2. Absturz

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Mir kreidebleichen Gesicht starrte Linnea die Wölfe entsetzt an.
Rückwärts stürzte sie hinab. Blätter und Erde zerzausten ihr die langen blonden Haare.
Die kleinen Bäume, die an der Schlucht noch halt gefunden hatten, zerkratzten ihr das Gesicht.
Verzweifelt versuchte Linnea sich an den Sprösslingen fest zu halten.
Mit wenig Erfolg...
Sie kam dem Flusslauf immer näher.
Noch zwei Meter.
Sie würde es niemals schaffen das hier zu überleben.
Doch als sie schon fast aufgegeben hatte entdeckte Linnea einen Ast, nur wenige Zentimeter über dem reißenden Fluss.
Wenn sie das hier nicht schafft, dann war es aus.
„Alles oder nichts", dachte sie und versuchte  mit aller Kraft mit ihre Hand um den Stamm zu greifen.
Linnea hatte schweißnasse Hände und bezweifelte, dass sie es schaffen würde.
Doch sie musste es schaffen! Ihr ganzes Leben hing davon ab!
Mit sichtlich mehr Erfolg.
Ihr eine Hand hing am Stamm!
Sie schrie vor Anstrengung, aber schaffte es, auch noch die zweite Hand um den Baum zu legen.
Mühevoll versuchte Linnea auf den Baum zu klettern und einen festen Stand zu finden. Dabei rutschte sie aber immer wieder aus und berührte mit den Füßen das Wasser.
Nach ein paar mühsam erkämpften Minuten hatte sie es geschafft.
Sie stand schweißnass und zitternd, aber unendlich froh auf einem Ast.
Von dort aus konnte sie sich von Baum zu Baum immer weiter nach oben hangeln. Sie war jetzt ungefähr in der Mitte der Schlucht.
Der kleine Baum, der sie gerettet hatte, war gar nicht mehr zu sehen.
Erleichtert und Dankbar dachte sie jetzt an ihren Zirkus zurück, der ihr all das beigebracht hatte.
Langsam, immer darauf bedacht nicht abzurutschen hangelte sie dich bis ganz nach oben.
Das Rudel schaute verdutzt, als Linnea wieder, dreckig und zitternd, aber mit sehr viel Selbstbewusstsein, hervor kletterte.
Der Jungwolf, der anscheinend Feuerstern hieß, gab einen Laut von sich, der aber eher dass Gegenteil von Ärger war.
Doch der Alpha sah dies anders.
Wütend stürmte er auf sie zu, sodass es Linnea bei jedem Schritt mulmiger wurde: „Er wir mich wieder in die Schlucht schubsen und wahrscheinlich schaffe ich es diesmal nicht. Ich muss doch etwas tun...", dachte sie.
Bevor der Alpha sie wieder in den Abgrund schubsen konnte, sprang Linnea in die Luft und griff sich den Ast, der über ihr wuchs.
Nur mit Mühe und in allerletzter Sekunde konnte sich der Wolf vor dem Abgrund retten. Wütend schnappte er nach ihren Füßen.
Panisch kletterte sie auf den Ast und zur Sicherheit noch auf dem nächst hören.
So konnte kein Wolf angreifen.
„Könnt ihr mal aufhören? Ihr könnt mich nicht einfach umbringen! So wird euer Geheimnis auf keinen Fall bewahrt. Menschen werden erstrecht auf euch aufmerksam, wenn in der Nähe eures Rudels eine Leiche liegt! Also hört mit dem Quatsch auf!", endlich kam Linnea zu Wort. Jetzt galt es zu überleben. Wenn die Wölfe dachten, dass sie furchtlos war und sich mit einem ganzen Rudel Wölfe anlegte, dann hatten sie vielleicht etwas mehr Respekt vor ihr.
„ Du da, Alpha, wie heißt du?", hoffentlich war das nicht zu viel. Wenn sie den Alpha beleidigt hatte, dann war es für sie aus.
„Horuko", gab er missbilligend zurück.
„Ich hab sehr viele Fragen an euch. Darf ich sie euch stellen?" Linnea versuchte es wieder auf die nette Art.
Als keiner antwortete, begann sie einfach: „Warum könnt ihr sprechen? Seid ihr Werwölfe?"
„Pah, Werwölfe sind halbe Menschen. Wir sind viel schlauer! Alle Wölfe können sprechen, aber noch keiner hat es den Menschen gezeigt. Sonst entstehen noch weitere, solche Legenden, wie von dem Werwolf! Das ist kompletter Quatsch", regte sich der Alpha auf.
Linnea verdrehte die Augen. Doch sie fragte weiter:
„Wie bin ich hier gelandet? Hat eine schwarzhaariger Junge, der ungefähr so groß ist, wie ich mich her geschleppt?"
Horuko antwortete: „ Ja. Er hat die ganze Zeit vor sich hin gelacht. Er hat dich vor unserer Höhle gelegt, doch als er uns sah ist er schreiend weggerannt."
„Dean! Dieser Mistkerl! Der wird was erleben!"
Linnea wollt ihr schon vom Baum springen und sich auf dem Heimweg machen, als Horuko ihr den Wegnversperrte.
„So leicht machen wir es dir nicht! Du musst erst beweisen, dass du auch wirklich ein Geheimnis bewahren kannst! Wir machen einen Wettrennen! Du gegen mich!
Entweder du kommst dabei um, oder du gewinnst"
Und schon steckte Linnea wieder in riesigen Schwierigkeiten! Wie sollte sie ein Wettrennen gegen einen Alphawolf gewinnen?

The fear of wolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt