Die Tatsache, dass Dean und ich seit vier Tagen mehr oder weniger als Paar zählten, erfüllte mich mit Glück und Schadenfreude zu gleich. Dean sorgte dafür, dass ich nicht einsam vor mich hin vegetierte und Fynn und viele aus Fynns kleiner Fangemeinde an der Universität sorgten für die Schadenfreude. Während Fynns Freundinnen mir die tödlichsten Blicke zu warfen und langsam aber sicher sogar rumerzähl wurde, ich sei eine dreckige Nutte und würde hinter Deans Geld her sein, genoss ich den kleinen Ruhm.
Dean war Dean. Wir lachten beide über den Blödsinn der anderen Studenten und ließen Fynn verzweifeln. Dieser musste nun mehr oder weniger selber Frauen aufreißen gehen und seine Wut an mir auslassen, wenn Dean und ich zu laut wurden. Im Grunde war es unbeabsichtigt, ich hatte den Vorfall vor siebenunddreißig Tagen bereits vergessen, doch sein „Willst du dich an mir rächen?" am Mittwochmorgen löste eine tief sitzende Freude aus.
»Ich wusste von Anfang an, dass da was zwischen euch läuft.«, prahlte Megan und schlürfte an ihrem Diabetiker-Mörder-Getränk.
»Du hast einfach nur einen Knall.«, besagte ich und lachte, während ich ein Glas ab trocknete. Megan nahm einen weiteren Schluck von ihrer Zuckerbombe.
»Im Gegensatz zu dir, sehe ich den eiskalten Tatsachen ins Auge.«, behauptete sie und ich brach in schallendes Gelächter aus.
»Megan, als deine beste Freundin sage ich dir, -« Ich machte eine kurze Pause, griff nach einem Eimer und einem Lappen und kam hinter der Theke hervor. »- dass es an deinem Wahnsinn liegt.«
»Meinem Wahnsinn?« Sie sah mich skeptisch an und ich schmunzelte.
»Du bist der Wahnsinn in Person.«, wiederholte ich und ging zu einem leeren Tisch um ihn abzuwischen. Sie folgte mir mit ihrem Schicki-Miki-Scheiß, den sie als Kaffee bezeichnete.
»Die Leute glauben also ich sei verrückt?« Sie lachte bei ihren Worten und ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Und was glaubst du?«
»Dass du definitiv einen Knall hast.«, antwortete ich so ernst wie möglich, schließlich lächelte ich doch noch. Sie stimmte in mein Gelächter ein.
»Evelyn, ich bezahle dich nicht fürs Quatschen!«, zischte Judith genervt. Ich sah entschuldigend zur Theke und setzte dann die Tischwischerei fort.
»Sie behandelt euch nicht richtig.«, bemerkte Megan und setzte sich an den Tisch, welchen ich eben fertig gewischt hatte.
»Wartest du hier, bis ich die Tische fertig habe?«, fragte ich sie und griff erneut nach dem Eimer voller Wasser.
»Ja, klar. Ich denke ich hole mir gleich bei Mrs Perfekt einen zweiten Kaffee.«
»Das ist kein Kaffee, Megan. Das ist Einhornkotze.«, erwiderte ich und begann den Tisch neben an zu wischen. Megan drehte sich zu mir um, ihren White Chocolate Mocha zwischen den Händen.
»Und diese Einhornkotze ist wirklich weiter zu empfehlen.«, erwiderte sie und nahm einen großen Schluck von dem Getränk. Ich schüttelte lachend den Kopf und schnitt eine Grimasse in ihre Richtung, dann machte ich mich an die andere Tische ran.
»Megan! Man, ich dachte ich finde dich schon nie!« Ich hob verwundert den Kopf. Nicht das ich geglaubt hätte, Megan hätte außer mir keine Freunde mehr, doch diese Aufgeweckte Begrüßung verwirrte mich. Ein blondes, zierliches Mädchen mit einer wirren Frisur setzte sich Megan gegenüber und die beiden begannen in Windeseile zu Quatschen. Noch immer platt von der Scene, die sich vor mir bildete, machte ich mich daran hastig die Tische zu Ende zu wischen. Kaum hatte ich den Eimer auch schon hinter die Theke gebracht, scheuchte Judith mich auch wieder zu Megans Tisch um die Bestellung für die Unbekannte aufzunehmen. Ich knirschte mit den Zähnen, Freunde von Freunden zu bedienen gehörte nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
»Guten Tag, was kann ich für Sie tun.«, fragte ich und nutzte die Gelegenheit die Frau mir gegenüber genau zu mustern.
»Wie Formell.« Sie zwinkerte Megan zu und lächelte dann zu mir rauf.
»Ja, Evelyn überrascht mich jedes Mal aufs Neue.« Megan lachte und ich runzelte etwas genervt die Stirn.
»Ach das ist die Evelyn? Sieht gar nicht so depressiv aus, wie du immer sagst.«
Ich zog scharf Luft ein und zog eine Augenbraue hoch. »Depressiv?« Die Frage war an Megan gerichtet, die unruhig auf der Bank hin und her rutschte.
Die Unbekannte brach die entstandene Stille. »Für mich jedenfalls einen White Chocolate Mocha.« Klasse, eine zweite Einhornkotzen Trinkerin. »Und einen Schokoladen Muffin.«
»Und für dich Megan? Noch etwas?«, fragte ich sie und hoffte inständig, dass sie nicht Antwortete. Ich notierte die Bestellung der Blondine und sah dann Megan abwartend an.
»Evelyn, das war nicht so gemeint, wie es klingt. Du hast so deine Probleme.«
»Und ich denke, dass auch du so deine Probleme hast. War's das?«
»Ja, danke.«, lächelte Megan 2.0 und ich lächelte ebenfalls zu ihr runter, dann drehte ich mich um und zischte ab um die Bestellung an Judith weiter zu geben.
»Ich wusste gar nicht, dass jemand dich genauso wütend machen kann wie Fynn.« Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich langsam um. Dean stand angelehnt an der Tür zum Pausenraum der Angestellten und grinste verschmilzt. Ich verkniff mir ein Grinsen und empfing den nächsten Kunden. Dean stellte sich zu mir und begann weiße Schokolade mit Milch zu vermischen.
»Megan macht mich nicht wütend.«
»Bist du etwa eifersüchtig auf Mandy?«, fragte er und lächelte mich von der Seite an.
»Ist Mandy ihre beste Freundin oder so?«. fragte ich und griff nach einem eben fertig gemachten Espresso. Judith sah mich warnend an, während sie mir das Getränke überreichte und mit einem gespielten Lächeln reichte ich es an den Kunden weiter. »Ich glaube Judith hat mich auf dem Kicker.«, bemerkte ich und sah mich vorsichtig nach der kleinen Südländerin um.
»Ich glaube, -«, Er streute weiße Schokoladenstückchen auf den Kaffee. »- dass Judith jeden auf dem Kicker hat und nein. Mandy ist wohl oder übel Megans kleine Schwester. Sie ist jedenfalls im ersten Semester.«
»Wie dumm von mir.«, sagte ich darauf und griff nach der Tasse um sie der Unbekannten, Mandy, zu bringen.
»Du neigst dazu, vorschnell zu handeln.«, bemerkte er und ich funkelte ihn böse an. Auf die Tasse konzentriert balancierte ich zu Megans Tisch herüber und stellte das Getränk zwischen die Beiden. Während die beiden zu mir rauf Lächelten, merkte ich wie identisch sie sich eigentlich sahen.
»Setzt du dich zu uns?«, fragte Megan. »Ich muss dir noch jemanden vorstellen.« Sie lächelte mich an und ich grinste ebenfalls. Da ich Judith nirgends hinter der Theke erkennen konnte, sie war vermutlich im Pausenraum, murmelte ich ein knappes „Gerne" und ließ mich neben Megan auf die Bank nieder.
»Mandy Carlson.«, stellte sich das Mädchen vor und reichte mir ihre Hand hin. Ich ergriff sie und lächelte.
»Evelyn Dunkens. Ihre Bedienung.« Sie lächelte über den schlechten Scherz und auch Megan gab ihr undefinierbares Kichern von sich.
»Eve, Mandy ist meine jüngere Schwester und ziemlich zeitgleich mit dir hier her gezogen.«, klärte Megan mich auf und Mandy grinste zur Bestätigung.
»Dean hat erwähnt, dass du an derselben Uni angefangen hast?« Es klang eher nach einer Frage als einer Aussage.
»Ja, ich trete in die Fußstapfen meiner Schwester.« Die beiden lachten, ich saß still da. »Und was machst du?«
»Drittes Semester Psychologie.«, antwortete ich knapp. Mein Blick wanderte zu der Tür des Pausenraumes. Die Klinke wurde runtergedrückt und zeitgleich sprang ich auf. Mandy sah mich perplex an und hatte etwas von ihrer Zuckerbombe ausgeschüttet.
»Toll, das Hemd war neu.«, schmollte sie und sah mich anklagend an.
»Mandy, du kannst es bei mir in die Wäsche schmeißen.«, erwiderte Megan. Sie wirkte so ernst, so, als hätte es diese verrückte Megan mit dem Doloris-Umbridge-Kichern nie gegeben. Und das machte mir gewaltig viel Angst.
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Friends in a roundabout way
HumorSie ein typischer Fall von Ausreißerin mit großen Plänen. Er ein typischer Fall von Arschloch aus der Wohnung gegen über. Obwohl die Geschichte der beiden mit Zickereien weiblicherseits und vergeblichen Flirtversuchen männlicherseits begann, entw...