Megan hatte (Un)Recht

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I'll give you candy, give you diamonds / Gibe you pills, give you anything you want. Ich tanzte durch meine Küche zu den leisen Tönen aus meinem Handy. Ich brauchte dringend Lautsprecher. Es klopfte an der Tür, ich wirbelte herum wie in Zeitlupe. Wow, der Song verlieh einem schon fast das Gefühl, man spiele in einem Film mit. Zu den Takten von Anything Anything machte ich mich auf den Weg zur Tür. Kurz davor wurde ein Zettel unter dem Türspalt hindurch geschoben. Ich biss mir auf die Lippe und beugte mich hinunter um ihn aufzuheben. Etwas verwirrt starrte ich erst auf die krakelige Schrift und dann auf das dunkle Holz meiner Tür vor mir. Mit gerunzelter Stirn begann ich die Nachricht zu lesen.

-Du hast noch etwa eine Stunde. Wir wollen den blöden Tisch ja nicht verlieren, beeile dich.-

 

Verdattert sah ich wieder auf die Tür. Gleich darauf wurde erneut ein Zettel hindurch geschoben.

-Ich sehe deine Füße noch. Na los und denk an deine Bedingungen.-

Mit einem Lächeln sah ich die Tür vor mir an und machte dann auf dem Absatz kehrt um mich fertig zu machen. Die Zettel ließ ich auf mein altes Sofa fallen und zu den Klängen von Self Esteem schlüpfte ich unter die Dusche. Eine Stunde war genug Zeit. Ich beeilte mich mit dem Duschen, ließ mir Zeit beim Schminken und verzweifelte vor meinem Kleiderschrank. Nur in Unterwäsche bekleidet stand ich vor dem riesen Teil und inspizierte den Inhalt. Vielleicht war ich ja doch mehr Frau als ich zugeben wollte.

   Im Grunde war die Auswahl sowieso noch gering. Bis jetzt, in diesen ganzen achtundfünfzig Tagen, war ich nur einmal kurz in der Mall gewesen um mir eine weiße Bluse für den Job im Café zu besorgen. Ich ließ lautstark die Luft aus meinen Lungen heraus und ließ mich auf mein Bett fallen. Grauer Rock mit einem blauen Top oder doch lieber das schwarze Kleid? Im Grunde sah das Kleid aus wie die Kombination aus Top und Rock – nur eben in schwarz. Ich warf einen Blick in den Spiegel an der Schranktür und beobachtete mich darin. Schwarz stand mir besser als Farbe. Mit dem Kleid in der Hand huschte ich zurück in mein Bad und zog es hastig über.

   »Scheiße.«, murmelte ich leise und hielt die Luft an. Ich hätte auf meine Mum hören soll, als sie sagte, ich solle den anderen etwas vom Weihnachtskuchen übrig lassen. Oder aufhören so viel Truthahn zu essen. Allgemein hatte meine Mutter mir oft gesagt, ich solle auspassen was ich esse. Mit einem letzten Ruck zog ich den Reisverschluss auf meinem Rücken zu und klemmte mir dabei einige meiner Haare ein.

   Genervt von mir selbst schloss ich meine Augen und atmete, so gut es eben in dem etwas zu engen Kleid ging, tief ein uns wieder aus. Wieso machte ich mir überhaupt so einen Kopf wegen meinem Aussehen? Es war Fynn. Ich ging verdammt noch mal mit Fynn aus, nicht mit Christian. Mit einem letzten Seufzer kämmte ich mir die Haare durch, sah auf die Uhr und ließ mich auf mein Sofa nieder. Fehlte nur noch ein Fernseher. Und ein Föhn, aber der war weniger wichtig. Mit geschlossenen Augen ließ ich die letzten zehn Minuten, die mir noch blieben, passieren.

   Pünktlich um neunzehn Uhr zweiundzwanzig klopfte es an meiner Tür. Ich sprang auf, ignorierte das Schwindelgefühl, und sprintete förmlich zu meiner Haustür. Etwas außer Atem wegen meinem leistungsreichen Sprint zog ich die Tür auf und grinste.

   Fynn runzelte die Stirn und kratzte sich am Hinterkopf. »Ist dir das Anzug genug?«

   »Bisschen overdressed bist du ja schon.«, lachte ich und spielte nervös an meinem Piercing herum.

   »Bei deinen nassen Haaren fühle ich mich echt so.«, grinste er und musterte den Rest meines Outfits.

   »Gefällt's dir?«, fragte ich und sah an mir runter. »Hab versucht es so bitchlos wie möglich zu halten, das soll ja keine Bettgeschichte werden.«

Friends in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt