1. Eine unangenehme Begegnung und ihre Folgen

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Die Wölfe kreisten knurrend um Linnea herum und beäugten sie misstrauisch. Es waren majestätische Tiere und ihr Fell sah wie gemalt aus.
Wenn sie nicht so große Angst hätte, dann hätte sie ihren Mund vor staunen nicht mehr zu bekommen.
Doch sie hatte Angst. Sie zitterte am ganzen Körper.
Wenn sie dies hier überleben würde, dann konnte sich Dean auf etwas gefasst machen!
Er war nämlich der Grund, warum sie jetzt im Wald mit diesen Tieren war.
Linnea konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sie gestern Abend hinter dem Zirkuszelt schlecht gemacht hatte: „Du hast ernsthaft Angst vor Wölfen? Den, den wir im Wald gesehen haben, war doch mini!"
Sie kamen gerade aus einer Vorstellung. Linnea und Dean waren Partner, bei einer Hochseilakrobaten Nummer, was sie hasste.
„Ja, ich habe Angst vor Wölfen, aber doch nur, weil ich als kleines Mädchen mal von einem angegriffen wurde. Das ist doch verständlich!" Linnea wusste nicht warum, aber Dean versuchte es immer weiter, bis sie sich schlecht fühlte.
„Aber du bist jetzt schon 13 und kein kleines Mädchen mehr!"
Und dann ging Dean grübeln in seinen Wagon. Er meinte, er müsse sich umziehen.
Linnea hatte schon da ein ungutes Gefühl, dass er irgendetwas plante. Er musste sie, während sie geschlafen hatte in den Wald gebracht haben! Aber, dass es so gefährlich werden würde, dass hätte sie nicht mal ihm zugetraut.

Doch der eigentliche Schock war, als einer der Jungwölfe anfing zu reden: „Wer ist sie? Ist sie gefährlich? Was machen wir mit ihr?"
Die anderen Wölfe hatten wohl an ihren großen Augen bemerkt, dass Linnea alles gehört hatte, denn der Größte, anscheinend der Alpha sagte: „Feuerstern! Wann lernst du endlich, dass, was du sagst von den Menschen abzuschotten? Jetzt haben wir einen, der weiß, dass wir sprechen können." Sogar einem Wolf sah man an, dass er wütend war...
„Wie heißt du, Kind?", sprach der Alpha ruhig, aber drohend weiter.
Irgendwie hatte Linnea das ungute Gefühl, dass es nicht gut für sie ausgehen würde.
„Ich...ich werde euer Geheimnis nicht weiter erzählen. Versprochen! Aber bitte lasst mich gehen", stotterte sie in Todesangst.
„WIE DU HEISST, WILL ICH WISSEN!", schrie oder eher bellte er sie an.
„Li...Linnea." Mehr bekam sie nicht heraus. Vor Angst, konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.
„Linnea, du weißt, dass wir nie sicher sein können, ob du unser kleines Geheimnis nicht doch verrätst. Deswegen müssen wir große Opfer bringen", sagte der Alpha hinterlistig und traurig zugleich.
Sie ging gerade mit offen Armen auf ihren Tot zu!
Und so kam es, dass der Alpha nickte und sie mit der Schnauze kräftig in den Bauch boxte. Linnea verlor das Gleichgewicht und ruderte mit den Armen. Hinter ihr war ein steiler Abhang und darunter ein reißender Fluss. Wenn sie den erst mal erreicht hatte, dann war es aus. Im Wasser ragten immer wieder spitze Steine heraus. Dort gab es keine Chance zu überleben.
Es brachte nichts. Sie neigte sich immer weiter nach hinten. Ihr kamen fast die Tränen. Sie würde hier sterben und nie wieder ihre Familie oder den Zirkus sehen.
Eine Sekunde zu spät griff sie nach dem über ihr hängenden Ast und verlor endgültig das Gleichgewicht.
Sie stürzte ab...

The fear of wolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt