5. Kapitel - Stille Nacht

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 „Sie ist ohnmächtig!", rief Vidar. Zitternd kniete er über der Forscherin. Sie musste so schnell wie möglich von ihr weg.

„Das Miasma!" Antara pfiff Kito heran. „Es schadet ihr! Pack sie auf Kito!" Wie ein Sack Kartoffeln schwang Vidar Gaelins Körper auf den Rücken des Odogarons. Antara rannte davon. Kito folgte ihr langsamer, darauf bedacht, Gaelin nicht fallen zu lassen. „Hinterher!", rief sie Vidar zu, „Ich weiß einen sicheren Ort!" Er hechtete ihr hinterher. Wenn er sich richtig erinnerte, war dies die Richtung, in der der Schlafplatz eines ausgewachsenen Odogaron und die Säurebecken lagen.

Der gelbe Nebel lichtete sich langsam, doch noch immer konnte Vidar ihn in seiner Lunge spüren. Im Gegensatz zu Gaelin hatte er hier mehrere Tage bei geringerer Nebeldichte verbracht und dadurch eine Resistenz aufgebaut. Dennoch brannte es in seiner Lunge und schnürte ihm langsam die Luftröhre zu. Viel länger würde er es hier nicht mehr aushalten. Er sprintete weiter und ließ die Umgebung dabei völlig außer Acht. Deshalb überraschten ihn auch die Girros, kleine schwarze Monster, als sie ihn zu zweit überfielen, doch sie hatten nicht mit einem Jäger gerechnet.

In einer einzelnen Bewegung zog er seine Morphaxt in Schwertform und wirbelte sie herum. Beide Girros wurden getroffen. Tot waren sie noch nicht, aber betäubt. Für mehr hatte er jetzt keine Zeit.

Antara und Kito waren ihm ein ganzes Stück voraus, aber der Weg war nicht mehr weit und er würde schnell aufholen können.

Vor ihnen türmte sich eine von Kletterranken bewachsene Felswand auf und sie mussten stoppen. Bei seinem ersten Besuch im Tal hatte Vidar den Ort über der Wand nicht erkundet. Sein Bein war dafür zu schwer verletzt gewesen.

„Wir müssen da hoch", keuchte Antara, "Dort ist eine kleine Höhle." Sie schien es nicht gewohnt zu sein, so viel am Stück zu rennen. Wenn man ein so kräftiges Monster wie Kito zum Freund hatte, brauchte man das wohl auch nicht unbedingt. „Dort oben können wir sie in Ruhe versorgen, aber der Transport wird schwierig", fuhr sie fort, „Wenn Kito einfach hochklettert wird Gaelin runter fallen." Es war schon ein Wunder, dass sie bis jetzt nicht runter gerutscht war. Kitos Reitgeschirr bestand nur aus einem dunkelbraunen Sattel und zwei Griffen. Damit könnten sie die Forscherin nicht ausreichend sichern und wenn Antara mit drauf saß, wäre es immer noch nicht sicher genug.

„Hast du kein Seil dabei?", fragte Vidar. Vielleicht könnte er eine der Ranken abschneiden. Aber wären sie wirklich sicher genug? Nein, auf keinen Fall.

„Nein, kein Seil", antwortete Antara. Sie mussten weitersuchen. Die einzige Möglichkeit, die Vidar noch einfiel, war der Enterhaken an seiner rechten Armschiene.

„Ich habe eine Idee." Noch während er sprach, nahm er die gesamte Armschiene ab und zog das Seil des Enterhakens komplett aus.

„Willst du sie damit an Kito fesseln?" Antaras dunkelblaue Augen folgten jeder seiner Bewegungen. Er nickte und fuhr mit seiner Arbeit fort. Kito blieb ruhig, als der Jäger das Seil um den kräftigen Körper legte. Sobald nur noch ein kleines Stück übrig war, zog er es fest und sicherte den Haken am Reitgeschirr. „Ich hoffe es wird halten", murmelte er. Bisher hatte sein Enterhaken ihn nie im Stich gelassen.

Auf Antaras Befehl hin kletterte Kito die Felswand hinauf. Seine langen Krallen fanden guten Halt in den Ranken. Zwei große Sprünge später war der Odogaron oben angelangt. Vidar und Antara folgten ihm. In diesem Moment wünschte Vidar sich seinen Enterhaken zurück. Er hatte ihm das Klettern immer so sehr erleichtert.

Noch während er an seinen tollen Enterhaken dachte, war er oben angelangt. Kito stand ein paar Meter weit entfernt und versuchte mit seiner Schnauze das Seil zu lösen. „Hey!", rief Vidar, „Lass meine Ausrüstung in Ruhe!" Sofort hob Kito seinen Kopf und setzte sich hin. Gaelin rutschte beinahe herunter, aber Vidar hielt sie noch rechtzeitig fest. Behutsam nahm er dem Odogaron den Enterhaken wieder ab und legte dann Gaelin auf den Boden.

Monster Hunter - Das Herz Eines JägersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt