Vidar wusste nicht, was er tun sollte. Vor ihm saß Antara, eine Person, die er wirklich bewunderte, und schluchzte, den Kopf auf die Knie gestützt. Schließlich setzte er sich neben sie auf den steinigen Boden und legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie schreckte nicht zurück, was Vidar als positives Zeichen auffasste. Dann zog er sie in die Sicherheit seiner Arme.
„Hey...", flüsterte er. Seine Stimme war so leise, dass er sich nicht sicher war, ob Antara ihn gehört hatte. „Ich bin hier." Sie drückte sich fester an ihn. Es war nicht viel, aber doch schien diese Umarmung genau das zu sein, was Antara jetzt brauchte. Kito legte sich zu den beiden und schirmte sie mit seinem Körper vom Rest der Welt. Niemand würde es wagen, sie anzugreifen.
Während sie einfach dort saßen, beruhigte sich Antaras schneller Atem allmählich und auch das Schluchzen wurde leiser. Vidar fühlte sich in dieser Stille unwohl und begann leise zu singen. Es war ein altes Lied, mit dem er aufgewachsen war. Seine Mutter hatte es ihm vorgesungen, wenn er krank gewesen war, und später dann auch, wenn er von seinem Jagdtraining wieder einmal mit Schrammen und blauen Flecken nach Hause gekommen war.
„Ruh lieber Jäger... äh Rider." Antara stieß laut Luft aus, was wohl ein Lachen sein sollte, aber davon ließ Vidar sich nicht ablenken.„Die Klinge ist stumpf,
Deine Knochen müde.
Monster wurde gejagt,
Das Böse besiegt.
Dein Dorf ist nun sicher.Alte Wunden brennen,
Neue schmerzen schrecklich.
Dein Herz klopft so laut.
So wachsame Augen,
Einst von Feuer erfüllt,
Sehen jetzt müde aus.Leg dich hier nieder,
In das grüne Gras,
Schau den Wolken zu.
Schließ deine Augen,
Denk nicht mehr nach.
Alles wird gut.Ruh, lieber Rider.
Du weißt, du warst gut.
Die Nacht ist gekommen
Und du musst schlafen.
Lass deine Träume
die Schmerzen wegtragen."Antara hob ihren Kopf. Ihre Wangen waren noch mit Tränen benetzt, aber sie würden bald vergessen sein.
„Danke", flüsterte sie. Ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht und brachte ihr sonst so freundliche Art wieder zurück. „Das ist ein schönes Lied."
„Ist ein Kinderlied von meiner Mutter", erklärte Vidar, „Sie singt viel besser als ich."
„Es ist gut genug für mich. Aber das Lied beiseite", begann Antara, „Ich sollte dir wohl erklären, was los ist."
„Nur, wenn du dazu bereit bist." Natürlich wollte er wissen, warum sie allein war, nachdem sie offensichtlich gekämpft hatte, aber er wollte auch, dass sie sich wohlfühlte. Nuro, welcher bisher das Geschehen aus einer Ecke heraus beobachtet hatte, hüpfte zu ihnen heran. Vor Kito stoppte er kurz. Als der Nuro nicht beachtete, kletterte Nuro einfach über ihn rüber.
„Ist das dein Palico?", fragte Antara und hielt ihm ihre Hand hin.
„Ja, er heißt Nuro. Nuro, das ist Antara", stellte er die beiden vor. Zuerst war Nuro der Riderin gegenüber schüchtern und schreckte bei ihrer Berührung zurück, doch dann siegte seine Neugierde doch.
„Du bist ja richtig weich", bemerkte sie und nahm ihn in den Arm.
„Verdammt!", zischte sie und schob ein schmerzerfülltes Grunzen hinterher, „Du trittst ja!" Sie drückte ihre Hand auf ihren Bauch.
„Du bist verletzt!", stellte Vidar erschrocken fest, als er ihre Rüstung genauer betrachtete. Getrocknetes Blut klebte daran und was noch viel wichtiger war, war der Kratzer, der sich quer über den Bauch zog. „Du musst geheilt werden!", quiekte Vidar, „Hast du Tränke hier, oder einen Immunisierer?" Er musste doch irgendetwas für sie tun können!
„Dafür brauche ich noch Honig", erklärte sie mit einer erstaunlichen Gelassenheit.
„Ich hab welchen hier!" Seine Stimme wurde höher.
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Monster Hunter - Das Herz Eines Jägers
Hayran Kurgu[Fortsetzung zu In den Tiefen des Tals] Vidar ist wohlbehalten wieder in Astera angekommen und geht dem einfachen Jägerleben nach. Doch die Entdeckungen, die er bei seinem Abenteuer gemacht haben, regen die Forscher der Dritten Flotte an und schon...