Kapitel 2

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Ich rückte langsam rückwärts von seinem Schoß herunter, "Ich . . . ich muss mal eben ins Bad." Stammelte ich vor mich hin. V nickte nur kurz.

Ich ging also aus meinem Zimmer heraus und schloss langsam die Tür. Quasi rennend ging ich die Treppe nach unten, ich hatte zu kämpfen nicht hinzufallen. Ich versuchte nur so viel Abstand zwischen uns beide zu bringen, wie es in diesem Haus nur ging, trotzdem war es noch zu wenig. Wäre ich jetzt bei ihm gewesen, wäre ich weggerannt. Aber das ging nicht, denn ich kann erstens nicht aus dem Haus, in dem ich selbst wohne wegrennen. Und zweitens wollte ich V, der jetzt oben alleine in meinem Zimmer saß und sich wahrscheihnlich null Gedanken über das, was gerade passiert ist, macht, etwas fragen.

Als ich im Bad ankam, starrte ich schockiert in den Spiegel. Meine Haare waren zerzaust, meine Lippen angeschwollen, meine Augen waren glasig und ich hatte einen kleinen hell-lilanen Knutschfleck in der Kuhle über meinem Schlüsselbein. Dazu kam es mir so vor, als würde mein Kopf explodieren - ich sollte aufhören über das Geschehene nachzudenken, aber das konnte ich nicht.

Ich trat näher an den großen Spiegel des Badschrankes und betrachtete mich näher. Mein Blick fiel auf die Lippen meines Spiegelbildes. Ich hob meinen Arm und berührte sie vorsichtig und fuhr ihre Form langsam nach. Wenn ich nun sagen würde, dass ich mir dabei nicht seine Lippen auf meinen vorstellte, wäre das gelogen.

Als ich etwas mehr Druck mit meinem Zeigefinger auf meine Unterlippe ausübte, musste ich zusammenzucken. Es tat weh. War das möglich? Durchs . . . Küssen? Ich war überfordert und vor lauter Schreck ließ ich meine Hand wieder sinken.

Mir kam die Frage auf, was V wohl über den Kuss denkt. Aber wohl vermutlich nichts. Er hatte mir schon öfter mehr als nur deutlich klar gemacht, dass er keine Gefühle für mich hat. Der Kuss bedeutete also rein gar nichts, vor allem nicht für ihn.

Um mir nun auch dieses Erlebnis aus dem Kopf zu schlagen, machte ich mir klar, dass es nur ein Kuss unter Freunden war, der nichts bedeutet hat. Das machen doch alle Freunde.

Bevor ich das Bad verließ, wusch ich mir mein Gesicht mit kaltem Wasser und spülte meinen Mund aus, ich musste seinen Geschmack los werden . . . und seinen Geruch auch. Also nahm ich mir mein Lieblingsparfum zur Hand und sprühte es mir an den Hals.

Ich ging daraufhin also wieder nach oben. V hatte sich in der Zeit, in der ich weg war kein Stück bewegt. Er saß immer noch auf meinem Bett, schaute allerdings konzentriert auf sein Handy. Als ich die Tür öffnete, blickte er hoch und grinste mich an.

"Ich sollte jetzt gehen, denke ich", stellt V mit ernstem Ton fest, grinst dabei aber immer noch.

"Musst du nicht, also . . . außer du hast noch etwas anderes vor. Aber rein theoretisch ich bräuchte nochmal deine Hilfe", antworte ich und grinse V genauso an wie er mich.

"Okay, naja . . . ich wäre jetzt sonst nach Hause gegangen."

"Nein musst du nicht . . .", stelle ich die Situation klar.

"Na dann, wobei brauchst du noch meine Hilfe?" Fragt er mich und wackelt dabei verdächtig mit den Augenbrauen.

"Ich weiß nicht, was ich anziehen soll", stelle ich fest, "du musst mir helfen etwas passendes zu finden."

"Ich bin ein Typ, Jody. Ich hab keine Ahnung, was gut passt und was nicht."

"Ja ja, ich weiß, aber eben weil du ein Typ bist, weißt du auf was Typen stehen", erkläre ich mich, warum ich will, dass er mir bei meiner Outfitauswahl hilft. Ihm scheint das wohl Erklärung genug zu sein, weswegen er nur einnickt.

Ich öffne meinen Kleiderschrank und verschwinde mit dem Kopf darin, als ich anfange v zu erklären: "Also ich hab schon eine Idee." Ich ziehe also eine lange, ziemlich weite schlabbrige Jeans und ein etwas enganliegenderes schwarzes Croptop mit Spagettiträgern aus meinem Schrank.

Kiss me, BestieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt