7. Die Lichtung

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Vorsichtig kletterte Linnea  einen Ast nach dem anderen hinunter, bis sie den Boden erreicht hatte.
Vor ihr erstreckte sie eine weidengrüne Lichtung.
Gräser, als ein Fußballfeld.
Links, mitten durch die Lichtung und rechts neben ihr schlängelte sich ein Fluss entlang, sodass Linnea keine Chance hatte, die Lichtung zu umgehen.
Hatte Horuko das hier geplant? Hatte er deshalb diese Strecke ausgewählt? Würde er sie gleich aus dem Hinterhalt angreifen?
Dass durfte doch nicht war sein!
Sollte sie das wirklich machen?
Hatte sie eine andere Wahl?
Vorsichtig setzte sie einen Fuß nach vorne und trat aus dem schützendem Dickicht.
Jetzt musste sie einfach rennen.
Ihre Hoffnung war, dass sie das andere Ende der Lichtung erreichte, bevor Horuko sie schnappen konnte.
Bis jetzt klappte das auch ganz gut.
Linnea hatte schon fast die Hälfte erreicht und somit auch den Fluss, als sie plötzlich ein lautes knacken hörte.
Wie sie befürchtet hatte, wartete der Alpha schon auf sie...
Er hatte in der Kuhle des Flusses auf sie gewartet!
Wie angewurzelt blieb sie stehen.
Horuko kam langsam aber sicher mit einem unheimlichen, durchdringendem Blick auf sie zu.
Endlich war sie aus ihrer Schockstarre aufgewacht und tat das einzig Richtige:
Lauf!
Sie konnte an nichts anderes mehr denken.
Sie traute sich nicht zurück zu blicken, aber sie wusste, dass Horuko sie hartnäckig verfolgte.
Aber anscheinend schneller, als beim letzten Mal.
Sie hatte alle Kräfte mobilisiert, die sie noch hatte.
Doch der Alpha holte trotzdem auf.
Linnea hörte sein lautes Schnaufen und die Pranken, die so groß wie ihr Kopf waren, mit ungeheuere Kraft auf den Boden aufprallen.
Was sollte sie nur tun?
Sie musste unbedingt so schnell wie es ging auf einem Baum. Nur schneller!
Doch immer, wenn sie auf das Ende der Lichtung zu rannte, sprang der Wolf aus dem Nichts vor sie und sie musste abdrehen.
Langsam ging ihr die Puste aus!
Der Alpha spielte mit ihr!
Wie eine Katze mit ihrer Maus!
Wie konnte sie das stoppen?
Sie musste sich verstecken!
Doch wie, auf einem Feld, dass weit und breit keine Versteckmöglichkeiten gab?
Oder doch!
Vor ihr erhob sich ein kleiner Hügel und dahinter schlängelte sich der Fluss entlang.
Es war nicht das beste Versteck, aber es erfüllte trotzdem seinen Zweck.
Sie hatte keine Zeit das Ganze zu überdenken und wahrscheinlich war das ein riesiger Fehler, denn wenn sie sich versteckte, dann konnte Horuko Linnea einfacher schnappen, wenn er sie erst einmal gefunden hatte...
Doch sie musste es ausprobieren, denn weiter weglaufen hatte keinen Sinn.
Schnell rannte sie den Hügel hinauf und stürzte sich dann in die Nische des Flusses, bevor der Alpha oben am Berg angekommen war und sie sehen konnte. Diese eine Sekunde hatte Linnea ausgenutzt, als der Berg zwischen den Beiden war.
Mit seinem massigem Körper übersprang Horuko den Fluss einfach und stürzte weiter in Richtung Wald, bis er, von Bäumen verdeckt, nicht mehr zu sehen war.
Linnea konnte keine Zeit verlieren! Bald würde der Wolf stutzig werden und zur Lichtung zurückkehren, um noch einmal alles genau zu untersuchen.
Sie machte alles, dass sie wegkam und folgte Horuko in den Wald.
Dort angekommen, kletterte sie sofort die sichere Höhe und blieb dort erst einmal, um durch zu atmen.
„Puh, dass war knapp! Schlimmer kann es nicht mehr werden!"
Oder doch?

The fear of wolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt