500 K Special (2/4): Ghost From The Past

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Samira POV:

Mir fielen die Augen beinahe zu. Die U-Bahn ruckelte ordentlich, sodass ich kurz aufgescheucht blinzelte. Meine Station war aber noch weit entfernt. Seitdem das erste Semester meines Studiums begonnen hatte, war mein Schlafrhythmus wirklich miserabel. Deswegen versuchte ich hier etwas Ruhe zu finden.

Dieser November war verregnet. Ja, jeden Tag schien es mehr und mehr zu regnen. Der Regen schien unendlich und gnadenlos. Typisch. Ich döste etwas ein, wurde aber wieder wach, da sich einer meiner kabellosen Kopfhörer nach einer Weile löste.

Genervt fing ich diesen auf. Sie waren eine gute Investition gewesen, aber ab und an fielen sie immer mal wieder aus meinen Ohren. Solange ich sie jedes Mal wieder auffing war das auch okay. Dennoch war es nervig.

Inzwischen wohnte ich mit Tina gemeinsam in einer kleinen Wohnung. Wir hatten uns tatsächlich auf eine Universität einigen können und standen diesen nächsten, großen Schritt gemeinsam durch. Ich wüsste auch gar nicht, was ich ohne sie machen würde.

All dies war so neu und unbekannt. So viele Sachen auf die ich nun Acht geben musste. Es war wie Schule, nur eigenständiger. Ich war dankbar nicht völlig allein das Abenteuer Uni in Angriff nehmen zu müssen. Ja, definitiv. Ich gähnte ausgelaugt.

Meine müden Augen überblickten die Menschen, welche so früh am Morgen mit mir in der Bahn saßen. Die schienen alle genauso lebensfroh, wie ich. Etliche ausgelaugte Gesichter waren hier zu sehen. Ihre Körper wirkten schlaff und genauso wie ich versuchten diese Leute ein wenig Komfort, auf den ungemütlichen Sitzen der U-Bahn, zu finden. Es hätte sich auch um ein avangardistisches Kunstprojekt handeln können, mit dem Titel: Gesichter der Verzweiflung. Absolut belastend.

Meine kalten Hände erwärmten sich an meinem billigen Kaffee-To-Go vom Bahnhof, während aus meinen Kopfhörern Isabella von Isaac Delusion drang. Verträumte Indie-Songs am Morgen luden geradezu dazu ein noch ein wenig zu dösen. Meine Augen fielen mal wieder zu. Es war noch ein längerer Weg bis zu meiner Uni.

Außerdem hatte sich in mir so etwas wie eine innere Uhr entwickelt. Wenn ich in der Nähe meiner Haltstelle war, schreckte ich automatisch hoch. Bis jetzt hatte ich sie noch nie verpasst. Es war seltsam, aber so war es. Und solange es funktionierte, hinterfragte ich es nicht und gab mich meiner Müdigkeit hin. Es war mir recht.

Ich wurde erneut aus meinem Halbschlaf geweckt, als die Person neben mir mit einem kräftigen Ruck aufstand. Genervt zog ich die Augenbrauen zusammen und murmelte ein Schimpfwort. In letzter Zeit schien mir das Fluchen einfacher zu fallen. Woran das wohl lag? Stress? Böse Worte schienen mir beängstigend leicht über die Lippen zu kommen, im Gegensatz zu früher.

Eine ältere Dame betrat die Bahn und setzte sich nun neben mich. Ich machte ihr etwas platz und erneut viel einer meiner Kopfhörer zu Boden. Ich fluchte abermals leise. Die Dame hob den In-Ear-Kopfhörer auf und reichte ihn mir lächelnd zu. Ich bedankte mich und wischte angeekelt über den Kopfhörer rüber. Ich wollte keinen U-Bahn-Dreck in meinem Ohr.

Die Dame fragte nun: „Wie ist es ihnen ergangen?" Verwirrt blickte ich ihr nun richtig ins Gesicht. Ich riss meine müden Augen auf und entfernte sofort meinen anderen Kopfhörer. Konnte es denn wahr sein?

Auf einmal durchfuhr mich eine Energie, welche nicht einmal das Koffein aus meinem billigen Kaffee in die Wege hätte leiten können.

~~

Auktorialer Erzähler:

„Und dann habe ich sie zu ihrem neuen Laden begleitet. Ich hätte niemals gedacht sie wieder zu treffen, geschweige denn noch eine Kette zu erhalten.", beendete sie ihre Erzählung aufgekratzt. Samira schaute nun nachdenklich zur Seite, während sie an dem Anhänger ihrer neuen Kette herum spielte.

Pied Piper Girl [BTS FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt