Kapitel 17

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„Hey, Kuro. Bist du wach?"

Es kam keine Antwort, also nahm Kenma an, dass er schlief. Er war so still, so blass, dass er fast schon wie eine Statue wirkte. Wenn Statuen voll mit Schläuchen und Kabeln wären.

Kenma rückte seinen Stuhl näher an Kuroo's Bettseite, damit er in Armweite war. Er streckte einen Arm aus, um Kuroo's Hand leicht in seine eigene zu nehmen.

Sie war kälter als sonst.

„Uhm," Kenma zögerte für einen Moment, da er unsicher war, wo er anfangen sollte. „Ich habe viel über das ich reden möchte, aber wie du weißt, bin ich nicht gut mit Worten. Aber du verstehst mich trotzdem immer, also würde es dich stören, wenn ich etwas mit dir rede?"

Es kam immer noch keine Antwort. Kein Geräusch, kein leichtes Zucken der Augenlider, nichts.

Nur das Piepsen, des Herzmonitors, der Kenma zeigte, dass er noch da war.

„Kuro, ich habe wirklich Angst" fing er an. Es war so schwer einzugestehen, aber als es einmal gesagt war, flossen die Worte in einem nicht aufzuhaltenden Strom heraus. „Ich habe versucht stark zu bleiben, für dich, denke ich. Aber auch für uns beide. Ich kann mir eine Welt ohne dich nicht vorstellen. Und das möchte ich auch nicht.

Ich fühle mich so egoistisch, dir zu sagen, dass du stark bleiben und kämpfen musst. Ich weiß nicht mal, ob das das ist, was du hören möchtest. Aber ich möchte dich nicht loslassen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Du leidest und ich hasse es zu wissen, dass du Schmerzen hast und es, verdammt nochmal, tötet mich, dass es nichts gibt, was ich dagegen machen kann." Mittlerweile brabbelte Kenma nur noch, er überließ seinem Herzen das Reden.

„Ich fühle mich so verloren. Akaashi rät mir die ganze Zeit einen Therapisten aufzusuchen, aber ich finde das bescheuert. Ich bin nicht derjenige, der leidet. Wie sollte ich überhaupt jemandem erklären, wie es sich anfühlt eine Person wie dich zu verlieren?"

Kenma fiel nicht auf, dass Tränen anfingen sein Gesicht herunter zu strömen, aber er wollte sie auch nicht zurückhalten. Er wollte sein Herz ausschütten; die Karten offenlegen. Egal wie sehr es wehtat; es konnte nicht schlimmer sein, als alles für sich zu behalten.

„Ich wünschte ich könnte sagen, dass ich keine Reue spüre. Weil du es bist. Und weil ich 18 Jahre meines Lebens mit dir verbringen durfte. Aber Gott, ich wünschte, ich hätte jede Sekunde mit dir verbracht. Ich wünschte, ich hätte mich vor den Date Nights nicht so geweigert, und ich wünschte, ich hätte dich nicht weggestoßen, wenn du zu anhänglich wurdest, und ich wünschte, ich hätte dich jeden Tag vor der Arbeit geküsst, und ich wünschte, ich hätte nicht so hart gearbeitet, damit ich dich öfter sehen hätte können. 18 Jahre waren nicht genug."

Ein Schluchzen verließ Kenma's Körper. Es wurde schwerer zu atmen.

„Ich habe den besten Seelenverwandten auf der Welt, wusstest du das? Du bist mein bester Freund, der beste feste Freund, der beste Seelenverwandte, die beste Familie, die man sich nur wünschen könnte." Kenma stotterte, sein Brustkorb tat so weh, wie noch nie zuvor. Seine eigenen Emotionen waren wie eine große Welle und er ertrank darin.

„Ich hätte nie eine Sekunde unserer Zeit für die Welt gegeben." Aber ich würde die Welt für eine weitere Sekunde mit dir geben.

Kenma's Unterlippe zitterte als er sprach. „Ich hoffe du weißt, wie viel du mir bedeutest. Ich glaube nicht, dass ich jemals ein so guter Seelenverwandter für dich war, wie du für mich. Mein Umgang mit Romantik war nie so gut wie deiner. Es tötet mich zu wissen, dass ich vermutlich nie die Chance haben werde, dir das alles zurück zu geben. Ich könnte nicht dankbarer sein, einen Seelenverwandten wie dich zu haben."

Kenma biss ein paar Mal auf seine Unterlippe bevor er weitersprach. Sein Hand strich über den Satz auf seinen Schlüsselbein. „Ich habe dir noch nie gesagt, dass ich dich liebe. Du hast es verdient, sowas jeden Tag gesagt zu bekommen."

Die Worte 'Ich liebe dich' kamen noch nie aus Kenma's Mund. Es war nur fair, zumindest dachte er immer so. Kuroo durfte es nicht sagen, also Kenma auch nicht.

Es war unglaublich dumm, wenn er darüber nachdenkt. Er hätte es jeden Tag sagen sollen.

„Kann ich jetzt damit anfangen?"

Kenma atmete tief ein.

„Ich liebe dich."

Einmal.

„Ich liebe dich."

Zweimal.

„Ich liebe dich."

Dreimal.

„Ich liebe dich."

Und ungefähr eine Millionen mal mehr. Für jeden Stern im Himmel.

Kenma hätte schwören können, dass Kuroo schlief; dass er kein eines Wort von Kenma's Zusammenbruch hörte.

Aber als er spürte, wie Kuroo's Hand Kenma's leicht drückte, war ihm bewusst, dass er jedes einzelne Wort mitgehört hatte.

the galaxy is endless (I thought we were, too) (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt