit Dean?«

   Nie im Leben, Miss Perfekt. »Ja, vielleicht.«

   Es setzte wieder diese unangenehme Stille ein, ehe sie seufzte und mir wieder die Hand reichte. Diesmal ergriff ich sie.

   »Ich gehe dann mal.«, verkündete sie nach einem kurzen Schütteln unserer Hände und verschwand durch die immer noch offen stehende Apartmenttür. War das grade wirklich passiert? Ich schloss die Tür und sah zu der Decke rauf.

   »Gott, was habe ich dir angetan?«, fragte ich und ging kopfschüttelnd in die Küche, griff nach meinem kalt gewordenen Kaffee und setzte mich an den Holztisch. »Liegt es daran, weil ich nicht zur Kirche gehe? Ich gehe, versprochen. Gleich morgen.«

  Und so kam es, dass ich, Evelyn Dunkens, um acht Uhr morgens in der Kirche stand. Meine Snakebites hatte ich herausgezogen. Genauso jeglichen Rest an Metall an meinen Ohren, meine Haare hatte ich ordentlich geflochten und mit tausenden von Bobby Pins zusammengesteckt. Man könnte meinen, ich sei der vernünftigste Mensch der Welt. Etwas unruhig stand vor einer der Bänke und hielt das Liederbuch in den Händen. Nervös strich ich mir die Bluse glatt.

Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt